Reise

5556 Pfeifen in luftiger Höhe Speyerer Dom erhält neue Orgel

Im Januar 2011 soll das Gerüst fallen.

Im Januar 2011 soll das Gerüst fallen.

(Foto: dpa)

Es ist ein gewaltiges Projekt im Weltkulturerbe: Mehr als ein Jahr nehmen der Aufbau und die Intonation der neuen Orgel im Speyerer Dom in Anspruch. 40 Tonnen wird das Instrument wiegen, gefragt ist dennoch Feinarbeit. Voraussichtlich ab Februar 2011 können Besucher einen ersten Blick auf die neue Orgel werfen.

Als Orgelbauer sollte man schwindelfrei sein: In 30 Metern Höhe, knapp unter dem Dach des Speyerer Doms, bauen Andreas Saage und seine Kollegen die neue Hauptorgel des Gotteshauses auf. Die Besucher des Doms sehen von dort oben aus wie Zwerge. Ein am Gerüst installierter Aufzug bringt die Arbeiter ruckelnd Tag für Tag in die luftige Höhe. Sie werden noch eine Weile beschäftigt sein in dem Dom, der zum Weltkulturerbe zählt. Der Aufbau der Orgel mit ihren 5556 Pfeifen - und vor allem das Stimmen des Instruments - ist ein Riesenprojekt, das sich noch bis weit in den Sommer hineinziehen wird.

Noch zu kalt für Feinarbeit

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(Foto: dpa)

Zu Saages Jobs gehört das Stimmen der Pfeifen. Er kann die Feinarbeit erst im Frühjahr beginnen, jetzt ist es zu kalt im Dom für diese Arbeit. 20 Minuten sind pro Pfeife für die Intonation eingeplant, allein die riesige Zahl an Pfeifen macht das Ganze zur Herausforderung. Fünf Monate sind dafür geplant. Und auch die Größe der Pfeifen ist beeindruckend: Die längste Holzpfeife misst stolze zehn Meter, das längste Metall-Exemplar bringt es immerhin noch auf sieben Meter und wiegt 340 Kilogramm. Rund 40 Tonnen wird das Instrument letztlich wiegen.

Ein Teil der Pfeifen ist aus Holz, ein Teil aus Metall. Saage hat selbst gebasteltes Werkzeug, mit dem er und sein Team letztlich dafür sorgen wollen, dass jede Pfeife so klingt wie sie soll. Dass das gelingen wird, davon ist er überzeugt. "In der Regel hört man das, ob eine Orgel gestimmt ist", sagt er. Wenn die Orgel richtig klingt, soll sie im September geweiht werden. Sie ersetzt ein altes Instrument aus dem Jahr 1961, das in die Jahre gekommen war.

Vom Ministranten zum Orgelbauer

Für Saage ist die Domorgel ein ganz besonderer Job. Als Junge war er mal als Ministrant im Speyerer Dom und damals schon von der Größe des Gotteshauses beeindruckt. "Jetzt schließt sich für mich der Kreis." Der Orgelbauer gehört zu einem achtköpfigen Team der Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer (Nordrhein-Westfalen), das die Orgel aufbaut.

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(Foto: dpa)

Für die Firma Seifert, die auf eine 125-jährige Erfahrung verweisen kann, ist es die erste Domorgel nach dem Zweiten Weltkrieg. 1,8 Millionen Euro sind für den Orgelbau veranschlagt, das Geld stammt von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Quandt. Viel verdienen wird sein Unternehmen mit dem Aufbau nicht, behauptet Chef Roman Seifert. Orgelbauer verdienten vor allem mit der Wartung der Instrumente ihr Geld, verrät der 34-Jährige.

Ab Februar zu sehen

Im Januar soll das Gerüst fallen, von Februar an werden dann voraussichtlich die Besucher des Doms einen ersten Blick auf die neue Orgel werfen können. Wenn dann die Temperaturen passen und das Stimmen des Instruments beginnt, sind alle um Ruhe gebeten.

Wenn die Orgel dann spielbereit ist, werden Domkantor Christoph Keggenhoff und Domorganist Markus Eichenlaub das Privileg haben, das Instrument bei großen Gottesdiensten und Konzerten zu bedienen. Irgendwann wird sich vielleicht auch mal Bischof Karl-Heinz Wiesemann, der sehr musikalisch ist, an das Instrument setzen. "Aber sicher nicht, wenn er zelebriert", sagt Keggenhoff lachend. Zwischen Altar und der neuen Orgel liegt eine beachtliche Wegstrecke mit vielen Treppen.

Quelle: ntv.de, Marc Strehler, dpa

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