Edeka-Tochter beschattet Mitarbeiter Spitzeleien bei Simmel
29.11.2009, 10:58 Uhr
Supermarkt der Kette Simmel: Mitarbeiter sollen massiv unter Druck gesetzt worden sein.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bei der Supermarktkette Simmel soll es seit Jahren Bespitzelungen durch Mitarbeiter geben. Detektive hätten, Medienberichten zufolge, Hausbesuche gemacht und Autos von Mitarbeitern durchsucht. In einigen Fällen soll auch mit Kündigung gedroht worden sein.
Die zu Edeka gehörende Supermarktkette Simmel lässt ihre Mitarbeiter nach einem Bericht des Magazins "Focus" bereits seit Jahren durch Detekteien bespitzeln. Privatdetektive hätten heimlich Hausvisiten bei krank gemeldeten Mitarbeitern vorgenommen und nach Schichtende Privatautos der Angestellten durchsucht, berichtet das Magazin unter Berufung auf interne Geschäftspapiere. Betroffen waren demnach Supermarkt-Angestellte der bundesweit 32 Edeka-Simmel-Filialen. Die Simmel-Kette mit Schwerpunkt in Sachsen und Bayern wird von Edeka beliefert. Inhaber Peter Simmel ist auch Chef des Edeka-Aufsichtsrats.
Aus Verträgen und einer Arbeitsanweisung vom 12. Januar 2009 geht dem "Focus"-Bericht zufolge hervor, dass die beauftragen Detektive pro Woche 20 Wagen kontrollierten. "Wenn Mitarbeiter sich weigern, den Wagen zu öffnen, drohen wir damit, die Polizei zu rufen und verweisen darauf, dass dieses sicherlich arbeitsrechtliche Konsequenzen haben werde", berichtete ein Detektiv dem Magazin. Firmenchef Simmel wies die Vorwürfe laut "Focus" zurück und erklärte, es habe nur in einem einzigen Fall eine Wagenkontrolle gegeben.
Die Münchner Arbeitsrechtlerin Dorothee Wilcke sagte "Focus" zu dem Vorgang, der Wink mit der Kündigung könne auf eine "strafbare Nötigung hinauslaufen". Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte zudem Passagen der Arbeitsverträge für Simmel-Beschäftigte als "rechtswidrig". So sei die darin enthaltene tägliche fristlose Kündigungsmöglichkeit binnen sechs Monaten im Einzelhandel in Bayern verboten. Zudem begleiche der Unternehmer Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Überstunden mit Warengutscheinen, die nur in Simmels Edeka-Märkten eingelöst werden könnten. "Wir werden Anzeige erstatten und den Vorgang an die Prüfbehörden weiterleiten", kündigte Verdi-Fachabteilungsleiter Hubert Thiermeyer in "Focus" an.
Quelle: ntv.de, mme/AFP