Waffen gegen PiratenDeutsche Reeder rüsten auf

Die Piraterie auf den Meeren entwickelt sich zu einem dauerhaften Problem für die Reedereien. Immer häufiger setzen sie deshalb private bewaffnete Sicherheitsleute an Bord ein. Denn die Seeräuber werden immer professioneller.
Die deutschen Reeder rüsten sich mit bewaffneten Sicherheitsdiensten gegen die Bedrohung durch Piraten. Nach einer in Hamburg verbreiteten Studie der Unternehmensberatung PwC haben mittlerweile 27 Reedereien bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord; weitere sechs beschäftigen Schutzkräfte ohne Waffen. Das Konzept ist bislang aufgegangen; keines dieser Schiffe wurde erfolgreich von Piraten attackiert.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) bestätigte die , bezeichnete sie aber als "zweitbeste Lösung". Die Bekämpfung der Piraterie sei laut Seerecht eine hoheitliche Aufgabe; bewaffnete Kräfte auf See sollten einen staatlichen Status haben.
Wachsendes Problem
Trotz der verstärkten militärischen Schutzmaßnahmen waren 86 Prozent der Reeder der Ansicht, dass die Belastung durch das Piraterieproblem in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist, kein einziger Befragter sieht eine Entspannung. Der EU-Schutzmission Atalanta sprechen nur 17 Prozent einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Piraterie zu - im Jahr 2010 sagten das noch 40 Prozent. Vielmehr glauben 90 Prozent der Befragten, dass die Piraten in den vergangenen Jahren gewalttätiger und kampfbereiter geworden sind. Zudem haben die gelegentlich geleisteten Lösegeldzahlungen das Piraterieproblem nach Ansicht der meisten Reeder (80 Prozent) noch verschärft. Aus Sicht der Unternehmer ist es daher alternativlos, die Bekämpfung des Problems in professionelle Hände zu legen.
Als konkrete Folgen der Piraterie nennen 53 Prozent der Befragten höhere Kosten auf Grund gestiegener Versicherungsprämien, verlängerter Transportzeiten auf Ausweichrouten oder auch wegen der Beschäftigung von Sicherheitspersonal. Zudem verweisen 29 Prozent auf eine zunehmende Zahl von Überfällen, und jeweils 17 Prozent konstatieren eine höhere Professionalität und einen größeren Aktionsradius der Piraten. Selbst von Piratenüberfällen betroffen war bislang jede dritte befragte Reederei.
Hohes Risiko
Vor kurzem war bekannt geworden, dass somalische Piraten inzwischen ihren Aktionskreis deutlich ausweiten und auch große Schiffe und Tanker bedrohen, die früher als nicht einnehmbar galten. Damit bleibt das Risiko für deutsche Schiffe auf absehbare Zukunft hoch. Aktuellen Studien zufolge entsteht durch die Piraterie weltweit jährlich ein wirtschaftlicher Schaden von 7 bis 12 Milliarden Euro.
Besonders viele Überfälle von Piraten gibt es vor der Küste Somalias, wo die wichtige Schifffahrtsroute durch den Indischen Ozean, den Golf von Aden hoch zum Suezkanal verläuft. Alternativ müssten die Schiffe Afrika umrunden. 2010 fuhren 1700 deutsche Schiffe durch das besonders gefährdete Gebiet vor Somalia, 45 von ihnen wurden angegriffen.