Versöhnung mit Taliban? USA wollen reden
04.06.2011, 21:22 Uhr
Seit Jahren kämpfen die Taliban gegen die US-Streitkräfte.
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Die USA gehen auf die Taliban zu. Sollten diese ihre Waffen niederlegen, seien politische Gespräche oder eine Art "Versöhnung" noch in diesem Jahr möglich, sagt Verteidigungsminister Gates. Die Taliban müssten aber ihre Verbindungen zu Al-Kaida kappen. Unterdessen bringt ein Bericht die Bundeswehr in Bedrängnis.

Robert Gates möchte auf die Taliban zugehen.
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US-Verteidigungsminister Robert Gates sieht noch in diesem Jahr Chancen für Friedensverhandlungen mit den radikalislamischen Taliban. Militärischer Druck werde "politische Möglichkeiten" eröffnen, sagte Gates, bevor er zu seinem letzten Besuch als Pentagon-Chef nach Afghanistan reiste. Rufen nach einem Strategiewechsel und einem beschleunigten Abzug der US-Truppen erteilte Gates erneut eine Absage.
Versöhnungsgespräche mit den Taliban könnten möglicherweise bereits in diesem Winter angestoßen werden, erklärte Gates, der Ende Juni in den Ruhestand geht. Voraussetzung sei aber, dass die Taliban ihre Waffen niederlegten und einsähen, "dass sie militärisch gegen die USA und ihre Verbündeten nicht gewinnen werden". Zudem müssten die Islamisten ihre Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida abbrechen.
Nach einem Treffen mit Präsident Hamid Karsai hielt Gates gest, dass vor dem Ende dieses Jahres ein Strategiewechsel "verfrüht" wäre. Um die geplante Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte zu einem Erfolg zu führen, müsse die Regierung in Kabul aber noch mehr tun. Das Engagement der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan sei nicht "unbegrenzt".

Erst am Freitag gab es eine Trauerfeier für Bundeswehrsoldaten, die die Taliban getötet hatten.
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Bereits auf dem Weg nach Kabul hatte sich Gates zum geplanten stufenweisen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan geäußert, der im Juli beginnen und bis zum Ende des Jahres 2014 abgeschlossen sein soll. Die hohen Kosten des Afghanistan-Einsatzes dürften nicht allein über den Zeitplan des Abzugs entscheiden, sagte Gates.
Spiegel: Bundeswehr tötet drei Afghanen
Unterdessen kamen in Afghanistan erneut ausländische Soldaten ums Leben. Im Osten des Landes wurde vier NATO-Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet, wie die NATO-Truppe ISAF mitteilte. Damit sind nach Angaben der unabhängigen Internetseite icasualties.org seit Beginn des Jahres bereits 224 ISAF-Soldaten in Afghanistan getötet worden. Bei einem Anschlag in der Universität von Kandahar kamen nach Polizeiangaben zwei Studenten ums Leben.
Wie das Magazin "Der Spiegel" unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der UNO berichtete, hat die Bundeswehr bei einem Zwischenfall in Talokan Mitte Mai nicht einen, sondern drei Demonstranten erschossen. Die Deutschen hätten zunächst Warnschüsse abgegeben und dann auch auf die Demonstranten gezielt, heißt es demnach in dem Bericht, in dem das Verhalten des Bundeswehr-Soldaten als "unangemessen" kritisiert wird.
Quelle: ntv.de, AFP