Ärger mit dem Hoffnungsträger Dreamliner wird kein Himmelsstürmer
13.07.2013, 16:00 Uhr
Die Flughafenfeuerwehr setzte Löschschaum ein, um den Brand des "Dreamliners" zu bekämpfen.
(Foto: Reuters)
Boeing bleibt mit seinen Maschinen vom Typ 787 in den Schlagzeilen - und es sind weiter keine guten. Erst konnten die Flugzeuge wegen Batterieproblemen monatelang nicht abheben. Nun brennt eines von ihnen in London. Während die Airlines die 787 weiter fliegen lassen, stürzt die Aktie ab, obwohl die Brandursache zunächst unklar ist. Die Angst sitzt tief bei den Anlegern.
Für den US-Flugzeughersteller Boeing bleibt der Hoffnungsträger Dreamliner ein Sorgenkind. An einer abgestellten Maschine der Ethiopian Airlines auf dem Flughafen London-Heathrow war es am Freitagabend zu einem Brand gekommen, weshalb kurzzeitig sogar der Flugverkehr eingestellt werden musste. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand. Über die Unglücksursache herrscht weiterhin Unklarheit. Doch Boeing bekam die Auswirkungen sofort zu spüren. Die Boeing-Aktie rauschte an der Wall Street zeitweise um bis zu sieben Prozent in den Keller und ging schließlich mit einem Abschlag von 4,6 Prozent aus dem Handel - zwischenzeitlich hatte sich das Minus auf 7 Prozent summiert.
Die Ursache für das Feuer in der Maschine wird weiterhin untersucht. Laut Ethiopian Airlines parkte die Maschine schon mehr als acht Stunden auf dem Flughafen, als Rauch entdeckt wurde. Bislang gibt es keinen Hinweis, dass erneute Probleme mit den Batterien der Grund für das Unglück gewesen sind. Erst Ende April hatte der Flugzeugbauer gemeinsam mit der US-Luftfahrtbehörde ein System entwickelt, um eine erhöhte Brandgefahr durch die Batterien zu verhindern. Ethiopian Airlines war damals die erste Fluggesellschaft, die den Dreamliner nach einer Zwangspause von dreieinhalb Monaten im Zuge der Batterieprobleme wieder einsetzte.
Airlines lassen Dreamliner nicht am Boden
Trotz des Zwischenfalls lässt die Airline ihre anderen Flugzeuge dieses Typs starten. Keine Maschine der Dreamliner-Flotte bleibe am Boden, teilte Ethiopian Airlines am Samstag mit. Das Unternehmen ist eine der fünf größten Fluggesellschaften Afrikas.
Bislang hat Boeing insgesamt 68 Dreamliner ausgeliefert. Sechs davon betreibt, als einzige US-Fluggesellschaft, United Airlines. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit, man wolle sich nicht an Spekulationen über die Ursache beteiligen, werde die "Erforschung der Ursache allerdings genau verfolgen". Auch All Nippon Airways, mit 20 Dreamlinern der Betreiber der größten Flotte, setzt seine Maschinen weiter ohne Probleme ein. Nach Aussage einer Sprecherin versucht man weiterhin herauszufinden, was genau in London passiert sei.
Boeing teilte mit, dass Mitarbeiter in London-Heathrow seien, die versuchten "das Problem zu lokalisieren und zu verstehen". Untersucht wird der Fall derzeit von der britischen Luftfahrtbehörde und auch von der US-Luftfahrtbehörde wurde ein Experte hinzugezogen.
930 Bestellungen bei Boeing
Am Freitag kam es zudem zu einem weiteren, wenn auch nicht so folgenreichen Vorfall, mit einem Dreamliner. Eine Maschine von Thomson Airways musste wegen technischer Probleme auf seinem Flug von Manchester nach Sanford im US-Bundesstaat Florida umkehren. Eine Sprecherin der Gesellschaft verwies auf technische Probleme. Die Umkehr sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen.
Für Boeing geht es um den Ruf und letztlich um viel Geld. In den Auftragsbüchern stehen 930 Dreamliner, Stückpreis nach Liste bis zu 244 Millionen Dollar (187 Millionen Euro).
Mit seiner neuartigen Konstruktion aus leichten Carbonfasern statt Alu ist der Dreamliner ein technischer Vorreiter. Der Jet sollte Boeing die Vormachtstellung am Himmel sichern. Doch nun spielt jede schlechte Nachricht dem Rivalen Airbus mit dem Konkurrenzmodell A350 in die Hände. Dieser Jet ist noch gar nicht draußen. Die Europäer können also aus jedem Fehler der Amerikaner nur lernen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa