Wirtschaft

Neuer Steuerskandal in der Filmbranche? Artur Brauner weist Anschuldigungen zurück

Schwere Vorwürfe gegen einen prominenten Berliner Filmproduzenten: Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt einem Bericht zufolge gegen Artur Brauner. Stein des Anstoßes ist eine Steuer-CD. Sie enthält angeblich noch weitere bekannte Namen.

Ein großer Name des deutschen Films und feste Größe der Berliner Prominenz: Artur Brauner.

Ein großer Name des deutschen Films und feste Größe der Berliner Prominenz: Artur Brauner.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der bekannte und hochgeehrte Medienunternehmen Artur Brauner sieht sich auf seine alten Tage mit höchst unangenehmen Vorwürfen konfrontiert. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge soll Brauners Name angeblich auf einer kürzlich erworbenen Steuer-CD auftauchen.

Die Staatsanwaltschaft Köln habe wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung Ermittlungen gegen Brauner aufgenommen, heißt es. Sollte sich der Verdacht erhärten, stünde Deutschland womöglich vor dem nächsten Steuer-Skandal, in dessen Zentrum - ähnlich wie im Fall des FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß - erneut eine prominente Persönlichkeit des öffentlichen Lebens stünde.

Bereits Mitte Januar war bekannt geworden, dass die Behörden in Nordrhein-Westfalen nach dem Ankauf einer Steuer-CD eine Reihe von Kunden der israelischen Bank Leumi näher unter die Lupe genommen haben. Der Bank seien Ermittlungen gegen einzelne Kunden bekannt, hatte die zweitgrößte israelische Bank dazu erklärt. Angeblich hätten diese Kunden einen Teil ihrer ausländischen Konten den deutschen Steuerbehörden nicht offengelegt. Weitere Angaben wollte die Bank dazu nicht machen.

Gestützt auf die auf der Steuer-CD enthaltenen Daten habe die Kölner Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Steuerfahndung Wuppertal bereits Ende vergangenen Jahres erste Ermittlungen aufgenommen, berichtete der "Spiegel". Im Visier der Ermittler standen demnach deutsche Kunden eines Schweizer Ablegers der Bank Leumi.

Weitere prominente Kunden

Im Dezember sollen rund 100 Fahnder eine Woche lang die Privatwohnungen von etwa 50 Leumi-Kunden durchsucht haben. Auf der Steuer-CD, die das Land Nordrhein-Westfalen im Spätherbst 2013 angekauft habe, sollen dem Bericht zufolge die Namen von mehr als 100 deutschen Kunden des Schweizer Ablegers gespeichert sein.

Die Dateien hätten eine besondere Qualität, weil die Anlagesummen pro Kunde deutlich höher als bei bisherigen Steuer-CDs seien, berichtete das Magazin unter Berufung auf Justizkreise. Zudem befänden sich auf der CD Daten von mehreren prominenten Kunden. Nach Informationen des "Spiegel" zählt dazu auch der Name Artur Brauner. Welche Größen des öffentlichen Lebens in Deutschland noch von den aktuellen Ermittlungen betroffen sind, liegt bislang noch im Dunklen.

Der Fall Brauner ist brisant und dürfte den Behörden viel Fingerspitzengefühl abverlangen: International berühmt wurde Brauner unter anderem durch seine Arbeit an Filmen wie "Die weiße Rose" von 1982 und "Hitlerjunge Salomon" von 1990. Erfolge feierte der Berliner Unternehmen nicht nur mit ernsten Stoffen, sondern auch mit populären Kassenschlagern wie "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" von 1962, "Old Shatterhand" von 1964 oder abseitigeren Titeln wie "Vampyros Lesbos - Erbin des Dracula" von 1970. Unter seiner Leitung prägte seine Produktionsfirma den deutschen Nachkriegsfilm bis weit in die 1990er Jahre.

Im Lauf seiner Karriere produzierte Brauner rund 500 Filme und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem einen "Oscar", zwei "Golden Globes" und auch eine "Goldene Kamera" für sein Lebenswerk. Die Artur-Brauner-Stiftung wirbt seit 1991 für Toleranz sowie die Verständigung zwischen Juden und Christen und verleiht einen eigenen Filmpreis für themenbezogene deutschsprachige Spielfilme.

Was weiß das Berliner Finanzamt?

In Brauners Fall soll es sich "um Vermögen im hohen zweistelligen Millionenbereich" handeln, berichtet der "Spiegel". Die Steuerfahnder prüfen demnach den Verdacht, ob es sich dabei um bislang nicht versteuerte Vermögenswerte handelt. Ersten Erkenntnissen zufolge soll die Berliner Finanzverwaltung bei Brauner auf Steuerforderungen in zweistelliger Millionenhöhe verzichtet haben. Vor Weihnachten hätten Steuerfahnder Brauner bereits mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss konfrontiert und seine Räumlichkeiten durchsucht.

Brauner bestätigte gegenüber dem "Spiegel" seine Konten bei der Leumi-Bank, erklärte aber, dass es sich dabei nicht um unversteuertes Geld handele. Seine Verbindung zu Leumi sei den Berliner Finanzbehörden "seit langem bekannt". Brauner habe auch den bisherigen Verzicht der Berliner Finanzverwaltung auf Steuerzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe bestätigt, heißt es in dem Bericht weiter. Er habe aber darauf hingewiesen, dass "die Forderungen der Finanzverwaltung" lediglich "auf Schätzungen" basierten. Seinen Angaben zufolge laufen mit dem Berliner Finanzamt bereits Verhandlungen über Rückzahlungen. Der "B.Z. am Sonntag" erklärte er: "Kein Geld ist unversteuert!"

Nach Informationen des "Focus" hatte die Staatsanwaltschaft Berlin bereits wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldern bei der Bank Leumi gegen Brauner Ermittlungen aufgenommen. Das Verfahren sei jedoch eingestellt worden, hieß es. Eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft lag am Wochenende zunächst nicht vor.

Nach dem Kauf von Steuer-CDs aus Nachbarländern hat sich die Zahl der Selbstanzeigen deutscher Steuerflüchtlinge Medienberichten zufolge im vergangenen Jahr verdreifacht. Die Chance auf Straffreiheit durch eine Selbstanzeige und Nachzahlung hat demnach in den vergangenen Jahren rund 3,5 Milliarden Euro zusätzlich in die deutschen Staatskassen gespült.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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