Vorbild "Modell Türkei" De Maizière will Flüchtlingszentren in Afrika
07.07.2016, 17:12 Uhr
Von Libyen aus starten besonders viele Flüchtlinge die Fahrt über das Mittelmeer - Unzählige überlebten sie nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Bundesinnenminister unterstützt die Idee, Aufnahmezentren für Flüchtlinge in Nordafrika einzurichten. Damit soll Schleppern der Boden entzogen und Schutzbedürftigen legale und sichere Wege in die EU eröffnet werden.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat sich für die Einrichtung von international betriebenen Aufnahmezentren für Flüchtlinge in Nordafrika ausgesprochen. Menschen, die auf der Mittelmeerroute gerettet würden, könnten dann "zurückgebracht werden, aber nicht irgendwo am Stand abgesetzt, sondern in sichere Camps", sagte der CDU-Politiker beim Treffen mit seinen EU-Kollegen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. In den Lagern solle dann geprüft werden, ob Flüchtlinge Asyl in Europa bekommen könnten.
Die Lager sollten durch die EU gemeinsam mit dem Flüchtingshilfswerk UNHCR betrieben werden, so de Maizière weiter. Dort solle der Schutzbedarf der Menschen geprüft werden und diese dann gegebenenfalls nach Europa gebracht werden. Menschen, die nicht schutzbedürftig seien, müssten aus den Lagern "zurückgeführt werden in ihre Heimat".
Für de Maizière ist dies "ein wichtiger Weg", um der Flüchtlingskrise Herr zu werden: Damit entscheide "nicht das Portemonnaie" oder Schlepper darüber, "wer nach Europa kommt, sondern die europäischen Staaten selbst". Der Minister zog dabei eine Parallele zum "Modell Türkei". Mit der Regierung in Ankara hat die EU die Aufnahme syrischer Flüchtlinge vereinbart, deren Zahl von der aus Griechenland in die Türkei zurückgebrachten Flüchtlinge abhängt.
Die EU hatte solche Zentren bereits im vergangenen Jahr diskutiert, auch damals waren entsprechende Pläne von de Maizière sowie auch Österreich unterstützt worden. Flüchtlingsorganisationen bezweifeln jedoch, dass dort faire Asylverfahren stattfinden können, die etwa auch juristische Berufungsmöglichkeiten gegen Ablehnungsentscheidungen nach europäischen Standards vorsehen.
Quelle: ntv.de, hul/AFP