Resistent gegen Antibiotika Kliniken kämpfen gegen Keime
19.09.2013, 06:49 Uhr
Keime verbreiten sich in manchen Kliniken rasant - trotz strenger Hygienevorschriften.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch die besten Antibiotika können ihnen nicht gefährlich werden: sogenannte multiresistente Keime. Sie werden in deutschen Kliniken zum wachsenden Problem, wie das Gesundheitsministerium einräumt. Ihr Anteil an allen Klinik-Keimen steigt drastisch - teilweise mit dreistelligen Prozentwerten.
Gefährliche Krankheitserreger, gegen die Antibiotika nichts oder nur wenig ausrichten, werden in deutschen Krankenhäusern immer häufiger zum Risiko. Es geht um Keime, die ganz resistent sind oder nur mäßig empfindlich auf die Medikamente reagieren. Ihr Anteil an der gemessenen Keimbelastung insgesamt ist in den vergangenen Jahren in hunderten Kliniken deutlich gestiegen. Das geht aus einer Liste aus dem Bundesgesundheitsministerium hervor. Sie stammt aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.
Je nach Bakterien-Art stieg der Anteil an Keimen, die gegen alle Breitband-Antibiotika wenig oder unempfindlich sind, an allen gemessenen Keimen in den vergangenen fünf Jahren um 50 bis 200 Prozent. Diese Anteile bewegen sich je nach Erreger zwischen 0,04 und 17,9 Prozent.
Die aufgeführten Fallzahlen lagen 2012 etwa beim Erreger Escherichia coli bei 55 im Vergleich zu 16 zwei Jahre zuvor, bei Acinetobacter baumannii bei 250 im Vergleich zu 217 im Jahr 2010, bei Pseudomonas aeruginosa bei 3888 nach 2722 zwei Jahre vorher.
Versagten die zuständigen Minister?
Die Daten stammen aus einem Kontrollprojekt zu Antibiotika-Resistenzen, bei dem Kliniken ihre einschlägigen Daten mitteilen. Allerdings betont Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz in ihrem Schreiben an die Grünen, dass der Vergleich der absoluten Zahlen nicht zulässig sei. Denn die Zahl der teilnehmenden Häuser veränderte sich über die Jahre - sie stieg an: 269 Kliniken waren es 2010, 286 im Jahr 2012.
Der Abgeordnete Friedrich Ostendorff, der bei den Grünen für den Bereich zuständig ist, warf den zuständigen Bundesministern Daniel Bahr (FDP) und Ilse Aigner (CSU) Versagen beim Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen vor. "Die rapide Resistenzentwicklung ist ein weiterer Warnschuss", sagte er. So müsse die Politik dafür sorgen, dass jeder Patient vor Aufnahme in ein Krankenhaus auf gefährliche Keime hin untersucht werde.
Die Koalition hatte im Juni eine Finanzspritze für die rund 2000 Kliniken in Deutschland beschlossen, unter anderem soll das Geld in besseren Infektionsschutz fließen. Ursachen für die Entwicklung von resistenten Keimen sind eine sorglose Verschreibung von Antibiotika sowie Antibiotika-Einsatz in der Tierzucht.
Gute Bewertung für Patientenversorgung
Auf der anderen Seite erhalten die deutschen Krankenhäuser in Sachen Behandlung der Patienten gute Noten. Bei einer Auswertung der Daten der Kliniken fielen sogar deutlich weniger gravierende Schwachstellen auf als im Vorjahr. Allerdings gebe es in einigen Bereichen eine Streuung der Qualität, heißt es in dem Qualitätsreport 2012 des AQUA-Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. In Auftrag gegeben hatte diesen Report das höchste Gremium im Gesundheitswesen, der Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen, Ärzten und Kliniken.
Einen besonderen Handlungsbedarf sehen die Autoren des AQUA-Instituts in erheblich weniger Bereichen als im Vorjahr - die gemessene Qualität habe sich also deutlich verbessert. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, sprach sich dafür aus, die Erhebungen auszudehnen. "Die Beurteilung der Qualität der Versorgung darf nicht mit der Entlassung an der Krankenhauspforte aufhören." So solle der Erfolg von Therapien über längere Zeit hinweg besser verfolgt werden.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa