Politik

Bundespräsident Georg Schramm? Lafontaine hat nichts dagegen

Zackiger als Gauck, wohl auch deutlich linker: Georg Schramm.

Zackiger als Gauck, wohl auch deutlich linker: Georg Schramm.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Kabarettist und Kapitalismuskritiker Georg Schramm ist bei Linken und Piraten als Gegenkandidat zu Joachim Gauck bei der Neuwahl des Bundespräsidenten im Gespräch. Der frühere Partei- und Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, sagte zu einer möglichen Nominierung des vom Linken-Jugendverband Solid ins Gespräch gebrachten Schramm, dies sei ein "interessanter Vorschlag".

Lafontaine bekräftigte in der "Saarbrücker Zeitung" zudem, Gauck sei für die Linke nicht wählbar. "Wenn alle in die falsche Richtung laufen und einen Kandidaten unterstützen, der den Abbau des Sozialstaats und den Krieg als Mittel der Politik für richtig hält, dann muss es wenigstens eine politische Kraft geben, die dagegenhält", begründete Lafontaine die Überlegungen bei den Linken für die Nominierung eines eigenen Kandidaten. Zu Gauck, der von CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP unterstützt wird, sagte Lafontaine, dieser sei "zum Beispiel für Hartz IV und den Afghanistan-Krieg. Schon deshalb können wir ihn unmöglich unterstützen".

"Ein gelungener Kompromiss"

Mitglieder der Linksjugend Solid hatten am Sonntag eine Online-Petition für Schramm gestartet. Dieser habe sich "über Jahrzehnte hinweg einen Namen als ebenso scharfzüngiger wie unterhaltsamer Kritiker des kapitalistischen Wirtschaftssystems gemacht", hieß es zur Begründung.

"Die Vorstellung, einen Kabarettisten für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren zu lassen, mag manchen skurril vorkommen", so die Initiatoren. "Anderen wiederum erscheint das Amt des Bundespräsidenten an sich skurril. Wäre ein Kabarettist also hier nicht ein gelungener Kompromiss?"

Auch Piraten liebäugeln mit Schramm

Auch in der Piratenpartei wird über eine mögliche Nominierung Schramms oder eine Unterstützung für seine Kandidatur diskutiert. Auf der Webseite der Piraten findet sich der Wunsch nach einem Bundespräsidenten Schramm erstmals in Kommentaren von Nicht-Piraten zu einer Pressemitteilung des stellvertretenden Parteichefs Bernd Schlömer.

Auch Leser von n-tv.de hatten Schramm als Bundespräsidenten vorgeschlagen. Bei einer Umfrage am vergangenen Freitag wurde der Kabarettist fünf Mal genannt. Schramm hatte am 12. November auf einer Occupy-Kundgebung in Frankfurt gesprochen.

Die Parteispitze der Linken will an diesem Donnerstag entscheiden, ob sie einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Der Linken-Fraktionsvize Dietmar Bartsch wollte sich vorab an Personalspekulationen nicht beteiligen. Auch zu der Frage, ob die Linke überhaupt einen Gegenkandidaten zu Gauck aufstellen sollte, legte er sich im Deutschlandfunk nicht fest. "Es gibt Argumente, die deutlich dafür sprechen, es gibt auch Argumente, die dagegen sprechen", sagte Bartsch lediglich. Klar sei nur, dass Gauck für die Linke "nicht akzeptabel" sei.

"Erst mal Herrn Schramm fragen"

Zu Schramm äußerte Bartsch, der als Lafontaine-Gegner gilt und bereits angekündigt hat, für den Parteivorsitz zu kandidieren, eher zurückhaltend. "Also, da würde ich zunächst mal Herrn Schramm fragen, ob er auch zur Verfügung steht", sagte er. Er selbst werde sich "an Personenvorschlägen nicht beteiligen".

Für die Entscheidung über das Präsidentenamt dürften die Beratungen bei Linken und Piraten keine eine Rolle spielen. Die Linke stellt lediglich rund 125 der 1240 Wahlleute in der Bundesversammlung, die Piraten nur 2.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP

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