Kampf gegen Zigarettenkonsum Paris will Spielplatzraucher bestrafen
25.09.2014, 21:44 Uhr
So bunt könnte es in Frankreichs Tabak-Regalen künftig nicht mehr aussehen. Die Regierung will einheitliche Packungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Zeiten, in denen ein guter französischer Wein oder auch ein guter französischer Film ohne Zigarette nicht denkbar war, sind vorbei. Frankreichs Regierung will Rauchern die Lust auf den Glimmstängel verderben - zur Not auch mit Strafen.
Mit einem neuen Anti-Tabak-Gesetz will Frankreich den staatlichen Kampf gegen das Rauchen verschärfen. Das Projekt sieht unter anderem vor, den Zigarettenkonsum in Autos mit Kindern und auf Spielplätzen unter Strafe zu stellen. Zudem sollen Tabakkonzerne zur Einführung von neutralen Einheitspackungen gezwungen werden. Eine vergleichbare Regelung gibt es bislang nur in Australien, wo seit 2012 nur noch einheitliche grüne Zigarettenschachteln verkauft werden dürfen - statt Markennamen sind auf ihnen abschreckende Bilder von Raucherlungen oder Krebsgeschwüren zu sehen. Irland und Großbritannien haben die neuen Schachteln wie die Regierung in Paris in Planung.
Beibehalten werden sollen laut Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine die Warnhinweise wie "Rauchen tötet" oder "Rauchen schadet der Gesundheit", die bereits seit mehreren Jahren in der ganzen EU vorgeschrieben sind. Die Pariser Linksregierung erhofft sich von den Einheitsschachteln, dass Zigaretten damit weniger attraktiv werden und demzufolge weniger Menschen rauchen. Jetzt müssen sie noch vom Parlament gebilligt werden.
Anti-Tabak-Politik zielt auf Jugendliche ab
Frankreich verweist dabei auf Erfahrungen in Australien. Offiziellen Angaben zufolge ist in Down Under der Verkauf von Zigaretten seitdem stark zurückgegangen ist - von gut 3,5 Milliarden australischen Dollar im letzten Quartal 2012 auf 2,35 Milliarden im ersten Quartal 2014.
Die neutralen Zigarettenschachteln sind Teil eines Plans zur Krebsbekämpfung, den der französische Präsident François Hollande im Februar vorgestellt hat. Die neuen Anti-Tabak-Maßnahmen zielen vor allem auf Jugendliche ab, die Experten zufolge besonders von bestimmten Marken angezogen werden. Frankreich geht damit noch weiter als eine neue EU-Richtlinie, der zufolge die Flächen von Zigarettenschachteln künftig zu 65 Prozent mit Warnhinweisen und Schockfotos bedeckt sein müssen.
Zigarettenindustrie droht mit Klagen
Heftige Kritik äußerte die französische Zigarettenindustrie. "Wir verlieren unsere Marken, dies ist eine Verletzung des Rechts auf geistiges Eigentum", erklärte die Sprecherin des Tabakherstellers Seita. Branchenvertreter drohten zudem mit Schadenersatzklagen, die den Staat Beträge in Milliardenhöhe kosten könnten.
In Australien hatten mehrere führende Zigarettenhersteller vergeblich gegen die Einheitspackungen geklagt. Fünf Klagen vor der Welthandelsorganisation (WTO) sind allerdings noch anhängig: Sie wurden von Kuba, der Dominikanischen Republik, Honduras, Indonesien und der Ukraine gegen Australien eingereicht. Branchenvertreter erwarten im Fall der Fälle ähnliche Klagen gegen Frankreich vor der WTO.
Auf Einschränkungen einstellen müssen sich außerdem Raucher von E-Zigaretten. Das französische Gesetzesprojekt sieht vor, die Nutzung der elektronischen Verdampfer beispielsweise an Schulen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbieten.
Quelle: ntv.de, ame/AFP/dpa