Baosteel befeuert KonjunktursorgenChinas Stahlriese schließt Werk

Chinas Industrie schrumpft seit beinahe einem Jahr, nun heizt einer der größten Stahlproduzenten des Landes die Wachstumssorgen im Reich der Mitte weiter an. Der Konzern legt ein Werk bis auf Weiteres still, um Verluste zu vermeiden. Dahinter steckt jedoch noch ein ganz eigenes Problem des chinesischen Wachstumsmodells.
Die Zeichen für eine weitere
konjunkturelle Eintrübung in China mehren sich. Der größte an der Börse gehandelte
Stahlkocher des Landes, Baoshan Iron & Steel, hat seine Produktion in einem
Werk in der Gegend von Schanghai gestoppt. In der Fabrik werden Vorprodukte für
die Werft- und die Ölbranche hergestellt. Schwächen der Stahlindustrie gelten meist
als Vorboten für eine sich abzeichnende Konjunkturflaute.
Die Entscheidung von Baoshan
kommt durchaus überraschend. Das Unternehmen gilt als einer der bestgeführten Stahlhersteller
im Reich der Mitte. Rapide fallende Stahlpreise hatten schon zu Kürzungen der Produktion
geführt, die Gewinne der Hersteller brechen ein. Die Stilllegung gleich eines ganzen
Werks in China ist aber neu.
Abkühlung hausgemacht
Ein Großteil der Konjunktur-Abschwächung
geht dabei auf das Konto der Pekinger Regierung, die den heiß gelaufenen Immobilienmarkt
abkühlen will. Diese Schritte drücken die Preise für Billigstahl, der im Gebäudebau
verwendet wird. Baoshans Schritt verdeutlicht, dass Schwächen in anderen Teilen
der Wirtschaft auch die Stahlkocher empfindlich treffen.
"Unser Unternehmen
hat vorläufig die Produktion unterbrochen, um mehr operative Verluste zu vermeiden",
erklärte Baoshan. Als Grund nannte der Konzern die schwache Nachfrage. Zusätzlich könnte auch ein industrieller Strukturwandel im Gebiet Schanghai-Baoshan
zu der Entscheidung beigetragen haben. Die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Werks
habe darunter gelitten, teilte Baoshan mit, ohne Details oder einen möglichen Termin
für eine Neueröffnung zu nennen.
Deshalb spiegelt die Werksschließung
nicht nur konjunkturelle Schwächen wider. Sie verdeutlicht auch die Schwierigkeiten
der chinesischen Stahlkocher, in der Wertschöpfungskette nach oben zu klettern und
höherwertigere Produkte herzustellen. Genau dies fordert aber die Regierung von
den Stahlherstellern. Baoshan hatte einst die Technologie des jetzt vorläufig geschlossenen
Werks als besonders energieeffizient angepriesen. Analysten waren da anderer Meinung:
In ihren Augen erwies sich die Fabrik als teuer und unzuverlässig.