Politik

Waffen statt Worte Machtkampf in Venezuela fordert 21 Tote

Polizisten feuern in Caracas Tränengas auf Demonstranten.

Polizisten feuern in Caracas Tränengas auf Demonstranten.

(Foto: picture alliance / Fernando Llan)

In Venezuela stehen die Zeichen auf Sturm - die Opposition pocht auf Neuwahlen, um das sozialistische Experiment zu beenden. Die Regierung ruft zur "maximalen Mobilisierung" auf.

Im erbitterten Machtkampf in Venezuela hat es bereits rund 1300 Festnahmen gegeben. Seit dem Ausbruch der Proteste am 4. April seien mindestens 1289 Menschen festgenommen worden, teilte der Direktor der Organisation Foro Penal Venezolano, Alfredo Romero, in Caracas mit. Die Organisation ist ein Zusammenschluss von rund 200 Anwälten, die sich um die Betreuung von Gefangenen kümmert und für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzt.

Allein seit Mittwoch gab es in der besonders dramatischen Phase 750 Festnahmen. Bei Unruhen und Protesten starben seit Anfang April 21 Menschen - davon neun im Zusammenhang mit Demonstrationen, mehrere Menschen wurden mit Kopfschüssen getötet.

In der Nacht zu Freitag spielten sich dann im Viertel La Valle im Südosten von Caracas drastische Szenen ab. Demonstranten und Polizisten lieferten sich Straßenschlachten, es kam zu massiven Plünderungen. Insgesamt starben in der Nacht zwölf Menschen - elf in La Valle und ein Mann im Armenviertel Petare.

Der fallende Ölpreis

Das Land mit den größten Ölreserven der Welt (rund 300 Milliarden Barrel - ein Barrel entspricht 159 Liter) ist seit dem Fall des Ölpreises vor rund drei Jahren in die tiefste Krise seiner Geschichte gerutscht. Es wird kaum noch etwas produziert und auch die Ölförderung ist stark eingebrochen. Wegen der Bedienung milliardenschwerer Auslandsschulden und der höchsten Inflation der Welt können kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert werden, die in Euro oder Dollar zu bezahlen sind.

Maduro macht den niedrigen Ölpreis und einen «Wirtschaftskrieg» ausländischer Mächte verantwortlich. 2016 brach die Wirtschaftsleistung um 18 Prozent ein. Rund 95 Prozent der Staatseinnahmen macht der Ölexport aus - in Zeiten niedriger Preise erweist sich diese Abhängigkeit als fatal.

"Maximalen Mobilisierung"

Die meisten Opfer in La Valle starben durch Schüsse und Stromschläge beim Versuch, Elektrogeräte aus einer Bäckerei zu plündern. Die Regierung und die Opposition beschuldigten sich gegenseitig, für die Opfer verantwortlich zu sein. Auch ein Kinderkrankenhaus wurde attackiert, 54 Kinder mussten - auch wegen Tränengaswolken - in Sicherheit gebracht werden. Das Viertel gilt als Hochburg der linken Szene - Präsident Nicolás Maduro wurde hier geboren und ging hier zur Schule. Daher ist das Aufkommen von Unruhen bemerkenswert - lange war in dieser Gegend die Zustimmung zu den Sozialisten besonders hoch.

Venezuelas Vizepräsident Tareck El Aissami rief das Volk zur "maximalen Mobilisierung" gegen einen möglichen Putsch auf: "Die Rechte ist voller Hass, sie erzeugt eine neue terroristische Spirale, ein Komplott mit Verbrechen, sie benutzen kriminelle Banden, um ein friedliches Volk zu attackieren."

Quelle: ntv.de, Georg Ismar, dpa

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