Sprint treibt Fusion voran. Kundenfang drückt T-Mobile US ins Minus
01.05.2014, 14:05 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die US-Mobilfunktochter der Telekom greift in den USA die Marktführer an - und das kostet. Zwar legen Umsatz und Kundenzahl in den ersten drei Monaten beeindruckend zu. Doch unter dem Strich steht weiter ein Minus. Dennoch ist das Unternehmen begehrt.
Der Angriff auf die Marktführer hat die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom im ersten Quartal erneut ins Minus gedrückt. Allerdings kletterte der Umsatz auf Jahressicht um gut die Hälfte. Die Zahl der Nutzer legte zwischen Januar und Ende März um 2,4 Millionen durch die Verschmelzung von T-Mobile USA und MetroPCS zu. Gut die Hälfte davon sind Vertragskunden. Dies war der höchste Zuwachs in einem Quartal, wie T-Mobile US mitteilte.
Allerdings stand unter dem Strich am Quartalsende in Fehlbetrag von 151 Millionen US-Dollar oder 0,19 Dollar je Aktie. Im Vorjahr hatte die Gesellschaft noch einen Gewinn von 107 Millionen Dollar verbucht. es war zugleich aber auch das vierte Quartal in Folge mit einem Minus. Der Umsatz kletterte um 47 Prozent auf 6,88 Milliarden Dollar. Die operativen Kosten wuchsen noch schneller - sie legten um 61 Prozent zu. Analysten hatten mit einem etwas höheren Umsatz gerechnet.
Die deutsche Konzernmutter bestätigt dennoch ihre Prognose. "Wir haben eine Ergebnis-Planung von stabil rund 17,6 Milliarden Euro kommuniziert - und dabei bleibt es auch", schreibt Telekom-Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt in einem internen Mitarbeiter-Blog. Die Telekom hatte bei Vorlage ihrer Jahreszahlen im März für das Gesamtjahr ein bereinigtes operatives Ergebnis von 17,6 Milliarden Euro - unter Berücksichtigung eines veränderten Konsolidierungskreises - etwa auf dem Niveau von 2013 in Aussicht gestellt.
Kundenzuwachs bei Wettbewerbern geringer
Die US-Tochter konkurriert mit den Marktführern AT&T und Verizon Wireless um Kunden. Vor allem die wertvollen Kunden mit Festverträgen zog es zuletzt immer mehr zu T-Mobile US. Die Sonderangebote, mit denen sie die Kunden umwirbt, drücken allerdings auf die Marge und treiben das Unternehmen tiefer in die roten Zahlen.
Die Wettbewerber kamen zuletzt bei weitem nicht an T-Mobile US heran. AT&T gewann im ersten Quartal 625.000 Vertragskunden, bei Verizon Communications waren es 539.000. Sprint liefen unterdessen die Kunden davon, sie verlor 333.000.
T-Mobiles Erfolg ließ Sorgen aufkommen, dass es in der Branche zu einem Preiskampf kommen könnte. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben aber nur bestimmte Vertragsbedingungen aufgegeben, die Kunden verärgert hatten. Die Preise seien kaum reduziert worden.
Der Mehrheitsgesellschafter der T-Mobile US, die Deutsche Telekom, will am 8. Mai über das abgelaufene Quartal berichten. Die Zahlen der US-Tochter werden sich nicht eins zu eins in ihrer Bilanz niederschlagen. Denn die Amerikaner bilanzieren nach der Rechnungslegung US-GAAP, während der Bonner Konzern nach IFRS bilanziert. Zudem rechnet T-Mobile USA in US-Dollar ab, bei der Deutschen Telekom sind es Euro.
Sprint prüft Kauf-Finanzierung
Derweil treibt der drittgrößte US-Mobilfunkanbieter Sprint seine milliardenschweren Pläne für eine Übernahme der Telekom-Tochter offenbar voran. Das Management stimme derzeit die Finanzierung des auf insgesamt 50 Milliarden Dollar geschätzten Vorhabens mit mindestens fünf Banken ab, sagte ein Insider. Darunter seien die Deutsche Bank sowie die US-Institute JP Morgan und Goldman Sachs.
Um den Wettbewerbshütern entgegenzukommen, sei die Abgabe von Funkfrequenzen im Gespräch. Es werde erwartet, dass die japanische Sprint-Mutter Softbank im Juni oder Juli ein Angebot für die Telekom-Tochter T-Mobile US vorlegen werde, berichtete Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Personen.
Softbank arbeite zudem mit der Telekom an einer Lösung der Frage, wer den Mobilfunkanbieter nach einer Fusion führen solle, berichtete die Finanzagentur weiter. Favorit sei T-Mobile-US-Chef John Legere.
T-Mobile US ist der viertgrößte Mobilfunker im von den beiden Platzhirschen Verizon Wireless und AT&T dominierten US-Markt und damit zu klein, um große Gewinne einzufahren. Wunschziel der Telekom-Spitze ist deshalb weiterhin ein Ausstieg. Das Unternehmen kommt derzeit auf einen Börsenwert von rund 23,5 Milliarden Dollar.
Gegen eine Fusion von Sprint mit T-Mobile US gibt es große Bedenken. Die Kartellwächter fürchten, dass weitere Fusionen zulasten des Wettbewerbs gehen. 2011 hatten die dortigen Behörden einen Zusammenschluss von AT&T und T-Mobile US blockiert. Damals hieß es, es müsse mindestens vier große Anbieter geben. Softbank-Chef Masayoshi Son hat den Wettbewerbshütern versprochen, das führende Duo AT&T und Verizon mit einem Preiskrieg aufzubrechen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa