Wirtschaft

Anleihen oder Aktien? Gross-Fonds kommt unter die Räder

Pimco-Gründer und Fondsmanager Bill Gross muss sich wohl auf ein rabenschwarzes Jahr einstellen: Die Nettoabflüsse aus dem weltgrößten Anleihefonds sind so hoch wie nie.

Pimco-Gründer und Fondsmanager Bill Gross muss sich wohl auf ein rabenschwarzes Jahr einstellen: Die Nettoabflüsse aus dem weltgrößten Anleihefonds sind so hoch wie nie.

(Foto: REUTERS)

Seit 1987 gibt es den Total Return Fund. Dem weltgrößten Anleihefonds, gegründet von der Legende Bill Gross, droht 2013 das schwärzeste Jahr seiner Geschichte. Die Gründe für die Rekordabflüsse liefert die US-Notenbank Fed.

Das Jahr mit den stärksten Mittelabflüssen seiner Geschichte droht dem von der Fondslegende Bill Gross gemanagten weltgrößten Anleihefonds. Allein im November zogen Kunden 3,7 Milliarden Dollar aus dem Fonds ab. Das war bereits der siebte Mittelabzug in Folge, so dass zum Jahresende unter dem Strich der größte Abfluss seit der Auflage des Fonds 1987 stehen könnte.

Seit Jahresbeginn ist das Volumen des Total Return Fund von Pacific Investment Management (Pimco) auf Nettobasis um 36,9 Milliarden Dollar geschrumpft. Aktuell beläuft es sich noch auf 244,1 Milliarden Dollar. Sollte es dabei bis zum Jahresende bleiben, wäre das, den Daten des Fonds-Analyseshauses Morningstar zufolge, der stärkste jemals gesehene Abfluss innerhalb eines Jahres.

Bislang verzeichnete der Pimco-Fonds erst einmal ein Jahr mit Nettoabflüssen. Das war 2011, als er um 4,97 Milliarden Dollar abnahm. Mit dem Mittelabzug im November setzt sich der diesjährige Trend fort, bei dem die Anleger Gelder aus traditionellen Anleihefonds abziehen und stattdessen in einem extrem positiven Aktienmarktumfeld lieber in Aktienfonds stecken.

Die Fed und die Drosselung

Die Nachfrage nach Fonds-Anteilen hat aber auch dadurch einen Dämpfer erlitten, dass die US-Notenbank einer Drosselung ihres Anleihekaufprogramms angesichts der sich verbessernden Konjunkturdaten immer näher zu kommen scheint. Eine Rückführung der monatlichen Anleihekäufe von derzeit noch 85 Milliarden Dollar birgt für Investoren die Gefahr steigender Anleiherenditen bzw. sinkender Anleihekurse, was sich negativ auf die Fondsentwicklung auswirken würde.

Der von Barclays ermittelte Index, der die Entwicklung von allen Anleihefonds zusammenfasst und als Maßstab (Benchmark) auch für den von Gross gemanagten Pimco-Fonds gilt, zeigt seit Jahresbeginn ein Minus von 1,72 Prozent. Im Gegensatz dazu haben die wichtigsten US-Aktienindizes um über 20 Prozent zugelegt.

Nur ein kleiner Trost

"Selbst im Umfeld steigender Zinsen gibt es für langfristig orientierte Anleger, die die Vorteile eines diversifizierten Portfolios verstehen, Möglichkeiten am Bondmarkt", betreibt Pimco-Sprecher Mark Porterfield Werbung in eigener Sache und empfiehlt: "Rentenpapiere sollten ein fester Bestandteil in einem ausgewogenen Portfolio bleiben."

Immerhin kann sich Pimco damit etwas trösten, dass sich die Abflüsse im November deutlich verlangsamt haben. Seit Mai waren sie nicht mehr so niedrig. Ihren Höhepunkt hatten sie im Juni mit 9,6 Milliarden Dollar.

Immerhin den Vergleichsindex geschlagen

Der Gross-Fonds weist seit Jahresbeginn in der Gesamtbilanz ein Minus von 1,24 Prozent auf. Damit hat er den Benchmark-Index geschlagen, wie aus den Morningstar-Daten weiter hervorgeht. Zurückzuführen ist das einer in den vergangenen Monaten wieder deutlich besseren Entwicklung. Allein in den zurückliegenden drei Monaten schaffte der Total Return Fund ein Plus von 2,44 Prozent, verglichen mit lediglich 1,13 Prozent des Benchmark-Index. Damit schneidet Gross laut Morningstar besser ab als 93 Prozent seiner Wettbewerber.

Gross selbst führt diesen Erfolg in seinem Dezember-Ausblick darauf zurück, dass er zuletzt auf Bonds mit kürzeren Laufzeiten setzte, die im Vergleich zu Papieren mit längeren Laufzeiten weniger stark auf einen Anstieg an der Zinsfront reagieren. Selbst wenn die US-Notenbank ihre Anleihekäufe 2014 beenden sollte, "die 0,25-Prozent-Zinsen werden Bestand haben bis die Arbeitslosenquote bei 6,5 Prozent und die Inflation bei 2,0 Prozent liegt - mindestens", so Gross. "Wenn es so kommt, dann dürften kürzer laufende Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Hypothekenpapiere zwar niedrige aber attraktive defensive Rückflüsse gewährleisten".

Anleihen besser als Aktien?

Gleichzeitig wiederholt Gross seine Warnung vor den Gefahren am Aktienmarkt. Nahezu alle Vermögensklassen seien vom lockeren Geld der Zentralbanken aufgebläht. "Die Anleger spielen alle das gleiche gefährliche Spiel einer nahezu unendlichen Politik des billigen Geldes und künstlich niedrig gehaltener Zinsen zur Ankurbelung des Wachstums". Der Fondsmanager befürchtet, dass die US-Aktien ihr Momentum verlieren werden, wenn die Realwirtschaft auch nach Jahren der Stimulierung keine Fahrt aufnehmen sollte. Seine Schlussfolgerung lautet: "Kämpfe nicht gegen die Zentralbanken an, aber sei auf der Hut".

Langfristig betrachtet kann sich die Entwicklung des Total Return Fund derweil sehen lassen. Im Durchschnitt lieferte er den Investoren eine absolute Rendite von 6,51 Prozent über die vergangenen 15 Jahre. Zum Vergleich: Das ist besser als 96 Prozent der mit dem Pimco-Fonds konkurrierenden Fonds und auch besser als die 5,24 Prozent, auf die es in der gleichen Zeit der Benchmark-Index brachte.

Quelle: ntv.de, Min Zeng, DJ

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