Festakt in Frankfurt Börse feiert Geburtstag
10.09.2010, 07:07 UhrSie ist hochmodern und gleichzeitig uralt: Die Frankfurter Börse. Ihre Wurzeln reichen ins Jahr 1585 zurück. Heute läuft fast alles über Computer, aber das Prinzip von Angebot und Nachfrage war vor 425 Jahren das gleiche.
Turbulent darf man sie sich vorstellen, die Anfangszeiten - wie es sich für eine Börse gehört. Den Händlern am Messestandort Frankfurt war das Chaos bei der Bezahlung ein Dorn im Auge. Sie wollten Wucher und Betrug ein Ende setzen. Einheitliche Wechselkurse für Münzen forderten deshalb 84 Kaufleute - und bekamen am 9. September 1585 die Genehmigung des Stadtrates. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der Frankfurter Wertpapierbörse. An diesem Freitag wird das 425. Jubiläum gefeiert.
Bis zum Handel mit Aktien und allerlei komplizierten Produkten war es zwar noch ein weiter Weg, doch das Grundprinzip eines organisierten Marktes, der seine Preise über Angebot und Nachfrage festsetzt, war damit in Frankfurt etabliert.
Die erste Börse war 1409 im belgischen Brügge gegründet worden, wo möglicherweise auch der Name "Börse" entstand: Vor dem Haus der Familie Van der Beurse, die in ihrem Wappen eine Geldbörse führte, trafen sich Händler zum Tausch von Waren. Auf einer Tafel schlugen sie die Preise für ihre Anteilscheine an. Bei starker Nachfrage wurde um eine Aktie gefeilscht - ihr Wert stieg. Mangelte es an Interessenten, sank der Wert der Aktie. Daran hat sich im Prinzip bis heute nichts geändert.
In Deutschland entstanden die ersten Börsen 1540 in Augsburg und Nürnberg. In Frankfurt traf sich seit 1585 regelmäßig zur Messezeit ein Kreis von Kaufleuten, um im Währungsverkehr die einheitlichen und verbindlichen Preise zu aktualisieren. Die Bezeichnung "Burs", also "Börse" ist für diese Versammlung seit 1605 schriftlich belegt.
"Übertroffen nur von Amsterdam und London errang Frankfurt bis 1620 im westeuropäischen Waren- und Kapitalverkehr eine führende Stellung", erinnert die Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt. Die IHK war bei ihrer Gründung vom Rheinbund beauftragt worden, die Börsengeschäfte zu führen.
Bulle und Bär
Das neue Zeitalter begann am 1. August 1990: Da gründeten Banken und Kursmakler die Frankfurter Wertpapierbörse AG. Zwei Jahre später entstand die Deutsche Börse AG, 1993 übernahm sie die Trägerschaft der Frankfurter Wertpapierbörse.
Heute stehen Bulle und Bär in der Frankfurter Innenstadt für Stärke und Schwäche der Märkte. Der Deutsche Aktienindex Dax hat sich von Frankfurt aus zu einem der weltweit wichtigsten Börsenbarometer gemausert. Der erst vor gut drei Jahren für fünf Millionen Euro renovierte Handelssaal dient seit dem Siegeszug des elektronischen Handels zwar vor allem als Kulisse für Fernsehkameras. Aber: "Die Börse und das Parkett sind auch ein Publikumsmagnet", betont Rüdiger von Rosen, der Ende der 80er Jahre Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und Geschäftsführer der Frankfurter Wertpapierbörse war.
"Es ist schön, dass wir die Präsenzbörse noch haben, aber das Geschäft wird längst virtuell gemacht", sagt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser, der seit 1970 an der Frankfurter Börse tätig ist. "Dank der modernen Technik könnte man den Handel auch von der grünen Wiese aus betreiben, dafür braucht man keinen Handelssaal." Helmer meint: "Die Glanzzeit der Frankfurter Börse waren die Jahre 1975 bis etwa 1990. Da war auf dem Parkett richtig was los, da waren tägliche einige hundert Menschen auf dem Parkett."
Was sich in all den Jahren nicht geändert hat: Die Antwort auf die Frage, was die Börse ausmacht, fällt selbst Fachleuten oft schwer. Ein ehemaliger Börsenmoderator fasste es einmal so: "Die Logik der Börse ist, dass sie sehr oft unlogisch ist."
Quelle: ntv.de, dpa