Erste Abstufung seit 1989 Moody's sieht China skeptischer
24.05.2017, 08:11 Uhr
(Foto: REUTERS)
China baut in einem Kraftakt seine Wirtschaft um. Doch die Rating-Experten von Moody's rechnen damit, dass in allen Bereichen die Außenstände steigen - und stufen das Land herab. Für die Regierung ist das unverständlich.
Die US-Ratingagentur Moody's hat den Daumen über China gesenkt. Dies ist die erste Abstufung des Landes seit 1989. Das Rating werde von Aa3 auf A1 zurückgenommen, teilte Moody's mit. Damit befindet sich das Rating vier Stufen unter der Spitzennote. Den Ausblick hoben die Experten von negativ auf stabil an. Moody's hatte Anfang März den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Chinas reduziert und somit eine Abstufung des Ratings in Aussicht gestellt. China hat nun die gleiche Bonitätsnote wie etwa Japan, Israel oder Saudi Arabien.
Die Regierung in Peking kritisierte die Entscheidung. Die Agentur überschätze die Schwierigkeiten, denen die chinesische Wirtschaft derzeit ausgesetzt sei und unterschätze die Reformbemühungen, teilte das Finanzministerium mit. Zudem basiere die Einschätzung auf einer unsachgemäßen Methode. Die Konjunktur werde stabil und relativ schnell wachsen. Die Schuldenrisiken für die Jahre 2018 bis 2020 würden sich nicht wesentlich von denen im Jahr 2016 unterscheiden.
Analyst: Wenig überraschend
Besonders die Schuldensituation im Land ist den Analysten ein Dorn im Auge. Hier gebe es eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen deutlichen Anstieg in allen Wirtschaftszweigen. Damit würden auch die Belastungen für den Staatshaushalt wachsen. "Auch wenn die Reformfortschritte mit der Zeit die Wirtschaft wahrscheinlich verändern werden, dürften sie einen weiteren deutlichen Anstieg der Verschuldung nicht verhindern", urteilte Moody's.
Laut Hao Hong, Analyst bei Bocom International in Hongkong, spricht Moody's nur bereits bekannte Dinge an, so dass die Abstufung für China-Experten nicht überraschend komme. Deswegen halte sich die Reaktion an der Börse auch in Grenzen.
Chinas Wirtschaft war im ersten Quartal mit 6,9 Prozent überraschend schnell gewachsen, doch rechnen Beobachter für den Rest des Jahres eher mit einer Abschwächung. Nach Meinung von Wirtschaftsexperten hält Peking die Wirtschaft vor allem durch Konjunkturprogramme am Leben. Chinas Regierung baut die Wirtschaft derzeit um und setzt verstärkt auf den Dienstleistungsbereich. Dafür nimmt sie ein schwächeres Wachstum in Kauf. Die Regierung der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt peilt für dieses Jahr ein Wachstum von 6,5 Prozent an. 2016 hatte die Volksrepublik ein Plus von 6,7 Prozent geschafft - das war der geringste Zuwachs seit 26 Jahren.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa