Wirtschaft

Ölhändler liefern nichtPetroplus bekommt Probleme

28.12.2011, 19:36 Uhr

Für Petroplus wird es eng: Europas größtem unabhängigen Raffineriebetreiber gehen die Ölhändler von der Fahne. Sie reagieren auf die Liquiditätsklemme des in der Schweiz ansässigen Konzerns. Petroplus ist ins Trudeln geraten, weil die Banken einen Milliardenkredit nicht freigegeben haben. Frankreich will das Unternehmen nun bei den Verhandlungen unterstützen.

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Petroplus-Raffinerie in Cressier nahe Neuchatel (Schweiz). (Foto: dpa)

Der Schweizer Raffineriebetreiber Petroplus könnte schon bald von Rohöllieferungen abgeschnitten sein und den Betrieb dann einstellen müssen. Ölhändler, die befürchteten, der Konzern könne nicht mehr zahlen, stellten den Handel mit dem in eine Liquiditätsklemme geratenen Konzern ein. "Sie werden die Raffinerien in einigen Tagen runterfahren müssen", sagte ein Händler, der Petroplus kein Rohöl mehr verkauft. Mehrere andere Händler erklärten, auch sie würden mit dem Konzern keine Verträge mehr abschließen.

"Unsere Vorräte gehen zu Ende, in wenigen Tagen werden wir den Betrieb stoppen müssen", sagte ein Petroplus-Insider. "Wir werden versuchen, die guten Anlagen so lange wie möglich in Betrieb zu halten."

. Die Aktie verlor daraufhin fast 50 Prozent und sackte am Mittwoch weiter ab. Petroplus hatte da schon durchblicken lassen, dass der Betrieb in den fünf Raffinerien ohne neue Betriebskredite nicht mehr lange aufrechterhalten werden könne. Der Konzern schreibt seit 2008 rote Zahlen. Wegen des hohen Ölpreises, den die Verarbeiter nicht immer voll weitergeben können, stehen die Gewinnmargen in der von Überkapazitäten geprägten Branche unter Druck.

Petroplus betreibt neben Raffinerien im bayerischen Ingolstadt und in Cressier in der Westschweiz die Anlage Petit-Couronne in Frankreich sowie je eine Raffinerie in Großbritannien und in Belgien. Insgesamt entfallen auf den Konzern 4,4 Prozent der europäischen Ölverarbeitungskapazität.

Frankreich bietet Unterstützung an

In Frankreich forderte die Gewerkschaft CGT die Verstaatlichung der Petroplus-Raffinerien. Es gehe nicht an, dass eine Gruppe von Finanzspekulanten die Kontrolle übernehme, erklärte die Gewerkschaft. Bei Petroplus France sind 550 Leute beschäftigt. Die französische Regierung versicherte, sie werde alles tun, um die Firma bei den Verhandlungen mit den Banken zu unterstützen.

Petit-Couronne gilt als eine der schwächeren Raffinerien des Konzerns. Bereits im vergangenen Monat hatte Petroplus für Mitte Januar einen Umstrukturierungsplan angekündigt. Dieser sehe die Schließung eines Teils der Anlage mit 120 Arbeitsplätzen und Investitionen in andere Teile vor, sagte ein Sprecherin von Petroplus France. Der Zeitplan gelte weiterhin. Es müssten aber auch die jüngsten Entwicklungen berücksichtigt werden. "Die Lage ist sehr ernst, aber die Firma führt weiterhin Verhandlungen mit den Geldgebern", sagte sie weiter.

Quelle: wne/rts