Leben

Holzstäbe mit Pferdeköpfen Mit dem Steckenpferd über den Parcours

Arwen freut sich über ihre drei Steckenpferde.

Arwen freut sich über ihre drei Steckenpferde.

(Foto: dpa)

"Hobby Horsing" ist vor allem in Finnland sehr beliebt. Dabei werden mit einem Steckenpferd Elemente aus dem Pferdesport nachgestellt. Schritt, Trab, Galopp im eigenen Garten begeistern aber nicht nur dort.

Erst zwölf Jahre alt ist Arwen Jäger und sie hat schon drei Pferde. In einem "Stall" im heimischen Garten in Stuttgart stehen Celine, Rubin Royale und Fraya Fe Feria 20080. Die drei brauchen nicht viel Platz in dem Gartenhaus, denn es handelt sich um Steckenpferde, mit denen Arwen ihre Freizeitbeschäftigung "Hobby Horsing" nachgeht. Diese Trendsportart aus Finnland findet auch hierzulande immer mehr Anhänger.

Im Garten werden Sprungelemente aufgestellt und mit Steckenpferd überwunden.

Im Garten werden Sprungelemente aufgestellt und mit Steckenpferd überwunden.

(Foto: dpa)

Seit den 1980er Jahren wird das Steckenpferd in Finnland nicht nur als Spielzeug betrachtet. Beim "Hobby Horsing" schwingen sich Kinder und Teenager auf Holzstäbe mit Pferdeköpfen aus Stoff und Wolle. Das Steckenpferd ist dabei häufig selbst gebastelt. Die Anhänger dieses Hobbys springen über Hindernisse, reiten im Zirkel oder galoppieren über den Platz. Dabei werden Elemente aus dem Pferdesport, beispielsweise Dressur- oder Springreiten, nachgestellt.

Doch wer denkt, dass es sich dabei um bloße Spielerei handelt, der liegt falsch. Der Anspruch von Arwen und anderen Fans des "Hobby Horsing" ist es, die Bewegungsabläufe des Pferdes ähnlich denen beim Springreiten oder Dressur so echt wie möglich mit dem eigenen Körper nachzustellen, ohne dass echte Pferde zum Einsatz kommen. Pferdenärrin Arwen hat einen Club gegründet. "Ich hatte keine Lust mehr, das alleine zu machen", sagt die Schülerin. Mit einem Plakat suchte sie Gleichgesinnte, die auch Lust zum Trainieren haben. "Es haben sich viele gemeldet und melden sich immer noch." Seither wird gemeinsam im Garten dem ungewöhnlichen Hobby nachgegangen.

So echt wie möglich

Arwen hat schon andere mit ihrem Hobby begeistert.

Arwen hat schon andere mit ihrem Hobby begeistert.

(Foto: picture alliance/dpa)

Vor ihrer Trainingseinheit wärmt sich Arwen zunächst ein paar Minuten auf. Los geht es dann an selbst gebauten Hindernisstangen vorbei und roten Mauern, wie man sie aus dem Turnunterricht kennt. Schließlich wird es ernst: Am ersten Hindernis wird die Höhe neu eingestellt. Arwen beginnt mit 65 Zentimetern und schafft das mit Leichtigkeit. Dann springt sie über 85 Zentimeter - auch kein Problem. "Mein Rekord liegt bei 95 Zentimetern. Ich springe mehr niedrig, dafür aber schön", sagt die Schülerin. Nach dem "Turnier" tätschelt Arwen ihr "Pferd" und verneigt sich vor dem imaginären Richter. Schließlich soll alles so echt wie möglich aussehen.

Arwen weiß vieles über Pferde, denn nicht nur Steckenpferde sind ihr Steckenpferd. Regelmäßig reitet sie auch ein echtes Pferd in einem nahe gelegenen Club. Welchen Beruf sie später einmal ausüben möchte? "Ich möchte Pferdetrainerin werden, mit eigenem Hof und Gestüt", erzählt die Zwölfjährige. "Oder Stuntreiterin."

Hobby-Horsing bereitet auf echte Pferde vor

Dass das ungewöhnliche Hobby weltweit immer bekannter wird, liegt auch an der Regisseurin Selma Vilhunen. Ihre Dokumentation "Hobbyhorse Revolution" gewann im Jahr 2017 zwei Auszeichnungen auf dem Filmfestival im finnischen Tampere und wurde auf Festivals in der Schweiz und den USA gezeigt. Sie porträtierte eine Gruppe von Mädchen und machte deutlich, dass es beim Steckenpferdreiten auch um Freundschaft und Solidarität geht und darum, füreinander einzustehen.

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Das bestätigt Nadine Seybold aus Gaildorf im Kreis Schwäbisch Hall. Sie bietet einmal die Woche "Hobby Horsing"-Trainings in einem Privatstall für Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren an. "Dieser Sport bietet sich an für Kinder, um sie an das Pferd heranzuführen oder den Kindern Angst vor dem Pferd zu nehmen", sagt Seybold. Ihrer Meinung nach fördert das "Hobby Horsing" Freundschaften unter Kindern. "Es ist gut für die Koordination und anstrengend. Eine Stunde Training und die Kinder sind platt."

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung und ihre Initiative "Kleine Kinder - kleine Ponys" verfolgt seit 2012 das Ziel, Kindern schon möglichst früh einen Zugang zum Pferd oder zum Pony zu ermöglichen. Das "Hobby Horsing" soll dabei jedem Kind das Thema Pferd näherbringen. "Somit kann das Pferd quasi in jedes Wohnzimmer, auf jeden Schulhof und in jeden Kindergarten gebracht werden", sagt die Leiterin der Abteilung Jugend, Maria Schierhölter-Otte.

Quelle: ntv.de, Tatjana Bojic, dpa

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