Denkzettel für Revolutionäre Stichwahl in Ukraine erforderlich
17.01.2010, 19:33 UhrDie Niederlage für die prowestlichen Kräfte bei der Präsidentenwahl in der Ukraine ist deutlich ausgefallen. Mit 5 Prozent regelrecht abgestraft wird der ehemalige Held der Orangenen Revolution, Amtsinhaber Juschtschenko. Klarer Sieger wird der prorussische Oppositionspolitiker Janukowitsch.
Bei der Präsidentenwahl in der Ukraine hat Oppositionsführer Viktor Janukowitsch Hochrechnungen zufolge die erste Runde klar gewonnen. Er muss aber am 7. Februar in eine Stichwahl mit seiner Erzrivalin, der prowestlichen Regierungschefin Julia Timoschenko. Der 59 Jahre alte Janukowitsch erhielt zwischen 32 und 37 Prozent der Stimmen. Die 49 Jahre alte Timoschenko mit dem folkloristischen Haarkranz kam demnach 24 bis 27 Prozent der Stimmen.
Janukowitsch, der Wahlverlierer von 2004, bescherte den prowestlichen Kräften der Orangenen Revolution eine schmerzliche Niederlage. Da aber keiner der 18 Kandidaten auf die Mindeststimmzahl von 50 Prozent kam, ist in drei Wochen die Stichwahl angesetzt.
Nur 5 Prozent für Juschtschenko

Nach dem Vater der Orangenen Revolution, Viktor Juschtschenko, kräht in der Ukraine kein Hahn mehr.
(Foto: AP)
Kiews Führungsduo aus Präsident Viktor Juschtschenko und Timoschenko wurde von den Wählern wegen gebrochener Reformversprechen erwartungsgemäß abgestraft. Der Volkszorn traf aber vor allem Amtsinhaber Juschtschenko, der nur noch auf etwa 5 Prozent kam. Entscheidend für den Ausgang der Stichwahl dürfte sein, für welches Lager sich der Drittplatzierte, der Bankier Sergej Tigipko, entscheidet. Er kam auf gut 10 Prozent der Stimmen.
Der im russisch geprägten Osten und Süden des Landes beliebte Janukowitsch versprach an dem eiskalten Wahltag in Kiew eine enge Zusammenarbeit mit Russland und der Europäischen Union. Die Wähler im zweitgrößten Flächenland Europas hofften vor allem auf ein Ende der jahrelangen politischen Grabenkämpfe. Das wichtigste Transitland der EU für russische Gaslieferungen erlebt derzeit die schwerste Krise seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 20 Jahren.
Verstöße nicht weiter schlimm

Der moskautreue Oppositionsführer Janukowitsch wird das Land wieder Richtung Osten ausrichten.
(Foto: dpa)
Die Lager der beiden Rivalen warfen sich am Wahltag gegenseitig Wahlfälschungen vor. Die Zentrale Wahlkommission in Kiew sprach jedoch von einer Abstimmung ohne größere Zwischenfälle. "Es gibt einzelne Verstöße, die aber nicht weit verbreitet sind", sagte eine Sprecherin. Westliche Beobachter lobten die Arbeit in den Wahllokalen. "Die Organisation machte einen sehr professionellen Eindruck", sagte die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms.
Die Ukraine gilt unter den in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) organisierten Ex-Sowjetrepubliken als das Land mit den größten demokratischen Freiheiten. Der Westen hatte wiederholt die seit der Orangenen Revolution freien und unabhängigen Medien und den politischen Pluralismus gelobt. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) hatte die Wahlen zuletzt stets als fair und frei bezeichnet.
Quelle: ntv.de, dpa