Bilanzvorlage wackelt Rätselraten um Zukunft von Air Berlin
26.03.2014, 18:55 Uhr
Abschied von der Börse, Übernahme oder Fusion zu einem neuen Branchenriesen? Über die Zukunft der angeschlagenen Air Berlin wird viel spekuliert. An diesem Donnerstag sollte es Antworten geben - doch das scheint wieder unsicher.
Air Berlin macht aus seiner Zukunft ein Geheimnis. Eigentlich wollte die angeschlagene Airline die Jahreszahlen und strategische Schritte am Donnerstag vorstellen. Ob und wann die Pressekonferenz stattfindet, sei derzeit nicht bekannt, sagte eine Sprecherin der zweitgrößten deutschen Fluglinie am Mittwoch. "Ich weiß von nichts." Hinter den Kulissen werde mit Hochdruck an einem tiefgreifenden Umbau von Air Berlin gearbeitet, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. "Die haben viele Bälle in der Luft." Unter anderem spiele Air Berlin einen Rückzug von der Börse durch. Die Fluggesellschaft wollte sich dazu nicht äußern.
Air Berlin hatte die für vergangene Woche geplante Bilanzpressekonferenz kurzfristig verschoben und erklärt, das Unternehmen führe "fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden." Welche Optionen diskutiert werden, wollte die verlustträchtige Airline nicht erläutern.
Die Zügel in der Hand hält Air-Berlin-Großaktionär Etihad. Die Fluglinie aus Abu Dhabi überlege derzeit, ihren Anteil an den Berlinern auf 49,9 Prozent von knapp 30 Prozent aufzustocken, hatte ein Insider vor einigen Tagen gesagt. Zudem wollten die Araber Air Berlin mit der kriselnden Alitalia zusammenzulegen, hatten drei mit den Verhandlungen Personen gesagt. Die Gespräche darüber seien mittlerweile aber ins Stocken geraten, da der Widerstand in Italien sehr groß sei, sagte einer von ihnen. Etihad verhandelt darüber hinaus seit Monaten über einen Einstieg bei der verlustreichen italienischen Fluglinie.
Rote Zahlen
Etihad schwebt vor, nach dem Vorbild der von der Lufthansa geführten Star Alliance ein eigenes Airline-Bündnis aus dem Boden zu stampfen. Dazu könnten noch Air Serbia oder Aer Lingus stoßen, an denen die Golf-Fluglinie bereits beteiligt ist. "Die Frage, die derzeit diskutiert wird, ist aber: Wie kann Etihad das Bündnis zentral aus Abu Dhabi steuern?", sagte der Insider.
Der Spielraum der arabischen Airline bei Air Berlin ist aufgrund von Gesetzeshürden nicht allzu groß ist. Knackpunkt ist vor allem, dass Unternehmen, die außerhalb der EU sitzen, nicht die Mehrheit an einer hiesigen Fluggesellschaft erwerben dürfen. Ansonsten gehen die Anflugrechte verloren.
Air Berlin ist wirtschaftlich angeschlagen. Analysten rechnen für das vergangene Jahr mit einem deutlichen Minus. Erwartet wird ein operativer Jahresverlust (Ebit) zwischen 114 und 132 Millionen Euro nach 70 Millionen Euro Gewinn im Jahr zuvor. Etihad hatte Air Berlin zuletzt finanziell kräftig unterstützt.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa