Wirtschaft

Erste Zuschläge in der Industrie Mehr Geld für Leiharbeiter

Trotz der Zuschläge erreichen Leiharbeiter nicht das Gehalt der Stammbelegschaften.

Trotz der Zuschläge erreichen Leiharbeiter nicht das Gehalt der Stammbelegschaften.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der 1. November bringt für viele Leiharbeiter besser gefüllte Lohntüten mit sich. In der deutschen Industrie erhalten die Beschäftigten sogenannte Branchenzuschläge. Doch die teurere Zeitarbeit könnte tausende von Arbeitsplätzen gefährden, fürchtet die Branche.

Tausende Leiharbeiter in der deutschen Industrie werden ab dem 1.November deutlich besser bezahlt. Langfristig Beschäftigte in Metall/Elektro- oder Chemiebetrieben können erstmals die so genannten Branchenzuschläge beanspruchen, die im Sommer von den Gewerkschaften mit den Verbänden der Zeitarbeitgeber tariflich vereinbart worden sind. Mit zeitlich gestaffelten Zuschlägen soll die Verdienstlücke zu den Stammarbeitern verkleinert werden.

Die IG Metall schätzt für ihren Bereich, dass vier von fünf Leiharbeitern bereits im November Anspruch auf die erste Zuschlagstufe von 15 Prozent auf ihr Gehalt haben. Von 250.000 Leiharbeitern wären das 200.000 Leute. Voraussetzung ist, dass sie bereits länger als sechs Wochen in denselben branchenzugehörigen Betrieb ausgeliehen sind. Der Zuschlag steigt bei ununterbrochener Tätigkeit innerhalb von neun Monaten in fünf Stufen auf 50 Prozent, erreicht in der Regel aber auch in der Endstufe nicht das Entgelt der Stammbelegschaften.

In der Chemieindustrie gelten für die unteren Tarifgruppen ähnliche Bestimmungen, für höhere Lohngruppen wurden geringere Zuschläge zwischen 10 und 35 Prozent vereinbart. Zum Jahreswechsel folgen als nächste Branchen die Kunststoff- und Kautschukindustrie sowie der Schienenverkehr. Für weitere Bereiche laufen Verhandlungen.

Die Kehrseite der Medaille

Mit der Regelung verteuert sich die Zeitarbeit in Deutschland, so dass der Anbieter Manpower bereits 150.000 Jobs auf der Kippe sieht. Die Zeitarbeitsverbände BAP und iGZ fordern als Gegenleistung für die von ihnen akzeptierte Tarifregelung einen Verzicht auf weitere gesetzliche Vorgaben etwa zur Gleichbezahlung von Leih- und Stammarbeitern. Die ist eigentlich gesetzlich vorgeschrieben, gibt aber einer tariflichen Regelung den Vorrang.

Die Branche werde sich wegen der Zuschläge ohnehin ändern, erklärte der Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister, Volker Enkerts, in Berlin. Zeitarbeit werde künftig strategisch im Fachkräftebereich und zur passgenauen Personalrekrutierung eingesetzt.

Für alle rund 850.000 Zeitarbeiter tritt außerdem zum Monatswechsel eine Tariferhöhung in Kraft. Der Mindestlohn steigt im Westen von 7,89 Euro auf 8,19 Euro und im Osten Deutschlands von 7,01 auf 7,50 Euro pro Stunde. Kein Arbeitgeber der Zeitarbeitsbranche darf künftig weniger bezahlen.

Quelle: ntv.de, sla/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen