Politik

Neuer Vorwurf, neue Intransparenz Noch ein Upgrade für Wulff

Neue Vorwürfe gegen Bundespräsident Wulff - und wieder geht es weniger um den Fall an sich, sondern vor allem um den Vorwurf von Halbwahrheiten und Ausflüchten. Wulff soll 2007 während eines Fluges ein Upgrade erhalten haben. Nach Auskunft der Lufthansa sind Upgrades während eines Fluges aber gar nicht möglich.

Christian Wulff im Oktober 2010 während eines Flugs von St.Petersburg nach Uljanowsk in Russland.

Christian Wulff im Oktober 2010 während eines Flugs von St.Petersburg nach Uljanowsk in Russland.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dem seit vier Wochen unter Druck stehenden Bundespräsidenten Christian Wulff droht neuer Ärger: Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung fordert die SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag Aufklärung zu einer Urlaubsreise in die USA im April 2007. Unterdessen veröffentlichten die Springer-Blätter "Welt" und "Welt am Sonntag" ihren Fragenkatalog sowie die Antworten von Wulffs Anwälten und der BW-Bank.

Dabei geht es um ein Upgrade in die Business-Class, das der damalige niedersächsische Ministerpräsident, seine heutige Ehefrau Bettina und deren Sohn während des Fluges von Miami nach Frankfurt erhalten haben sollen.

Auf Anfrage der "Bild"-Zeitung hatte Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr dies zunächst bestritten. "Die Flugtickets waren von Anfang an in der Business-Class gebucht", antwortete er dem Bericht zufolge der Zeitung. Der Aufpreis im Vergleich zur Economy-Class sei durch privat gesammelte Bonusmeilen beglichen worden. Laut Lufthansa müssten für ein solches Upgrade von drei Personen auf einem solchen Langstreckenflug 210.000 Bonusmeilen eingesetzt werden. Das entspreche den gesammelten Bonusmeilen von 420 Flügen zwischen Hannover und München, die Wulff privat gesammelt haben müsste.

Auf Nachfragen der Zeitung habe Wulffs Anwalt die ursprüngliche Stellungnahme später um den zusätzlichen Hinweis ergänzt: "Das Meilenkonto besteht seit Ende der 80er Jahre. Herr Wulff nutzt für alle privaten Ausgaben ausschließlich die Kreditkarte der Lufthansa." Der Lufthansa zufolge gibt es das Bonusmeilen-Programm "Miles & More" jedoch erst seit 1993. Eine "Miles & More"-Kreditkarte gebe es erst seit 1999, so die "Bild"-Zeitung. Um mit einer solchen Kreditkarte 210.000 Bonusmeilen zu sammeln, müssen 210.000 Euro mit der Karte umgesetzt werden - ebenfalls privat.

Auf weitere Nachfragen habe Lehr dann seine ursprüngliche Auskunft korrigiert, die Flugtickets seien "von Anfang an" in der Business-Class gebucht gewesen. Vielmehr teilte Lehr nun mit, "für ein Upgrade von der Economy Class zur Business Class während eines Fluges in die USA mit der Lufthansa setzte Herr Wulff seine privat erworbenen Bonusmeilen ein". Nach Auskunft der Lufthansa sind Upgrades während eines Fluges an Bord von Lufthansa-Maschinen aber nicht möglich.

Ein Upgrade stand auch am Anfang der aktuellen Affäre: Der niedersächsische Landtag befragte Wulff im Februar 2010 nur am Rande zu Geschäftsbeziehungen zu Egon Geerkens, im Zentrum standen die Fluggesellschaft Air Berlin und deren damaliger Chef Joachim Hunold. Dieser hatte Wulff beim Weihnachtsurlaub 2009 ein kostenloses Upgrade besorgt. Wulff räumte später einen Fehler ein und zahlte die Differenz nach. Geschäftliche Kontakte zu Hunold oder Geerkens bestritt Wulff jedoch - obwohl er schon damals den Privatkredit der Geerkens in Anspruch genommen hatte. Auf diesen Umstand machte die "Bild"-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 13. Dezember aufmerksam und brachte so die Affäre ins Rollen.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP

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