"Jahrzehnt des Krieges" ist beendet Obama legt erneut Amtseid ab
21.01.2013, 18:00 Uhr
Es ist der Wurm drin: Wieder hat sich Obama beim Amtseid verhaspelt.
(Foto: REUTERS)
Vor den Augen der Nation wird US-Präsident Obama in seine zweite Amtszeit eingeführt. Obama leistet in einer feierlichen Zeremonie auf den Stufen des Kapitols in Washington den Amtseid. Er ruft seine Landsleute zur Einheit auf. Die USA müssten als "eine Nation, ein Volk" handeln. Er erklärt ein "Jahrzehnt des Krieges" für beendet und legt sein Augenmerk auf die wirtschaftliche Erholung.
US-Präsident Barack Obama hat vor hunderttausenden Amerikanern öffentlich den Eid für seine zweite Amtszeit geleistet. Auf den Stufen des Kapitols schwor er auf Verfassung und Bibel. Offiziell hatte Obamas zweite Amtszeit bereits am Sonntag begonnen, als der 51-Jährige im kleinen Kreis im Weißen Haus vereidigt worden war.
In seiner mit Spannung erwarteten Rede betonte er die Bedeutung von Freiheit und Gleichheit. Darin liege die eigentliche Stärke Amerikas, sagte er vor Hunderttausenden Schaulustigen unmittelbar nach seiner Vereidigung vor dem Kapitol in Washington. 200 Jahre nach der Verkündigung der Verfassung gehe es darum, diese Werte einzulösen. "Eine große Nation muss sich um die Verletzlichen kümmern und sein Volk vor den schlimmsten Unglücksfällen bewahren", sagte Obama.
Der US-Präsident erklärte ein "Jahrzehnt des Krieges" für beendet und legte sein Augenmerk auf die wirtschaftliche Erholung. "Amerikas Möglichkeiten kennen keine Grenzen, denn wir besitzen alle Eigenschaften, die diese Welt ohne Grenzen braucht." Obama betonte auch die Notwendigkeit, gegen den Klimawandel vorzugehen. Zwar gehe es immer noch Menschen, die die Urteile der Wissenschaftler über den Klimawandel nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Aber Amerika könne sich der Forderung nach einem Wandel in der Energiepolitik nicht verschließen.
Obama lobte die Vielfalt seines Landes und mahnte gleiche Chancen für alle Bürger an. Dazu zählte er gleiches Gehalt für Frauen und Männer, gleiche Rechte für Homosexuelle und eine offene Immigrationspolitik. Er betonte auch die Rolle der USA in der Welt. Die Vereinigten Staaten würden auch weiterhin von Asien bis Afrika, vom Nahen Osten bis Lateinamerika die Demokratie unterstützen. Amerika müsse zudem auch weiterhin "eine Quelle der Hoffnung für die Armen, die Kranken und die Marginalisierten sein".
Die Menschenmassen, die sich seit dem frühen Morgen zwischen dem Kapitol und dem Obelisken des Washington Monument unter strahlend blauem Himmel versammelt hatten, jubelten und schwenkten US-Flaggen. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt waren bis zu 800.000 Zuschauer auf der National Mall erwartet worden.
Schwur auf zwei Bibeln
Der Präsident legte seinen Amtseid auf zwei Bibeln ab. Ein Exem plar gehörte einst Präsident Abraham Lincoln, der im 19. Jahrhundert die Sklaverei in Amerika beendete und von Obama sehr verehrt wird. Die andere Bibel stammt aus dem Besitz von Martin Luther King. Die Amtseinführung Obamas fiel mit dem nationalen Gedenktag für den 1968 ermordeten afroamerikanischen Bürgerrechtler zusammen.
Auch US-Vizepräsident Joe Biden legte am Montag seinen öffentlichen Eid für eine zweite Amtszeit ab. Offiziell war der 70-Jährige bereits am Sonntag in einer kleinen Zeremonie in der Sternwarte der US-Marine in Washington vereidigt worden. Den Amtseid nahm die Richterin am Obersten Gerichtshof, Sonia Sotomayor, ab. Obama hatte Sotomayor als erste Richterin mit lateinamerikanischen Wurzeln an den Supreme Court berufen.
Sicherheitskräfte kontrollierten die Straßen rund um die National Mall, gepanzerte Fahrzeuge sperrten die Gegend für den Verkehr ab. Über der Stadt kreisten Helikopter. Etwa 30.000 Polizisten und Soldaten der Nationalgarde waren im Einsatz. Die Bundespolizei FBI hatte allerdings verlauten lassen, dass es "keine glaubhaften Drohungen" gegen die Inaugurationsfeier gebe.
Nach der Vereidigungsrede speist der Präsident mit Abgeordneten und Würdenträgern im Kapitol, anschließend nimmt er die Parade über die Pennsylvania Avenue zum Weißen Haus teil. Am Abend tanzen Obama und seine Frau Michelle auf den Präsidentenbällen.
Erstmals vier Amtseide seit Roosevelt
Als erster US-Präsident seit Franklin Delano Roosevelt legt Obama damit vier Mal den Amtseid ab. Doch während der von 1933 bis 1945 regierende Roosevelt vier Präsidentschaftswahlen gewann, stecken hinter Obamas Vierfach-Schwur eine Panne bei seiner ersten Vereidigung und der Zufall im diesjährigen Terminkalender.
Der Oberste Richter John Roberts brachte damals die Eidesformel durcheinander, Obama sprach den Fehler nach. Um sicherzugehen, dass der Eid rechtskräftig ist, wiederholte Obama den Schwur am Tag danach im kleinen Kreis. "Wir haben beschlossen, das nochmal zu machen, weil es so viel Spaß gemacht hat", hatte der Präsident damals gescherzt.
Grüße aus Deutschland
Bundespräsident Joachim Gauck gratulierte Obama zu seiner zweiten Amtszeit und lud ihn zu einem Besuch nach Deutschland ein. "Die Deutschen bringen Ihrem Land, aber auch Ihnen persönlich, eine hohe Wertschätzung und große Sympathie entgegen", hieß es in einem Glückwunschschreiben Gaucks, wie das Bundespräsidialamt mitteilte.
Gauck nannte Obamas Besuch vor fast fünf Jahren in Berlin ein "beredtes Zeugnis" für die Wertschätzung des Präsidenten und der USA in Deutschland. "Gern würde ich gemeinsam mit Ihnen hieran anknüpfen und lade Sie daher, zur Vertiefung der bewährten Freundschaft zwischen unseren Ländern, zu einem Besuch in Deutschland ein", hieß es weiter.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Obama bereits nach dessen Wiederwahl im November zu einem Deutschland-Besuch eingeladen. Einen bilateralen Besuch Obamas in Deutschland gab es in dessen erster Amtszeit als Präsident nicht. Er war allerdings zu internationalen Terminen in Deutschland. Seinen vielbejubelten Auftritt an der Berliner Siegessäule absolvierte Obama noch als Präsidentschaftskandidat im Sommer 2008.
Quelle: ntv.de