Panorama

650.000 Haushalte ohne Strom Blizzard fegt über USA

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(Foto: dpa)

Schneesturm "Nemo" legt weite Teile des Nordostens der USA lahm. Inzwischen sind rund 650.000 Haushalte ohne Strom. Auch die Versorgung eines Atomkraftwerkes bricht zusammen. Boston erwartet mehr als einen Meter Neuschnee. Gefühlte 32 Grad unter Null und Windgeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometer sind angekündigt.

Stromausfälle, verwaiste Straßen und Schnee so weit das Auge reicht: Der Wintersturm "Nemo" hat weite Teile der US-Ostküste gelähmt. Mehr als 650.000 Haushalten und Betriebe sind Medienberichten zufolge von Stromausfällen betroffen, mehr als 5000 Flüge und alle Zugverbindungen wurden gestrichen. Autobahnen und Innenstädte waren wie verwaist. Der Schnee häufte sich in einigen Regionen bereits bis auf über 80 Zentimeter an. In der Metropole Boston könnte Angaben des US-Wetterdienstes zufolge bis zu einem ganzen Meter Schnee fallen - so viel wie selten zuvor. Auch mindestens ein Todesopfer hat "Nemo" schon gefordert.

Der Schneesturm führte auch zur Abschaltung eines Atomkraftwerks. Die Stromversorgung des Reaktors in Plymouth in Massachusetts sei zusammengebrochen, teilte die Regulierungsbehörde mit. Daraufhin habe sich der Reaktor automatisch abgeschaltet. Es habe dabei keine Probleme gegeben. Es bestehe weder Gefahr für die Angestellten des Kraftwerks "Pilgrim Nuclear Power Plant", noch für die Bevölkerung.

Nationalgarde alarmiert

Für fünf Nordost-Staaten wurde der Ausnahmezustand ausgerufen: Massachusetts, New York, Connecticut, Maine und Rhode Island. 5000 Nationalgardisten wurden alarmiert. Erst am Mittag Ortszeit, also etwa 18 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, soll "Nemo" abflauen. Für den gesamten Bundesstaat Massachusetts wurde ein Fahrverbot verhängt. Wer trotzdem ins Auto steigt, dem drohen bis zu 500 Dollar (etwa 375 Euro) Strafe - oder sogar ein Jahr Gefängnis.

In Massachusetts ist privater Autoverkehr derzeit nicht erlaubt.

In Massachusetts ist privater Autoverkehr derzeit nicht erlaubt.

(Foto: dpa)

Gouverneur Deval Patrick hatte das Verbot ausgerufen. Ausnahmen gibt es nur für Rettungspersosnal, bestimmte Staatsbedienstete, Mitarbeiter der Versorgungsunternehmen und Journalisten. Ein Grund für den dramatischen Schritt sei die Erinnerung an den großen Blizzard von 1978 in den Neuengland-Staaten, als zahlreiche Autofahrer auf den Highways mit ihren Wagen lange im Schnee feststecken.

In Boston sahen auch einige auch das Positive: Die leeren schneebedeckten Straßen lockten dort vereinzelt Skilangläufer in die Kälte. Der Fernsehsender CNN filmte nachts um kurz vor 3 Uhr, wie zwei sportliche Männer ihre Runden drehten.

In der Nacht blieben auf einem Highway im US-Bundesstaat New York hunderte Fahrzeuge im Schnee stecken. Viele Autofahrer hätten inmitten des schweren Wintersturms auf dem "Long Island Expressway" auf Hilfe warten müssen, berichtete der Fernsehsender ABC.

Ein Todesopfer

Mindestens ein Todesopfer forderte "Nemo" bereits. Eine 18 Jahre alte Autofahrerin habe auf schneebedeckter Straße in Poughkeepsie (US-Staat New York) die Kontrolle über ihren Wagen verloren und einen Fußgänger überfahren, berichtete CNN. Der 74 Jahre alte Mann sei nach dem Unfall ins Krankenhaus gebracht worden und dort gestorben.

Der Blizzard zog auch über Gegenden hinweg, die bereits vor rund drei Monaten stark vom Wirbelsturm "Sandy" getroffen worden waren. Damals hatte es allein in den USA mehr als 100 Tote gegeben, Hunderttausende Menschen waren wochenlang ohne Strom. Der Schneesturm könnte in diesen Regionen auch zu neuen Überflutungen führen - den Vorhersagen zufolge sollten die Schäden aber geringer bleiben als bei "Sandy".

Tausende Flüge gestrichen

Bereits im Vorfeld waren in der Region mehr als 5000 Flüge und alle Zugverbindungen gestrichen worden, inzwischen sind es einige hundert Flüge mehr. Mehr als 60 Flughäfen seien betroffen, meldete die Webseite "Flight Aware". Auch Flüge aus Deutschland an die Ostküste, etwa von Frankfurt am Main, wurden annulliert. Viele Schulen blieben geschlossen. An Tankstellen und Supermärkten bildeten sich lange Schlangen. Auch in der Millionenmetropole New York schneite es heftig. Räumfahrzeuge waren im Dauereinsatz. Die derzeit laufende Modewoche konnte aber ohne große Änderungen weitergehen.

An einigen Orten der Ostküste fiel die gefühlte Temperatur wegen des Windes auf bis zu 32 Grad unter Null. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) werde der Sturm jedoch abflauen, kündigten die Meteorologen an. Der TV-Sender Weather Channel taufte das Unwetter "Nemo". Der Name gehe nicht auf den gleichnamigen Fisch im Disney-Film, sondern auf Jules Vernes Kapitän Nemo zurück.

Ein Bürgermeister in Connecticut hat den schweren Schneesturm im Nordosten der USA hingegen nach dem verstorbenen Erfolgs-Rapper "Notorious B.I.G." benannt. Das gleiche habe Mark Boughton, Bürgermeister der 80 000-Seelen-Stadt Danbury, schon bei einem Schneesturm vor zwei Jahren gemacht, hieß es am Samstag in einem Blog der Website "The New York Observer".

Quelle: ntv.de, dpa

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