Wirtschaft

Tiefrote Zahlen Avtovaz kurz vor der Pleite

14.10.2009, 17:46 Uhr

Der russische Autobauer Avtovaz steht am Abgrund. Trotz riesiger Kapitalspritzen sei der Lada-Hersteller am Rande der Insolvenz, erklärte der Chef der staatlichen Buchprüfungskammer, Sergej Stepaschin.

Russia-IOC-Putin-MOSB101-jpg6673073023968644783
Kann er helfen: Ministerpräsident Wladimir Putin in einem Lada. (Foto: AP)

Nun müsse über das Schicksal des Konzerns entschieden werden, fügte er hinzu. Seine Kammer prüft alle Firmen, die Staatsgelder erhalten.

Avtovaz kämpft mit einem drastischen Nachfrageeinbruch in Russland und hat bereits Gehälter gekürzt, Kurzarbeit eingeführt sowie im großen Stil Stellen abgebaut. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat den Automarkt in Russland stark ausgebremst.

Zu Wochenbeginn hatte das Unternehmen über einen Nettoverlust berichtet, der sich im ersten Halbjahr auf 19,48 Mrd. Rubel (657,9 Mio. US-Dollar) ausgeweitet hatte. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es 2,15 Mrd. Rubel. Der Umsatz sank um 46 Prozent auf 53,08 Mrd. Rubel.

Grund für den Umsatzrückgang ist ein kräftiger Absatzeinbruch, auf den das Unternehmen bereits mit Entlassungen, Gehaltskürzungen und Kurzarbeit reagiert hat. Im ersten Halbjahr verkaufte Avtovaz nur 169.000 Fahrzeuge seiner Kernmarke Lada. Das sind gut 55 Prozent oder 209.000 Einheiten weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Verbindlichkeiten lagen per 30. Juni bereits um 52,8 Mrd. Rubel über dem Wert der Aktiva. Kurzfristig fällig werden 58,22 Mrd. Rubel der Schulden.

Zweifel an Zukunftsfähigkeit

Um auf die Krise zu reagieren, kündigte das Unternehmen milliardenschwere Investitionen in eine neue Fahrzeugreihe an. In "naher Zukunft" solle eine Modelllinie auf Basis des Logan von Renaults rumänischer Tochtermarke Dacia entstehen. Dafür will das Unternehmen 42 Mrd. Rubel (knapp eine Mrd. Euro) in die Hand nehmen.

Wo genau das Geld herkommen soll, ist allerdings unklar. Renault, die mit 25 Prozent an dem russischen Fahrzeughersteller beteiligt ist, hatte vergangene Woche zwar Hilfe zugesagt, jedoch mit der Einschränkung, dass diese nicht notwendigerweise aus Geldmitteln bestehen müsse. Hilfe hatte zuvor auch die russische Regierung angekündigt. Sie will ihr Rettungspaket für Avtovaz noch aufstocken.

Wie dramatisch die Lage bei Avtovaz ist, geht aus einer weiteren Mitteilung hervor. Darin bezweifelt die Vorstandsriege um Vorstandschef Igor Komarow die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Ohne die fortwährende Unterstützung der russischen Regierung bestehe eine reale Unsicherheit, die erhebliche Zweifel an einem Fortbestehen des Unternehmens aufkommen lass. Komarow will sich mit Vertretern anderer russischer Automobilhersteller und der Regierung zusammensetzen, um über Unterstützungen für die Industrie zu beraten.

Quelle: wne/rts/DJ