Wirtschaft

Mitarbeitergespräche im Bett American Apparel entlässt Firmengründer

Anfang des Jahres hatte American Apparel durch die Schambehaarung seiner Schaufensterpuppen für Aufsehen gesorgt.

Anfang des Jahres hatte American Apparel durch die Schambehaarung seiner Schaufensterpuppen für Aufsehen gesorgt.

(Foto: REUTERS)

Dov Charney gilt als exzentrischer Gründer des US-Modeunternehmens American Apparel. Freimütig gab er schon in der Vergangenheit zu, sexuelle Kontakte zu Mitarbeiterinnen zu pflegen. Doch nun könnte er es zu weit getrieben haben.

Dov Charney soll häufiger nur mit Unterhose bekleidet durch sein Unternehmen gelaufen sein.

Dov Charney soll häufiger nur mit Unterhose bekleidet durch sein Unternehmen gelaufen sein.

(Foto: AP)

Wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung hat sich der angeschlagene US-Modehersteller American Apparel von seinem Gründer und Vorsitzenden Dov Charney getrennt. Wie das Unternehmen mitteilte, sei Charney zunächst beurlaubt worden und werde das Unternehmen binnen der kommenden 30 Tage verlassen. Zur Begründung nannte American Apparel "Ermittlungen zu möglichem Fehlverhalten" des Chefs. Die Aktien des Unternehmens, die vorbörslich zeitweise um ein Viertel angezogen waren,  notierten am Abend (MESZ) in New York rund 6 Prozent im Plus.

Laut der US-Tageszeitung "New York Times" hatte eine frühere Mitarbeiterin eine Klage wegen sexueller Belästigung gegen Charney eingereicht. Nach Aussage von Kimbra Lo sei es im vergangenen Dezember in Charneys Haus in Los Angeles zu dem Vorfall gekommen. Die 19-Jährige hatte das Unternehmen einige Monate zuvor verlassen und wollte damals mit Charney über eine Neuanstellung als Fotografin und Model verhandeln. Sie hatte vorher in einem New Yorker Geschäft der Kette als Verkäuferin gearbeitet.

Lo sagte aus, dass Charney sie in ein Handtuch gehüllt an seiner Haustür begrüßte. Daraufhin soll er sie in sein Schlafzimmer zur Besprechung geladen haben. Dort habe er sich ausgezogen und Sex verlangt. Lo sagte, sie habe sich zu wehren versucht, sei jedoch äußerst verängstigt gewesen. Charney selbst hatte in der Vergangenheit offen zugegeben, dass er häufiger Mitarbeiterbesprechungen in seinem Schlafzimmer abhalte und auch sexuelle Beziehungen zu seinen Mitarbeiterinnen pflege.

"Versuch, American Apparel zu schaden"

In Los Klage werden auch drei weitere Frauen namentlich genannt, die jedoch bislang wegen einer mit American Apparel vereinbarten Verschwiegenheitsklausel von einer öffentlichen Anklage gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber absahen. Bereits Anfang des Monats hatte eine weitere Ex-Mitarbeiterin Klage gegen den Firmengründer eingereicht. Irene Morales arbeitete ebenfalls in einem American-Apparel-Laden und sei über mehrere Monate hinweg von Charney zu sexuellen Handlungen gezwungen worden sein.

"Ich denke, dass all diese Behauptungen erfunden sind", sagte Charneys Anwalt, Peter Schey. "Die Anschuldigungen sind falsch. Ich denke, dass es sich dabei um den Versuch handelt, American Apparel zu schaden. Die Vorwürfe sollten vertraulich vor einem Schiedsgericht behandelt werden."

Charney, der American Apparel 1989 im kanadischen Montréal gegründet hatte, soll dafür bekannt gewesen sein, öfters in Unterhosen durch seine Fabriken zu gehen. Das Unternehmen verlegte seinen Sitz später ins kalifornische Los Angeles und wies zunächst rasante Wachstumszahlen auf. In den vergangenen drei Jahren kämpfte der Modehersteller jedoch gegen eine Pleite an.

American Apparel hat 10.000 Angestellte und betreibt rund 250 Filialen in 20 Ländern, auch einige in Deutschland. Die Entlassung von Firmenchef Charney könnte American Apparel nun dazu zwingen, sich für zahlungsunfähig zu erklären. Zunächst will die neue Firmenführung aber mit den Kreditgebern verhandeln.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP

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