Franzosen kämpfen gegen Homo-EheParlamentarier prügeln sich

Seit Monaten spaltet das Thema Homo-Ehe die französische Gesellschaft. Bei Großdemonstrationen gehen hunderttausende Menschen gegen das Gesetz auf die Straße, es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Nun eskaliert der Streit auch im Parlament.
Die Debatte über die umstrittene Homo-Ehe im französischen Parlament ist beinahe in einer Schlägerei geendet. Abgeordnete der konservativen UMP stürmten auf die Regierungsbänke der Sozialisten zu und wurden dort handgreiflich. Saaldiener und der Minister für die Verbindungen zum Parlament, Alain Vidalies, stellten sich dazwischen und konnten so eine regelrechte Schlägerei verhindern. Es kam aber zu "Fausthieben", wie der sozialistische Abgeordnete Bernard Roman berichtete.
Die Nationalversammlung schloss nach einer durchdebattierten Nacht ihre zweite Lesung ab. Die Sitzung musste wegen tumultartiger Szenen unterbrochen werden. Die UMP gab als Grund für die Attacke ihrer Abgeordneten an, dass sich ein Mitarbeiter von Justizministerin Christiane Taubira über sie lustig gemacht habe. Minister Vidalies sagte, in den 30 Jahren seiner Zugehörigkeit zum Parlament habe er "so etwas noch nie gesehen".
Die letzte Abstimmung am 23. April gilt als Formsache. Die Nationalversammlung hat das Gesetz bereits beschlossen, zuletzt gab der Senat als zweite Kammer des Parlaments prinzipiell grünes Licht. Die zweite Lesung in der Nationalversammlung war wegen einiger Änderungen durch den Senat notwendig geworden. Mit dem Gesetz werden Schwule und Lesben heterosexuellen Paaren gleichgestellt. Sie dürfen künftig heiraten und Kinder adoptieren. Die UMP will dagegen umgehend Beschwerde beim Verfassungsrat einlegen.
Demonstranten sind gewalttätig
Die Auseinandersetzung um das Gesetzesprojekt war bereits in den vergangenen Tagen verbal im Parlament und gewaltsam auf der Straße eskaliert. In Paris wurden 75 Menschen teils wegen Gewalttätigkeiten gegen Polizisten festgenommen. Während der Debatte hatten Demonstranten erneut in der Nähe der Nationalversammlung protestiert, mehrere UMP-Abgeordnete wechselten daher zwischen Parlamentsdebatte und Demo.
Das Thema Homo-Ehe spaltet die französische Gesellschaft seit Monaten, die konservative Opposition und die Kirche machen massiv dagegen mobil. Gegen das Projekt - ein zentrales Wahlkampfversprechen von Präsident Hollande - waren bei Großdemonstrationen im Januar und März hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. Meinungsumfragen zufolge ist eine deutliche Mehrheit der Franzosen für die Homo-Ehe, die Mehrheit zum Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare fällt knapper aus.