Ende der Staatsgarantien Landesbanken stehen vor schwierigem Jahr
25.03.2014, 07:12 Uhr2015 müssen die deutschen Landesbanken zusammen eine dreistelligen Milliardensumme an den Staat zurückzahlen. Das stellt für sie eine große Herausforderung dar. Laut einer Studie sind die Geldinstitute aber gut darauf vorbereitet.
Den Landesbanken steht in den kommenden beiden Jahren ein Kraftakt bevor: Sie müssen nach Berechnungen de r Ratingagentur Moody's bis Ende 2015 rund 175 Milliarden Euro an Schulden zurückzahlen, für die ihre staatlichen Eigentümer geradestehen. Wenn die Institute anschließend neues Geld aufnehmen, gibt es dafür laut einem Beschluss der EU keine Staatsgarantien mehr. "Eine Herausforderung wird das vor allem für Banken, die stark im Geschäft mit längerfristigen Finanzierungen aktiv sind, besonders im Bereich Schiffe und Gewerbeimmobilien", heißt es in einer Moody's-Studie.
Zu den größten Schiffsfinanzierern in Deutschland zählen die HSH Nordbank und die NordLB. Die HSH muss nach Berechnung von Moody's bis Ende 2015 einen Großteil ihrer abgesicherten Verbindlichkeiten im Gesamtwert von 24 Milliarden Euro zurückzahlen. Bei der NordLB seien es rund 20 Milliarden Euro. Beide Geldhäuser sind aus Sicht von Moody's deshalb künftig stärker darauf angewiesen, dass ihnen die Sparkassen weiter Mittel zur Verfügung stellen. Wegen der Krise auf hoher See sei es immer schwieriger, Schiffskredite als Sicherheiten für Anleihen zu hinterlegen.
Grundsätzlich seien jedoch alle Landesbanken gut auf das Ende der Staatsgarantien vorbereitet, sagte Studienautor Michael Rohr. "Der Refinanzierungsbedarf hat sich deutlich reduziert." Viele Institute sind in den vergangenen Jahren geschrumpft. Zudem bekommen sie viel Geld von den Sparkassen, die mehr Einlagen haben, als sie an Krediten ausgeben können. Bei der Refinanzierung über den Kapitalmarkt profitieren die Landesbanken zudem von der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Moody's geht daher davon aus, dass die Finanzierungskosten für die Institute unter dem Strich "weitgehend stabil bleiben werden".
"Kollateralschaden wäre enorm"
Die Bundesländer haben viele Jahre die Haftung für die Geschäfte ihrer Institute übernommen, weshalb die Landesbanken zu günstigen Konditionen Geld aufnehmen konnten. Die Institute verliehen dieses Geld mit einem kleinen Aufschlag an Kommunen und Unternehmen weiter und unterstützten mit den Krediten nebenbei oft die Ziele der jeweiligen Landesregierung.
Die große Wende kam am 17. Juli 2001, als die EU-Kommission die aus ihrer Sicht wettbewerbsverzerrenden Staatsgarantien für die Landesbanken verbot - allerdings erst nach einer vierjährigen Übergangsphase. Diesen Zeitraum nutzten viele Institute, um sich noch einmal nach Herzenslust mit Liquidität vollzusaugen. Das Kapital legten sie zu großen Teilen in riskanten Papieren an oder suchten im Ausland nach neuen lukrativen Geschäftsfeldern. Die Expansion endete für die meisten Institute im Fiasko. Egal ob am US-Immobilienmarkt oder in schwächelnden osteuropäischen Ländern - wo immer eine neue Krise hochkochte, die Landesbanken waren schon da.
Dass die meisten Staatsgarantien Ende 2015 auslaufen, könnte auch Auswirkungen auf die Bereitschaft der Bundesländer haben, ihre Landesbanken bei künftigen Krisen zu retten. Dass die Länder die Instituten dann einfach fallen lassen, erwartet im Landesbankenlager aber kaum jemand. Da die Länder an allen Landesbanken maßgeblich beteiligt sind, würden sie Pleiten nach wie vor teuer zu stehen kommen, hieß es in Finanzkreisen. "Der Kollateralschaden wäre nach wie vor enorm", so ein Insider.
Quelle: ntv.de, wne/rts