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Israel intensiviert Angriffe Hamas dementiert Entführung

Die israelische Armee reagiert mit massiven Vergeltungsangriffen auf die Entführung eines Soldaten.

Die israelische Armee reagiert mit massiven Vergeltungsangriffen auf die Entführung eines Soldaten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem Scheitern der Waffenruhe greift Israel wieder massiv Ziele im Gazastreifen an. Die Suche nach einem verschleppten Leutnant der israelischen Armee lässt die Gewalt erneut eskalieren. Über den Verbleib des Soldaten kursieren widersprüchliche Aussagen.

Die israelische Armee intensiviert nach dem Scheitern der Waffenruhe ihre Angriffe im Gazastreifen. Die Militäreinsätze konzentrierten sich in der Nacht auf die südliche Stadt Rafah. Dort suchten Soldaten weiter nach einem ihrer Kameraden, der nach israelischen Angaben von einem Kommando der radikal-islamischen Hamas entführt wurde.

Trotz der neuen Auseinandersetzungen kündigte die Palästinensische Autonomiebehörde an, eine Delegation zu Verhandlungen über eine Beruhigung der Lage in die ägyptische Hauptstadt Kairo zu entsenden. Der 23-jährige Leutnant Hadar Goldin fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Hamas-Kommando in die Hände, als seine Einheit an der Zerstörung eines Tunnels in den Gazastreifen arbeitete. Der Armee zufolge ereignete sich die Entführung am Freitagmorgen anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen und die USA zuvor zwischen Israel und radikalen Palästinensern vermittelt hatten. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause für gescheitert.

Widersprüchliche Angaben

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestreitet, den Soldaten entführt zu haben. "Wir wissen nichts über einen vermissten Soldaten, seinen Verbleib oder die Umstände seines Verschwindens", hieß es in einer Mitteilung, die an Journalisten versandt wurde. Nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan hatten die Al-Kassam-Brigaden zuvor noch bestätigt, Goldin gefangen genommen zu haben. Die jüngsten Angaben widersprachen auch Medienberichten, in denen es unter Berufung auf eine Mitteilung der Al-Kassam-Brigaden hieß, die Gruppe vermute, der seit einem Überfall vermisste Soldat und seine mutmaßlichen Entführer seien bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen.

"Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem Bombardement getötet wurden", zitierte etwa die israelische Zeitung "Haaretz" aus der Mitteilung. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen. Osama Hamdan, ein Hamas-Sprecher in Katar, sagte dem US-Sender CNN, der Überfall habe sich vor Beginn der Waffenruhe ereignet. Ihm lagen nach eigenen Angaben bislang keine Informationen über den verschwundenen Soldaten vor. Er wies darauf hin, dass Goldin möglicherweise von "irgendeiner anderen Organisation" gefangen genommen worden sei. Zuletzt war 2006 ein israelischer Soldat von einem Kommando unter Leitung der Hamas durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1000 palästinensische Häftlinge.

Netanjahu droht mit harter Reaktion

Der neue Vorfall droht den aktuellen Konflikt weiter anzuheizen. Bis Mitternacht starben nach Angaben des Sprechers des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mindestens 104 Palästinenser. Zwei israelische Soldaten starben bei Gefechten mit Hamas-Kämpfern. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich nach dem Scheitern der Waffenruhe "schockiert und zutiefst enttäuscht über die Entwicklung". Er befürchtete "ernste Folgen für die Menschen in Gaza, in Israel und darüber hinaus". Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

Palästinenser ringen um Feuerpause

Die Palästinensische Autonomiebehörde gibt ihr Ringen um eine Feuerpause nicht auf. Chefunterhändler Saeb Erekat sagte CNN am späten Freitagabend, Vertreter würden am Samstag zu Verhandlungen nach Kairo reisen. Er rief US-Außenminister John Kerry auf, die Israelis zu überzeugen, auch eine Delegation zu entsenden. Eine Deeskalation in dem Konflikt sei zwingend nötig. In Kairo solle auch der Fall des verschwundenen Soldaten zur Sprache kommen.

Die Lage der Zivilbevölkerung im dicht besiedelten Gazastreifen ist laut UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) katastrophal. Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bis zum frühen Samstagmorgen auf 1610 gestiegen. Auf israelischer Seite wurden im Gaza-Krieg mindestens 63 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Militante aus dem Gazastreifen feuerten am Freitag mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.

Quelle: ntv.de, ail/dpa

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