Wirtschaft

Chaos nach der Airline-PleiteSpanair lässt Passagiere hängen

29.01.2012, 13:48 Uhr
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Flughafen "El Prat" bei Barcelona: Spanair hat den Flugbetrieb eingestellt. (Foto: dpa)

Einige Reisende erwischt es eine halbe Stunde vor Abflug: Insgesamt überrascht die Pleite der spanischen Fluggesellschaft Spanair mehr als 22.000 Reisende. Komplett und ohne Vorwarnung stellt die spanische Fluggesellschaft Spanair den Flugbetrieb ein. Mehrere hundert Kunden bleiben an abgelegenen Regionalflughäfen hängen, einige in Ländern wie Marokko, Mali oder Gambia. Der Ärger ist groß.

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Undankbare Aufgabe: Eine Spanair-Mitarbeiterin muss den gestrandeten Passagieren die Lage erklären. (Foto: REUTERS)

Die insolvente spanische Fluggesellschaft Spanair hat ihren Betrieb zum Wochenende abrupt eingestellt

und kurzfristig sämtliche Flüge gestrichen.

Spanischen Medien zufolge waren am Wochenende mindestens 22.000 Passagiere betroffen.

Auf einzelnen Flughäfen saßen hunderte Fluggäste fest, von denen viele ihrem Ärger

lautstark Luft machten.

Der letzte Flug der Gesellschaft landete am Freitag um 22.00

Uhr. Danach mussten konkurrierende Fluggesellschaften wie Iberia, Vueling und Easyjet

einspringen. Die Regierung gab die Zahl der zwischen Samstag und Montag gestrichenen

Spanair-Flüge mit 647 an. Auf einem Flughafen in Mali saßen demnach 170 Passagiere

fest, eine ähnlich große Zahl in Gambia, außerdem mehrere in Marokko.

Das spanische Verkehrsministerium erklärte, die Firma sei verpflichtet,

sich um die betroffenen Passagiere zu kümmern. Insbesondere müsse sie ihnen den

Ticketpreis erstatten und eine alternative Beförderungsmöglichkeit zur Verfügung

stellen. Einige Passagiere beschwerten sich, dass sie zu allem Übel auch noch für

Ersatztickets zahlen müssten.

Direkte Folge der Wirtschaftskrise?

Spanair erklärte zur Begründung der sofortigen Einstellung des

Betriebs am Freitagabend, die Entscheidung sei angesichts der "mangelnden finanziellen

Aussichten für die kommenden Monate" aus Vorsicht und zur Sicherheit getroffen

worden. Die Leitung des Unternehmens bedauere die Lage und bitte alle Betroffenen

um Verzeihung.

Die Region Katalonien, die einer der wichtigsten Anteilseigner

der Firma ist, hatte zuvor erklärt, dass sie wegen der "aktuellen Krise"

der angeschlagenen Fluggesellschaft keinen neuen Kredit geben könne. Diese Entscheidung

sei nach dem Scheitern der Verhandlungen von Spanair mit Qatar Airways über eine

finanzielle Partnerschaft getroffen worden, hieß es. Die Region hatte im Januar

2011 Spanair einen Notkredit von 10,5 Mio. Euro gewährt. Spanair war auch zuvor

massiv vom Staat unterstützt worden.

Teure Abwicklung

Die spanische Regierung kündigte Strafmaßnahmen

gegen Spanair an. Wegen Verletzung der Regeln über Betriebskontinuität und Passagierrechte

könne ein Bußgeld von bis zu 9 Mio. Euro auf das Unternehmen zukommen. Das

Verkehrsministerium erklärte, dass es wegen zweier schwerer Verstöße gegen das Gesetz

über die Luftsicherheit gegen die Firma vorgehe. In beiden Fällen könnten demnach

jeweils 4,5 Mio. Euro Strafe fällig werden. Wo das Geld bei Spanair herkommen soll, blieb unklar.

Spanair war 1986 gegründet worden. Die Fluggesellschaft war vor

allem innerhalb Spaniens aktiv. In Deutschland flog Spanair zuletzt Berlin, Hamburg,

Frankfurt und München an. 2009 wurde die Tochterfirma der skandinavischen Fluggesellschaft

SAS von spanischen Aktionären, darunter der Region Katalonien, übernommen. Einzelne internationale Verbindungen reichen im Süden bis nach Westafrika.

Im August 2008 wurde die Gesellschaft durch den am Flughafen von Madrid schwer getroffen. 154 Menschen starben,

als das Flugzeug beim Start abstürzte. Danach wurde das Unternehmen umstrukturiert.

Von den zuvor 4000 Angestellten wurden 1100 entlassen.

Quelle: AFP