Chaos nach der Airline-PleiteSpanair lässt Passagiere hängen

Einige Reisende erwischt es eine halbe Stunde vor Abflug: Insgesamt überrascht die Pleite der spanischen Fluggesellschaft Spanair mehr als 22.000 Reisende. Komplett und ohne Vorwarnung stellt die spanische Fluggesellschaft Spanair den Flugbetrieb ein. Mehrere hundert Kunden bleiben an abgelegenen Regionalflughäfen hängen, einige in Ländern wie Marokko, Mali oder Gambia. Der Ärger ist groß.
Die insolvente spanische Fluggesellschaft Spanair hat ihren Betrieb zum Wochenende abrupt eingestellt
und kurzfristig sämtliche Flüge gestrichen.
Spanischen Medien zufolge waren am Wochenende mindestens 22.000 Passagiere betroffen.
Auf einzelnen Flughäfen saßen hunderte Fluggäste fest, von denen viele ihrem Ärger
lautstark Luft machten.
Der letzte Flug der Gesellschaft landete am Freitag um 22.00
Uhr. Danach mussten konkurrierende Fluggesellschaften wie Iberia, Vueling und Easyjet
einspringen. Die Regierung gab die Zahl der zwischen Samstag und Montag gestrichenen
Spanair-Flüge mit 647 an. Auf einem Flughafen in Mali saßen demnach 170 Passagiere
fest, eine ähnlich große Zahl in Gambia, außerdem mehrere in Marokko.
Das spanische Verkehrsministerium erklärte, die Firma sei verpflichtet,
sich um die betroffenen Passagiere zu kümmern. Insbesondere müsse sie ihnen den
Ticketpreis erstatten und eine alternative Beförderungsmöglichkeit zur Verfügung
stellen. Einige Passagiere beschwerten sich, dass sie zu allem Übel auch noch für
Ersatztickets zahlen müssten.
Direkte Folge der Wirtschaftskrise?
Spanair erklärte zur Begründung der sofortigen Einstellung des
Betriebs am Freitagabend, die Entscheidung sei angesichts der "mangelnden finanziellen
Aussichten für die kommenden Monate" aus Vorsicht und zur Sicherheit getroffen
worden. Die Leitung des Unternehmens bedauere die Lage und bitte alle Betroffenen
um Verzeihung.
Die Region Katalonien, die einer der wichtigsten Anteilseigner
der Firma ist, hatte zuvor erklärt, dass sie wegen der "aktuellen Krise"
der angeschlagenen Fluggesellschaft keinen neuen Kredit geben könne. Diese Entscheidung
sei nach dem Scheitern der Verhandlungen von Spanair mit Qatar Airways über eine
finanzielle Partnerschaft getroffen worden, hieß es. Die Region hatte im Januar
2011 Spanair einen Notkredit von 10,5 Mio. Euro gewährt. Spanair war auch zuvor
massiv vom Staat unterstützt worden.
Teure Abwicklung
Die spanische Regierung kündigte Strafmaßnahmen
gegen Spanair an. Wegen Verletzung der Regeln über Betriebskontinuität und Passagierrechte
könne ein Bußgeld von bis zu 9 Mio. Euro auf das Unternehmen zukommen. Das
Verkehrsministerium erklärte, dass es wegen zweier schwerer Verstöße gegen das Gesetz
über die Luftsicherheit gegen die Firma vorgehe. In beiden Fällen könnten demnach
jeweils 4,5 Mio. Euro Strafe fällig werden. Wo das Geld bei Spanair herkommen soll, blieb unklar.
Spanair war 1986 gegründet worden. Die Fluggesellschaft war vor
allem innerhalb Spaniens aktiv. In Deutschland flog Spanair zuletzt Berlin, Hamburg,
Frankfurt und München an. 2009 wurde die Tochterfirma der skandinavischen Fluggesellschaft
SAS von spanischen Aktionären, darunter der Region Katalonien, übernommen. Einzelne internationale Verbindungen reichen im Süden bis nach Westafrika.
Im August 2008 wurde die Gesellschaft durch den am Flughafen von Madrid schwer getroffen. 154 Menschen starben,
als das Flugzeug beim Start abstürzte. Danach wurde das Unternehmen umstrukturiert.
Von den zuvor 4000 Angestellten wurden 1100 entlassen.