Europa oder Russland? Moskau ködert Serbien mit Geld
03.08.2014, 17:02 Uhr
Serbiens Regierungschef Vucic besuchte Putin im Juli. Im Oktober kommt Putin nach Belgrad.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Serbien will jedermanns Freund sein, doch sowohl die Europäische Union als auch Russland fordern eine Entscheidung. Russland bietet mehrere Milliarden Dollar. Keine Überraschung: Es geht um Gas.
Russland hat den EU-Beitrittskandidaten Serbien gewarnt, sich den Sanktionen der Europäischen Union und der USA gegen Moskau anzuschließen. In diesem Fall werde das Balkanland seine "nationale Identität, seine Souveränität und wirtschaftlichen Interessen aufgeben", sagte der russische Botschafter Konstantin Kosacov der angesehenen Belgrader Zeitung "Politika".
Serbien hat traditionell sehr enge Beziehungen zu Russland. Dennoch will Ministerpräsident Aleksandar Vucic das Land "so schnell wie möglich" in die EU führen, wie er im Juni sagte. Eine Hürde dabei ist die Anerkennung des Kosovo, zu der Serbien bislang nicht bereit ist.
Botschafter Kosacov machte in dem Interview deutlich, dass Serbien mit Direktinvestitionen von fünf Milliarden Dollar und einer Öffnung des russischen Marktes für serbische Agrarprodukte rechnen könne, wenn das Land weiter zu Russland stehe. Der Diplomat erinnerte daran, dass Russland Serbien bereits über Großprojekte wie den Bau der Erdgasleitung "South Stream" fördere. Mit der Pipeline will Russland die Ukraine als Transitland umgehen.
Ab 2017 soll russisches Gas über die geplante Leitung durch das Schwarze Meer über Bulgarien und dann weiter nach Serbien und Ungarn bis nach Österreich fließen. Allerdings hat Bulgarien die Vorbereitungen für "South Stream" im Juni eingestellt, weil die EU-Kommission bezweifelt, dass bei der Vergabe der Bauaufträge EU-Recht eingehalten wurde. Zugleich hat die EU politische Bedenken gegen die Pipeline.
Serbien steht unter Druck Brüssels, sich der Sanktionspolitik des Westens anzuschließen, hat das aber mit Hinweis auf seine historischen Verbindungen zu Russland bisher abgelehnt. Trotz der Bedenken der EU unterzeichnete Regierungschef Vucic Anfang Juli am Rande eines Besuchs in Moskau einen Vertrag über den Bau von "South Stream". Im Oktober steht ein Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Serbien an. Anlass ist der 70. Jahrestag der Befreiung Belgrads durch die Rote Armee und die Volksbefreiungsarmee des späteren jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito.
Mit Blick auf den Konflikt zwischen Russland und der EU sagte der serbische Präsident Tomislav Nikolic vor zwei Wochen, Serbien sei jedermanns Freund. "Hätten wir uns auf eine der beiden Seiten gestellt, hätten wir einen Freund verloren", so Nikolic.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa