Zuckerfest und Jom Kippur Neue Feiertage nötig?
13.10.2009, 10:38 UhrSchulfrei für alle Kinder an einem muslimischen Feiertag? Ein entsprechender Vorstoß der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) stößt überwiegend auf Ablehnung.

In diesem Jahr fällt das Zuckerfest auf den 20. September (Aushang der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, mit der für ein Straßenfest in Neukölln geworben werden soll).
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Der Zentralrat der Muslime, Politiker und Kirchenvertreter sprachen sich dagegen aus. Der Zentralrat der Juden zeigte dagegen Sympathie für den Vorschlag und regte seinerseits schulfrei auch an einem jüdischen Feiertag an.
Der TGD-Bundesvorsitzende Kenan Kolat hatte die Debatte angestoßen und etwa das Zuckerfest zum Ende des Fastenmonats Ramadan ins Gespräch gebracht. "Ich fände es gut", sagte Kolat der "Berliner Zeitung". Dies solle ausdrücklich auch für Kinder mit anderer Religion gelten. "Das wäre ein Zeichen der Toleranz."
Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte dagegen: "Ich sehe keine Veranlassung, aus diesem Tag einen generell schulfreien oder arbeitsfreien Feiertag für alle zu machen." Er begrüßte die bereits gängige Praxis, dass muslimische Schüler an ihren Feiertagen nicht in die Schule kommen müssen. Dies funktioniere vor allem in Großstädten gut und unbürokratisch.
Juden für Jom Kippur
Der Zentralrat der Juden fordert auch an einem jüdischen Feiertag schulfrei und schlug dafür den Versöhungstag Jom Kippur vor. Gleichzeitig sprach sich Generalsekretär Stephan Kramer in der "Welt" auch für einen islamischen Feiertag aus. Das zeige Respekt und Toleranz der Gesellschaft gegenüber einer anderen Religion.

Kenan Kolat.
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Der Paritätische Wohlfahrtsverband, unter dessen Dach zahlreiche Migrantenorganisationen versammelt sind, erteilte Kolats Vorstoß eine Absage. "Davon halte ich gar nichts. Das würde andere Religionen nur vor den Kopf stoßen. Wir haben Buddhisten, Hinduisten - wir können doch nicht für jede Gruppe einen Feiertag einführen", sagte die Vorsitzende Heidi Merk der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sagte der FAZ, in der Integrationspolitik gehe es um wichtigere Fragen. "Wir müssen Bildungs- und Aufstiegschancen und Deutschkenntnisse für Zuwandererkinder verbessern, statt neue Feiertage einzuführen."
Unterstützung für Kolat kam dagegen vom Grünen-Abgeordneten Hans- Christian Ströbele. "Über einen muslimischen Feiertag sollte man nachdenken", sagte der Politiker, in dessen Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg viele türkische Migranten leben. Auch der Türkische Bund Berlin-Brandenburg sprach sich für einen muslimischen Feiertag aus, weil die Zahl der Muslime in Deutschland so hoch sei.
Quelle: ntv.de, dpa