Politik

Nicht mit "Familie Lafontaine" Schröder warnt SPD vor Linksbündnis

Schröder hat kein Problem damit, wenn seine Agenda-Politik heute kritisiert wird.

Schröder hat kein Problem damit, wenn seine Agenda-Politik heute kritisiert wird.

(Foto: dpa)

Die Linke fordert ein Bekenntnis der SPD zu einem Bündnis nach der Bundestagswahl. Altkanzler Schröder hält das für einen großen Fehler. Sein möglicher Nachfolger Martin Schulz müsse warten, bis "vernünftige Leute" in der Linkspartei am Ruder seien.

Altkanzler Gerhard Schröder hält eine Koalition der SPD mit der Linkspartei derzeit nicht für realistisch. "Ich glaube nicht, dass man das hinbekommt, solange die Familie Lafontaine in der Linkspartei tonangebend ist", sagte Schröder dem "Spiegel". Rot-Rot-Grün sei erst machbar, wenn bei der Linken Politiker wie der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow das Sagen hätten. Diesen zählt er zu den "vernünftigen Leuten" in der Linkspartei.

Zudem müsse ein Linksbündnis zu Bedingungen der SPD umgesetzt werden, forderte Schröder. "Wir erklären, wer Koch und wer Kellner ist." Schröder warnte den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz vor einer inhaltlichen Annäherung an die Linkspartei. Mit Parolen, die nach Lafontaine klängen, werde es der SPD nicht anders gehen als der Union auf der Rechten. "Dann wählen die Leute das Original und nicht das Plagiat", betonte Schröder. Er sei sicher, "dass Martin Schulz das ganz genau weiß".

Schröder verwies zudem darauf, dass sich ohne ökonomische Kompetenz in Deutschland keine Wahlen gewinnen ließen. Deswegen werde Schulz kein Wahlprogramm zulassen, "das diese ökonomische Kompetenz der SPD infrage stellt".

Offiziell will sich die SPD im Wahlkampf nicht auf einen Partner festlegen, sondern ohne Koalitionsaussage in den Wahlkampf ziehen. Diese Linie hatten führende Sozialdemokraten erst zu Beginn der Woche nach der Wahl im Saarland bekräftigt. Die Linken fordern dagegen von der SPD, mit einem klaren Bekenntnis zu einem Linksbündnis Wahlkampf zu machen.

"Zwölf Jahre (Merkel) sind genug"

Zu den Aussichten von Martin Schulz, Bundeskanzler zu werden, äußerte sich Schröder optimistisch. Ein Kanzlerkandidat müsse dies auch unbedingt wollen, um eine Chance zu haben. "Er muss ja nicht am Zaun des Kanzleramtes rütteln und sagen: Ich will hier rein. Aber man kann spüren, dass Martin Schulz Kanzler werden will. Es ist klar: Er will es, und zwar unbedingt. Das ist auch richtig so."

Dass Schulz sich mit Kritik an der von Schröder eingeführten "Agenda 2010" profiliert, sieht der Altkanzler dabei gelassen. "Ich habe schon früher gesagt, dass die Agenda 2010 nicht die zehn Gebote sind und ich nicht Moses bin. Es ist jetzt 14 Jahre her, dass ich die Reformen vorgestellt habe." Heute sei die Welt eine andere und Politik müsse sich mit dem Heute und dem Morgen beschäftigen.

Zum Verhältnis zu seiner Nachfolgerin im Kanzleramt, Angela Merkel, sagte Schröder: "Frau Merkel hat vor einiger Zeit eine Biografie über mich vorgestellt, das hat mich schon gefreut." Grundsätzlich relativierten sich alte Gegnerschaften, wenn man auf die 75 zugehe, so der 72-Jährige. Merkel habe in vielen Situationen richtige Entscheidungen getroffen. Dennoch erinnere ihn die Situation an 1998, dem Jahr des Wahlsiegs der SPD nach 16 Jahren Kanzlerschaft von Helmut Kohl. "Ich denke, dass es im Volk das Bewusstsein gibt: Zwölf Jahre sind genug."

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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