Politik

Zwei blutige Anschläge in Wolgograd Terroristen gefährden auch Olympia

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Zwei Anschläge in zwei Tagen, Leichen liegen auf den Straßen von Wolgograd. Nur einige hundert Kilometer entfernt befindet sich Sotschi, die Olympia-Stadt. In Russland wächst die Angst vor Terror bei den Winterspielen.

Gut fünf Wochen sind es noch bis zum Start der Olympischen Winterspiele in Sotschi - und es wirkt nicht so, als wenn der russische Präsident Wladimir Putin sein Versprechen "sicherer und erfreulicher" Spiele einlösen kann. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen haben Attentäter die Millionenstadt Wolgograd heimgesucht und mehr als 30 Menschen getötet. Am Sonntag sprengte sich ein Mann im Bahnhof in die Luft, am Montag explodierte ein Linienbus.

Zwar liegt Wolgograd rund 700 Kilometer vom Olympia-Austragungsort Sotschi entfernt. Aber es gibt laut Experten ein großes Potenzial an Attentätern, vor allem aus dem Kaukasus, die mit Putin noch alte Rechnungen begleichen wollen. "Zeit und Ort sind bewusst gewählt - die Terroristen wollen im ehemaligen Stalingrad, Russlands Schicksalsstadt, dem Kreml vor seinem Prestigeprojekt Olympia die Stirn bieten", sagt der Politologe Gleb Pawlowski.

Behörden haben nicht alles im Griff

Bilder einer Überwachungskamera zeigen die Explosion im Bahnhof von Wolgograd.

Bilder einer Überwachungskamera zeigen die Explosion im Bahnhof von Wolgograd.

(Foto: Reuters)

Putin, dem es in 13 Amtsjahren als Präsident und Premier nicht gelungen ist, völlige Ruhe in die Konfliktregion zu bringen, kündigt nun eine harte Offensive an. Doch schon jetzt tobt in der bergigen Vielvölkerregion ein mörderisches Ringen. Kaum ein Tag vergeht in dem Gebiet rund 2000 Kilometer südlich von Moskau ohne Meldungen über Gefechte zwischen Kremleinheiten und Extremisten.

Im Frühjahr 2012 schickte Moskau 30.000 zusätzliche Soldaten in die Teilrepublik Dagestan - für Experten ein Zeichen, dass die lokalen Behörden längst nicht mehr Herr der Lage sind. Doch nicht nur mit Panzern versucht der Kreml, die Konfliktregion zu beruhigen.

"Sie wollten Sotschi einen Schlag versetzen"

Milliarden pumpt der Staat derzeit in das Gebiet, damit ein geplantes Ski- und Wanderressort künftig "Touristen statt Terroristen" in die schöne Gegend lockt und dort Arbeitsplätze schafft. Daneben investiert der Oligarch Sulejman Kerimow riesige Summen in Fußballschulen des Erstligisten Anschi Machatschkala, um arbeitslosen Jugendlichen in Dagestan eine Perspektive zu geben - und sie dem Einfluss der Islamisten zu entziehen. Doch Kommentatoren sind skeptisch.

Das Eisstadion in Sotschi und andere Anlagen stehen bereit für die Spiele.

Das Eisstadion in Sotschi und andere Anlagen stehen bereit für die Spiele.

(Foto: REUTERS)

"Es ist vollkommen klar, dass diese Anschläge mit den Olympischen Spielen von Sotschi zusammenhängen", sagt auch Alexander Konowalow, der Präsident des Instituts für Strategische Studien in Moskau. "Sie wollten Sotschi einen Schlag versetzen", befindet auch der Abgeordnete Michail Markelow aus Wolgograd. "Dies war ein schwerwiegender Versuch der Einschüchterung."

Die Spiele von Sotschi sollen vom 7. bis 23. Februar stattfinden. Putin will die Sicherheit mit Hilfe von 40.000 Polizisten garantieren, die für diesen Zweck abgestellt werden. Die russischen Behörden hätten für die Sicherheit während der Olympischen Spiele "alles Unerlässliche" getan, sagt der Präsident des russischen Olympischen Komitees, Alexander Schukow. Zusätzliche Maßnahmen seien nun nicht mehr erforderlich. Die Zufahrt nach Sotschi wird für Autofahrer aus anderen Regionen am 7. Januar gesperrt, einen Monat vor der Eröffnung der Spiele.

Manche Zuschauer blasen Reise ab

Doch niemand weiß, ob die Täter aus dem Untergrund überhaupt direkt in Sotschi zuschlagen wollen. Der Chef der islamistischen Aufständischen im Kaukasus, Doku Umarow, rief im Juli ganz allgemein dazu auf, die Olympischen Spiele am Schwarzen Meer "mit allen Mitteln zu verhindern". Die Anschläge von Wolgograd sollten schon im Vorfeld des Ereignisses eine "Atmosphäre der Furcht" erzeugen, sagt der russische Sicherheitsexperte Pawel Felgenhauer. Alexej Malaschenko vom Carnegie-Center spricht von einer "schallenden Ohrfeige für Putin".

Für den Experten steht schon fest, dass "einige tausend Zuschauer nicht nach Sotschi kommen werden". Die Anschläge von Wolgograd seien von einer "organisierten Gruppe" verübt worden, die "an einem Ort zuschlug, an dem es niemand erwartete".

Quelle: ntv.de, jtw/AFP/dpa

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