"Die Zeit der Trauerarbeit ist zu Ende" Lindner ist neuer FDP-Chef
07.12.2013, 20:23 Uhr
Die FDP hat eine neue Spitze: Der einstige Generalsekretär der Liberalen, Lindner, soll die Partei aus der Krise führen. Der 34-Jährige gibt sich kämpferisch und fordert seine Parteikollegen auf, Eitelkeiten abzulegen.
Christian Lindner ist neuer Bundesvorsitzender der FDP. Der Nachfolger von Philipp Rösler erhielt bei einem Sonderparteitag in Berlin 79,04 Prozent der Stimmen. Damit setzte sich der bisherige Parteivize wie erwartet gegen zwei weitgehend u nbekannte Kandidaten durch. Lindners Herausforderer Jörg Behlen erhielt nun 9,4 Prozent, der zweite Gegenkandidat Götz Galuba rund 5,9 Prozent.
Linder bezeichnete sein Wahlergebnis als "tolles Votum". Die Art der Auseinandersetzung auf dem Parteitag sei "stilbildend" für die FDP. Sein Ziel ist es, die FDP bei der nächsten Wahl 2017 zurück in den Bundestag zu führen.
Zu einem der Stellvertreter wurde Wolfgang Kubicki gewählt: Mit 89,87 Prozent erhielt der für seine spitzen Worte bekannte schleswig-holsteinische Landtagsfraktionschef ein deutlich besseres Ergebnis als Lindner. Die neue Generalsekretärin der Liberalen ist die scheidende hessische Kultusministerin Nicola Beer. Die Delegierten wählten die 43-Jährige mit 84,3 Prozent der Stimmen zur Nachfolgerin von Patrick Döring, der sein Amt nach der Niederlage bei der Bundestagswahl zur Verfügung gestellt hatte.
Die AfD ist für Lindner eine "Bauernfängertruppe"
Mit einem Aufruf zur Geschlossenheit und zur Rückbesinnung auf liberale Kernforderungen empfahl sich Linder kurz zuvor für das Amt des Parteichefs. "Alte Rechnungen, taktische Stellungsdebatten und Eitelkeiten - sie bedeuten nichts mehr angesichts der Größe der Herausforderungen, vor der wir stehen." Ab sofort müsse gelten: "Greift der politische Gegner einen von uns an, dann bekommt er es mit der gesamten FDP zu tun."
Er rief seine Partei auf, das Scheitern bei der Bundestagswahl abzuhaken und zu kämpfen. "Die Zeit der Trauerarbeit ist zu Ende", sagte der 34-Jährige in seiner Bewerbungsrede. Der weite Weg zurück in den Bundestag werde von Widerständen, Rückschlägen und Enttäuschungen gesäumt sein: "Deshalb kann keiner diesen Weg allein gehen." Der Umgang der Basis mit der Niederlage zeige, dass die FDP noch Stärke und Selbstachtung besitze.
Lindner warnte seine Partei dringend vor einer Abkehr von proeuropäischen Positionen, wie sie von einem Teil der Partei diskutiert wird. "Würden wir nur einen Zentimeter in Richtung der Eurohasser gehen - wir würden unsere ökonomische Kompetenz verlieren und vor allem unsere Seele." Unter seiner Führung werde es keine Spaltung und keinen Rechtsruck geben. Die Partei dürfe nicht der "nationalökonomischen Bauernfängertruppe" von der AfD nacheifern.
Für die außerparlamentarische Arbeit bis 2017 gab der 34-Jährige die Parole aus: "Apo ist Machete und Florett, Stammtisch und Talkshow, Straße und Feuilleton." Linders Bewerbungsrede wurde von den Delegierten mit stehenden Ovationen bedacht.
Quelle: ntv.de, hah/dpa/AFP