Krawalle in Schweden Randalierer zünden Autos in Stockholm an
24.05.2013, 03:29 Uhr
Unruhen erschüttern den Großraum der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Autos, zwei Schulen und eine Polizeiwache brennen. Die Regierung versucht bislang vergeblich, die für Schweden untypischen Krawalle unter Kontrolle zu bekommen.
Bei Krawallen in den Vorstädten der schwedischen Hauptstadt Stockholm sind in der Nacht neun Autos in Flammen aufgegangen. Randalierer setzten zwei Schulen und eine Polizeiwache in Brand, acht Menschen wurden festgenommen. Trotz gewaltsamer Ausschreitungen mit den Sicherheitskräften sei aber niemand verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur TT unter Berufung auf die Behörden.

Vandalisierende Jugendliche marodieren durch die Straßen und zünden Autos an.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es ist bereits die fünfte Krawallnacht dort in Folge. Im Einwandererbezirk Rinkeby wurde die Feuerwehr beim Löschen angesteckter Autos von Hunderten zumeist jugendlichen Menschen umringt. "Wir bekomm en Berichte, dass eine ganze Menge Leute dort ist", zitierte TT einen Polizeisprecher. Als die Einsatzkräfte im Bezirk Soedertaelje die Randalierer am Anzünden weiterer Wagen hindern wollten, wurden sie mit Steinen angegriffen. Bei Unruhen in der Nacht zuvor waren drei Polizisten verletzt worden.
Im Vorort Norsborg wurden drei Wagen in Brand gesetzt. Das Feuer in der Polizeiwache in Aelvsjoe sei rasch gelöscht worden, teilte die Polizei mit. In Tensta wurde eine Schule angezündet, in Kista war es eine Schule für Krankenpfleger.
Chronische Missstände gelten als Grund für die Krawalle
Die Proteste starteten, nachdem die Polizei einen Mann erschossen hatte, der mit einer Machete bewaffnet in der Öffentlichkeit aufgetreten war. Der 69-Jährige war vor den Beamten in seine Wohnung geflüchtet. Dort wurde er nach Darstellung der Polizei erschossen, als er die Sicherheitskräfte angriff.
Hintergrund der Unruhen sind chronische Missstände in Stadtbezirken mit extrem hohem Ausländeranteil. Rund 15 Prozent der Bevölkerung Schwedens wurde außerhalb der Landesgrenzen geboren, in manchen Bezirken haben bis zu 80 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund. Auch das Vorgehen von Polizisten gegen die Randalierer wird für die Eskalation mitverantwortlich gemacht. Sie sollen die Jugendlichen als "Penner, Affen, und Neger" beschimpft haben.
Die Krawalle sind für Schweden ungewöhnlich und erregen daher große Aufmerksamkeit, auch im Ausland. Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hatte am Mittwoch zur Ruhe aufgerufen und gesagt, das Anzünden des Autos eines Nachbarn sei "kein Ausdruck von Meinungsfreiheit, sondern Rowdytum". Schweden sei "ein Land, das große Gruppen von Menschen aus anderen Staaten aufnimmt, und ich bin darauf stolz".
Die Polizei warnte zugleich vor einer Überdramatisierung. "Jeder Verletzte ist eine Tragödie, und jedes angezündete Auto ist ein Versagen der Gesellschaft. Aber Stockholm brennt nicht", sagte der Vizepolizeichef der Stadt, Ulf Johansson.
Quelle: ntv.de, AFP