Reise

Schnittblumen und "Star Wars" Berliner Kneipenszene boomt

In fast ganz Deutschland spricht man vom Kneipensterben - in Berlin floriert die Kneipenszene. Trendige Bars, Underground-Treffs und gemütliche Eckkneipen - die Stadt punktet mit ihrer Vielfalt. Doch gerade das macht es schwer für Neueröffnungen.

Szenekneipe im Berliner Stadtteil Neukölln.

Szenekneipe im Berliner Stadtteil Neukölln.

(Foto: dpa)

Im Internet hat der Berliner Reuter-Kiez den Sprung zum aufstrebenden Szeneviertel noch nicht nachvollzogen. In den Panoramabildern des Straßenatlas Google Street View fristen dort noch alte, heruntergekommene Geschäfte ihr Dasein - in Wirklichkeit sind viele von ihnen bereits trendigen Bars und Kneipen gewichen. Unverputzte Wände, hölzernes Mobiliar vom Flohmarkt, Kerzenschein, im besten Fall noch ein Plattenspieler - und dazu frische Schnittblumen. Die Bars pflegen ihr Underground-Image: "Wir wollen nicht genannt werden", sagt der junge Mann mit den wuscheligen schwarzen Haaren hinter dem Tresen lächelnd.

Während in fast allen Bundesländern Kneipen dichtmachen, floriert die Szene in der Hauptstadt. Die Zahl der Schankwirtschaften hat sich laut Umsatzsteuerstatistik in zehn Jahren fast verdoppelt, ihr Umsatz wuchs sogar noch stärker.

Berlin hat mehr als ein Zentrum

Eckkneipe "Willi Mangler" im Stadtteil Schöneberg.

Eckkneipe "Willi Mangler" im Stadtteil Schöneberg.

(Foto: dpa)

Berlin sei im Gegensatz zu anderen deutschen Städten noch unfertig, sagt der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands, Thomas Lengfelder. Die junge Bevölkerung, der Touristenboom: "Berlin ist eine Stadt, die sich ständig weiterentwickelt und ständig vorangeht." Außerdem profitiere die Metropole von ihrer Vielfalt. "Wir haben den riesigen Vorteil, dass die Stadt nicht nur ein Zentrum hat."

Dies schlägt sich in der Kneipenszene nieder. Im Vergleich mit den Szene-Bars in Mitte oder den Hipster-Treffs im Prenzlauer Berg wirkt das "Willi Mangler" in Schöneberg wie von einem anderen Stern: Landschaftsbilder in goldenen Rahmen, dazwischen ein großes Holzschiff und ein Vogelkäfig. Aus den Lautsprechern schallt "Felicità", das kleine Pils kostet 1,10 Euro.

"Vom Senator bis zum kleenen Arbeiter"

Star-Wars-Figur im Fenster: Irish Pub "MacLaren's.

Star-Wars-Figur im Fenster: Irish Pub "MacLaren's.

(Foto: dpa)

"Ich bin in Berlin rumgekommen, und das ist eine der urigsten Kneipen", sagt der 75-jährige Günter Sommerfeldt, der mit seiner Frau Barbara am Tresen steht. Viele Eckkneipen kämpfen um ihre Existenz - doch in dieser sind unter der Woche die Tische voll. "Hierhin kommen alle, vom Senator bis zum kleenen Arbeiter", sagt Geschäftsführerin Birgit Kupsch.

Das "MacLaren's" in Friedrichshain muss seinen Platz dagegen noch finden. Im Dezember erfüllten sich die Studenten Mohamad Hachach und Jan Scheer einen Traum und öffneten den Irish Pub. "Wir wollten immer schon eine Bar haben", erzählt Hachach.

Im Fenster steht die weiße Rüstung eines Stormtroopers aus der Kult-Serie "Star Wars". Leicht sei der Schritt zum Barbesitzer nicht, sagt der 25-Jährige. "Es gibt einfach viel zu viele Kneipen, die Konkurrenz ist groß."

Berlin boomt und boomt

Dennoch erwartet die Branche, dass der Boom weitergeht. Der Tourismus in Berlin schlägt seit Jahren einen Rekord nach dem anderen. 50 neue Hotels öffnen in den nächsten zwei Jahren, tausende neue Betten für Hauptstadt-Besucher. "Wenn das so kommt, dann wird sicherlich dieser Trend in der Gastronomie auch genauso weitergehen", meint Lengfelder.

Quelle: ntv.de, Sebastian Kunigkeit, dpa

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