Angeblicher Organhandel im Kosovo Serbien will Zeugen haben
10.09.2012, 00:49 Uhr
Bereits vor Jahren waren UCK-Kommandeure, einschließlich des amtierenden kosovarischen Regierungschefs Hashim Thaci, mit Organhandel-Vorwürfen konfrontiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eigenen Angaben zufolge hat Serbien einen Zeugen für die illegale Organentnahme bei einem serbischen Gefangenen durch die Kosovarische Befreiungsarmee (UCK). Die kosovarische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Für den Kosovo kommt Serbiens Vorstoß zu einem ungünstigen Zeitpunkt: An diesem Montag erhält das Land die volle Souveränität.
Serbien hat eigenen Angaben zufolge einen Zeugen, der die Entnahme eines Herzen von einem serbischen Gefangenen durch die Kosovarische Befreiungsarmee (UCK) bezeugen kann. Die Operation zur Entnahme des Organs für den Verkauf auf dem internationalen Schwarzmarkt habe sich in den späten neunziger Jahren nahe der nordalbanischen Stadt Kukes ereignet, sagte der serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic.
Anschließend habe der Zeuge das Herz zum Flughafen von Rinas nahe der Hauptstadt Tirana gebracht, sagte Vukcevic. Nach Aussage des Zeugen erhielt er eine spezielle Ausbildung für die Entnahme von Organen. Bei dem Zeugen handelte es sich laut Vukcevic um einen früheren UCK-Kämpfer, der unter Schutz der Justiz steht. Es war nicht klar, ob der serbische Gefangene zur Zeit der Operation tot oder lebendig war. Vukcevic machte keinen weiteren Angaben.
Kosovo: Serbien betreibt "Propaganda"
Kosovos Außenminister Enver Hoxhaj bezeichnete die Vorwürfe als "Propaganda". Es handele sich um einen Versuch, "einen sehr großen Tag für den Kosovo" zu verdunkeln, sagte Hoxhaj mit Blick auf diesen Montag, an dem das Land trotz des Widerstands Serbiens volle Souveränität erlangen soll. Es habe zuvor bereits Informationen gegeben, dass Serbien am Tag vor dem Ende der internationalen Überwachung schlechte Nachrichten veröffentlichen werde.
Der Sonderberichterstatter des Europarats Dick Marty hatte Ende 2010 UCK-Kommandeuren, einschließlich des aktuellen kosovarischen Regierungschefs Hashim Thaci, vorgeworfen, während des Kosovokrieges 1998-1999 am Handel mit den Organen serbischer Gefangener beteiligt gewesen zu sein. Thaci wies die Vorwürfe zurück. Laut Marty gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Vorwürfen gegen Thaci und dem Skandal um die Medicus-Klinik in Pristina, die seit Oktober im Zentrum eines Prozesses wegen illegalen Organhandels steht.
Quelle: ntv.de, AFP