Aktiver als Vorgänger Zeman liebt Wein und klare Worte
26.01.2013, 18:00 Uhr
Zeman feiert seinen Sieg.
(Foto: REUTERS)
Mit Miloš Zeman zieht ein Provokateur und Volkstribun in den Palast auf dem Prager Hradschin. Zeman bezeichnet sich selbst im Gegensatz zu Klaus als "Euro-Föderalisten". Der Linke inszenierte sich in einem teils schmutzigen Wahlkampf als bodenständiger Volkstribun.
Miloš Zeman ist nie um einen provokanten Ausspruch verlegen. Journalisten bezeichnete der Tscheche schon einmal als "Dung", den früheren Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat verglich er mit Adolf Hitler. Es ist zu erwarten, dass der 68-Jährige auch in seinem neuen Amt als tschechischer Präsident kein Blatt vor den Mund nimmt. Der frühere Regierungschef kündigte bereits an, sich stärker in die Politik einmischen zu wollen als seine Amtsvorgänger.
Nach einem Wahlkampf, in dem er sowohl linke als auch rechte Wähler anzusprechen versuchte, erhielt Zeman in der Stichwahl am Samstag rund 55 Prozent der Stimmen und setzte sich damit gegen den liberalkonservativen Außenminister Karel Schwarzenberg durch. "Ich bin ein linker Politiker, aber ich werbe um Stimmen von links bis rechts. Ein linker Idiot ist genauso gefährlich wie ein rechter Idiot", sagte Zeman im Wahlkampf.
Nach seinem Sieg erklärte er, "Präsident aller Bürger" sein zu wollen. Der Wahlkampf sei "ein Spiel zwischen Sparta Prag und Slavia Prag gewesen", zwei wichtigen tschechischen Fußballmannschaften. "Ab jetzt spiele ich für die Nationalmannschaft", sagte Zeman.
Mut zur Offenheit
Der Wirtschaftswissenschaftler sorgte erstmals in der früheren Tschechoslowakei für Aufsehen, als er kurz vor dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 in einem Zeitschriftenartikel das Versagen der kommunistischen Wirtschaft anprangerte. Während des Prager Frühlings 1968 war er in die KP eingetreten, die ihn jedoch zwei Jahre später hinauswarf. Zeman verlor in der Folge seinen Job als Ökonomie-Professor.
Nach dem Umbruch machte er in den 90er-Jahren erste Schritte in der Politik und trat den Sozialdemokraten bei, deren Vorsitzender er 1993 wurde. Zwischen 1998 und 2002 war Zeman Chef einer linksliberalen Minderheitsregierung. Während seiner Amtszeit handelte er Tschechiens Beitritt zur EU aus.
Nachdem es ihm 2003 nicht gelang, den damaligen Präsidenten Vaclav Havel abzulösen, zog sich Zeman zunächst aus der Politik zurück. Er wolle auf seinem Landsitz "Bäume umarmen", erklärte er. Doch das währte nicht lange. Immer wieder schaltete sich Zeman mit Lob und Kritik sowohl für linke wie für rechte Politiker in die öffentliche Debatte ein. 2010 startete er dann ein politisches Comeback mit der Gründung der linksgerichteten Bürgerrechtspartei SPOZ.
Wenig Zurückhaltung
Kritik handelte sich der zweifache Vater insbesondere mit seiner Freundschaft zum einstigen kommunistischen Apparatschik Miroslav Slouf ein. Diesem werden enge Verbindungen zur tschechischen Mafia sowie zu großen russischen Konzernen nachgesagt.
Von Zurückhaltung hält Zeman nach wie vor wenig. Er kündigte bereits vor seiner Wahl an, als Staatsoberhaupt viel öfter an Regierungstreffen teilzunehmen als seine Amtsvorgänger Havel und Vaclav Klaus. "Der Präsident ist kein Ficus oder Oleander, der in der Ecke des Raumes steht und dessen Rolle nur darin besteht, von Zeit zu Zeit gegossen zu werden", urteilte er.
Offen zeigte sich der Kettenraucher auch bei seinem Alkoholkonsum. Während er früher oft beim Genuss von Bier oder dem tschechischen Kräuterschnaps Becherovka gesehen wurde, erklärte er kürzlich, auf Wein und Pflaumenschnaps umgestiegen zu sein. Täglich trinke er sechs Gläser Wein und leere zudem drei Schnapsgläser, sagte er der Zeitung "Blesk". "In diesen Dingen muss man konsequent sein", befand Zeman.
Quelle: ntv.de, Jan Flemr,AFP