"Rüstungsaktien raus …"
"Rüstungsaktien raus, Infrastrukturtitel rein", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Ukraine-Verhandlungen. Die Chancen auf ein Kriegsende seien wahrscheinlich so gut wie lange nicht mehr, sagt er. Damit dürften die Rüstungsaktien ihre Korrektur fortsetzen. Infrastruktur- und Baukonzerne sowie Banken dürften dagegen von der Spekulation auf einen Wiederaufbau der Ukraine profitieren, sagt er.
Ist das die Trendwende?
Der Dax startet fester in das heutige Geschäft. Der deutsche Börsenleitindex, der am Freitag mit 23.092 Punkten geschlossen und damit rund drei Prozent auf Wochensicht eingebüßt hatte, notiert aktuell im Bereich von 23.240 Zählern.
"Durchschnaufen ist angesagt, die Aussicht auf eine Trendwende besteht", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Raimund Brichta. "Die Wall Street hatte am Freitag ins Plus gedreht und auch in Asien legen die Kurse zu", erläutert er. "Auch der Bitcoin scheint sich stabilisiert zu haben."
Dax will zurück in die Trading-Range
Mit der erwarteten festen Eröffnung kämpft der Dax um eine Rückkehr in die Trading-Range zwischen knapp 23.300 Punkten und der Widerstandszone, die von 24.450 bis zum Allzeithoch bei 24.772 Punkten reicht. Vorbörslich wird der deutsche Leitindex knapp 1 Prozent höher direkt an der 23.300er Marke errechnet. Oberhalb liegt als nächste Hürde die 200-Tage-Linie bei 23.467, darüber die Gap-Oberkante bei 23.530. Negativ wäre laut Marktanalysten ein erneuter Rückschlag unter die 23.000er-Marke.
BHP gibt bei Anglo American klein bei
BHP hat seinen erneuten Anlauf zur Übernahme des Konkurrenten Anglo American nach ersten Gesprächen wieder aufgegeben. Das Unternehmen verfolge eine mögliche Verbindung mit Anglo American nicht weiter, teilte der Bergbaukonzern mit. Ein Zusammenschluss hätte zwar "starke strategische Vorzüge" geboten, hieß es von BHP weiter. Der Konzern sei jedoch auch von der Stärke seiner eigenen Wachstumsstrategie überzeugt.
Der Rückzieher von BHP kommt nur wenige Monate, nachdem Anglo Pläne für eine Fusion mit dem kanadischen Konkurrenten Teck Resources bekannt gegeben hatte. Mit dem Zusammenschluss soll ein weltweit führender Kupferproduzent entstehen. Die Aktionäre beider Unternehmen sollen in weniger als drei Wochen über die mehr als 60 Milliarden Dollar schwere Transaktion abstimmen.
Im vergangenen Jahr hatte BHP bereits versucht, Anglo American für rund 49 Milliarden Dollar zu übernehmen. BHP ist insbesondere an den Kupfervorkommen von Anglo in Lateinamerika interessiert, die für die Energiewende von Bedeutung sind. Der Deal scheiterte jedoch an der Forderung von BHP, dass Anglo seine südafrikanischen Platin- und Eisenerzgeschäfte abspaltet.
Zinsen runter, Asien-Aktien rauf
Mit Aufschlägen zeigen sich die asiatischen Börsen zu Wochenbeginn. Dabei reichen die Gewinne von 0,2 Prozent in Seoul bis 2,0 Prozent in Hongkong. Der Shanghai Composite zeigt sich wenig verändert. In Tokio findet wegen eines Feiertages kein Handel statt. Für eine positive Stimmung sorgt die Aussicht auf US-Zinssenkungen, die am Freitag auch schon die Wall Street angetrieben hatte. Sie war vor allem von Fed-Mitglied John Williams ausgelöst worden. Eine weitere Zinssenkung "in naher Zukunft" könnte gerechtfertigt sein, um die Zinssätze näher an eine neutrale Einstellung zu bringen, die das Wachstum weder beflügelt noch verlangsamt, so Williams. Die Äußerungen des Präsidenten der New Yorker Fed seien bemerkenswert, da er ein enger Vertrauter von US-Notenbankpräsident Jerome Powell sei, heißt es.
Immer mehr Fed-Vertreter, darunter auch einige, die sich im September und Oktober für Zinssenkungen ausgesprochen hatten, hatten dagegen in den vergangenen zwei Wochen angedeutet, dass sie eine weitere Senkung im nächsten Monat nicht für gerechtfertigt halten. Problematisch für die Börsen ist, dass die vom Trump-Shutdown gezeichneten US-Behörden keinen eigenständigen Inflationsbericht für Oktober vorlegen wollen. Er soll zusammen mit den November-Daten mit einer Verzögerung am 18. Dezember veröffentlicht werden.
Das bedeutet, dass die Fed über keine Beschäftigungs- und Inflationsdaten verfügen wird, die aktueller sind als die vom September, wenn sich die Mitglieder am 9. und 10. Dezember treffen, um ihre letzte geplante Zinsentscheidung für 2025 zu treffen.
Das ist los am Rohstoffmarkt
Am Rohstoffmarkt stagniert der Preis für die Nordseesorte Brent bei 62,49 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI notiert 0,2 Prozent schwächer bei 57,97 Dollar. Händler verweisen auf Hoffnungen auf eine mögliche Erhöhung des Angebots. Hintergrund sind die Verhandlungen und Diskussionen zwischen den USA und der Ukraine zu einem möglichen Friedensplan zur Beendigung des Krieges in der Ukraine.
Zwei Entwicklungen stützen den Dax
Mit einer festen Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten rechnen Marktteilnehmer zum Wochenauftakt. Der Dax wird vorbörslich knapp 1 Prozent höher an der Marke von 23.300 Punkten errechnet. "Die Risikobereitschaft nimmt wieder zu", so ein Marktteilnehmer. Die Futures auf die US-Indizes ziehen ebenfalls weiter an, und auch die Kryptowährungen können sich von den jüngsten Tiefs erholen. Am Rentenmarkt bewegen sich die Kurse dagegen nur wenig.
Gestützt wird die Stimmung von zwei Entwicklungen", so der Marktteilnehmer. Zum einen nehme die Zinssenkungsfantasie in den USA wieder zu. Der Chef der Fed-Filiale in New York John Williams sagte, eine weitere Zinssenkung könnte bereits in naher Zukunft gerechtfertigt sein. Die Zinssenkungserwartung für die Dezember-Sitzung stieg daraufhin auf über 70 Prozent von nur 40 Prozent vor der Rede.
Daneben stützt die Hoffnung auf ein Ende des Ukraine-Kriegs weiter die Stimmung. Nach dem Treffen der Ukraine-Unterstützungsrunde in Genf kommen positive Signale sowohl von den US-Vermittlern als auch von der Ukraine selbst. "Die Frage ist zwar, ob sich Russland kompromissbereit zeigt", so der Marktteilnehmer. Dass die Märkte hier relativ optimistisch seien, zeige der Ölpreis, der kaum von der steigenden Risikobereitschaft profitiere und in der Nähe der jüngsten Tiefs verharre.
Meta soll Studie zu psychischen Schäden vertuscht haben
Meta hat Gerichtsdokumenten zufolge eine Studie mit Belegen für psychische Schäden durch seine Plattformen gestoppt. In dem Forschungsprojekt "Project Mercury" aus dem Jahr 2020 hätten Nutzer, die eine Woche lang auf Facebook verzichteten, über "geringere Gefühle von Depression, Angst, Einsamkeit und weniger sozialen Vergleichsdruck" berichtet, heißt es in den Gerichtsakten. Anstatt die Ergebnisse zu veröffentlichen, habe Meta das Projekt jedoch beendet. Ein Meta-Sprecher wies die Vorwürfe zurück. Die Studie sei wegen methodischer Mängel eingestellt worden.
Die Enthüllungen sind Teil einer Klage von US-Schulbezirken gegen die Konzerne Meta, Google, TikTok und Snapchat. Den Klägern zufolge habe Meta aus Sorge um das Nutzerwachstum die Sicherheit von Jugendlichen bewusst vernachlässigt. So seien Schutzfunktionen absichtlich unwirksam gestaltet und Bemühungen gegen Kinderschänder blockiert worden. Ein Konto sei zudem erst nach 17 nachgewiesenen Fällen von versuchter sexueller Anbahnung entfernt worden. Konzernchef Mark Zuckerberg habe erklärt, die Sicherheit von Kindern sei nicht sein Hauptanliegen, da er sich auf das Metaverse konzentriere. Der Meta-Sprecher bezeichnete die Vorwürfe als "aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und auf Fehlinformationen beruhende Meinungen" und betonte, die Sicherheitsmaßnahmen seien wirksam.
"Wirtschaft ist Wirtschaft, Politik ist Politik …"
Die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA beschert den Börsen in Asien zum Wochenauftakt eine uneinheitliche Tendenz. Während der südkoreanische Leitindex Kospi um 0,7 Prozent zulegt, tendiert die Börse in Shanghai schwächer. Der Shanghai Composite verliert 0,3 Prozent auf 3821,68 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fällt 0,6 Prozent auf 4427,55 Punkte. An der Börse in Tokio wird wegen eines Feiertags nicht gehandelt.
Im Fokus stehen zudem die angespannten Beziehungen zwischen China und Japan. Auslöser sind Äußerungen der japanischen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi zu Taiwan. Auf der Automesse in Guangzhou zeigen sich chinesische Kunden davon jedoch unbeeindruckt. "Wirtschaft ist Wirtschaft, Politik ist Politik, und beides sollte nicht vermischt werden", sagt ein Kaufinteressent bei Honda. Trotz der Spannungen bleibt China für japanische Autobauer wie Nissan ein wichtiger Markt und Produktionsstandort.
Wird der Zollkonflikt zwischen den USA und der EU ausgeräumt?
Zollkonflikte, Überkapazitäten, Abschottung: Wenn US-Handelsminister Howard Lutnick und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer nach Brüssel kommen, werden voraussichtlich viele komplizierte Themen zur Sprache kommen. Die beiden US-Vertreter treffen die Handelsministerinnen und -minister der EU.
Im Zollstreit zwischen Brüssel und Washington gibt es eigentlich seit Monaten eine Grundsatzeinigung auf ein Abkommen. Doch es gibt immer noch offene Details zum umstrittenen Deal. So wird unter anderem um die Umsetzung einer im August veröffentlichten gemeinsamen Erklärung gerungen. Ob es nach dem Treffen greifbare Ergebnisse geben wird, ist noch unklar.
Im Sommer hatten sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump darauf geeinigt, dass für die meisten EU-Importe in die USA ein Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent gilt. Im Raum standen zuvor noch deutlich höhere Abgaben. Dafür hat von der Leyen unter anderem versprochen, dass die EU bis zum Ende von Trumps Amtszeit US-Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar kaufen will.
Yen steht am Devisenmarkt im Fokus
An den Devisenmärkten steht derweil der Yen im Mittelpunkt, der in der Nähe eines Zehnmonatstiefs verharrte. Händler sind wachsam bezüglich möglicher Interventionen der japanischen Behörden zur Stützung der Währung. "Der Dollar-Yen wird definitiv weiter steigen, auch wenn man versucht zu intervenieren", sagt Saktiandi Supaat, Devisenstratege bei Maybank. "Ich glaube nicht, dass sie die Richtung aufhalten können, vielleicht nur das Tempo."
Im asiatischen Devisenhandel gewinnt der Dollar 0,2 Prozent auf 156,62 Yen und legt auch zum Yuan leicht auf 7,1076 zu. Zur Schweizer Währung rückt er auf 0,8082 Franken vor. Der Euro notiert fast unverändert bei 1,1517 Dollar und zieht zum Franken leicht auf 0,9310 an.
Absturz oder Jahresendrally: Daran hängt's
Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt dürfte Experten zufolge in der letzten Novemberwoche nervös bleiben. Anleger fragen sich, ob das anhaltend rasante Wachstum des KI-Börsenlieblings Nvidia den Weg für eine Jahresendrally ebnet oder doch noch eine Korrektur droht.
Denn die stark gestiegenen Bewertungen der Tech-Giganten an der Wall Street schüren Zweifel an der Nachhaltigkeit der Rally. Am vergangenen Freitag rutschte der Dax zeitweise unter die Marke von 23.000 Punkten und verbuchte mit 23.091 Zählern am Ende einen Wochenverlust von rund drei Prozent. Die Angst der Investoren vor einer KI-Blase ist nach Meinung von Sören Wiedau von der Weberbank momentan zumindest überzogen. "Die Bewertungen sind zwar hoch, bewegen sich im historischen Vergleich aber nicht in extremen Regionen und werden vor allem durch eine dynamische Gewinnentwicklung gestützt", sagt der Portfoliomanager. "Viele führende börsennotierte KI- und Technologiekonzerne erwirtschaften so starke laufende Mittelzuflüsse, dass sie ihre milliardenschweren Investitionsprogramme weitgehend aus dem operativen Geschäft finanzieren können." Die Abhängigkeit von Fremdkapital bleibe damit überschaubar, anders als in früheren Übertreibungsphasen. Als besorgniserregend stufen Analysten von Raiffeisen Research jedoch die Tatsache ein, dass mittlerweile das Wohl des gesamten Aktienmarkts an Nvidia hänge. Die Abhängigkeit des Marktes von nur einem einzigen Sektor sei "fatal", heißt es auch bei den Strategen der LBBW.
Wie es um die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen bestellt ist, wird der IFO-Geschäftsklimaindex für November zum Wochenstart zeigen. Zuletzt hatte sich das Barometer aufgehellt. Am Dienstag wird dann die zweite Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland kommen. Dabei komme es vor allem auf die Detailzahlen an, sagt die Helaba. Zur Wochenmitte steht das sogenannte Beige Book der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im Blick, am Donnerstag bleibt wegen Thanksgiving die Wall Street geschlossen, am Freitag handelt sie dann nur verkürzt.