Die tödlichen Schüsse auf Diren D. Deutschland schaltet sich ein
01.05.2014, 12:12 Uhr
IN Hamburg und Montana trauern Freunde um den 17-Jährigen.
(Foto: dpa)
Wieso erschoss ein Feuerwehrmann in den USA den deutschen Austauschschüler Diren D. in seiner Garage? Das wollen nun auch die deutschen Behörden herausfinden. Davon hängt ab, ob es ein Verfahren gegen den Todesschützen gibt.
Nach dem Tod eines deutschen Austauschschülers im US-Bundesstaat Montana versuchen nun auch die deutschen Behörden, den Tathergang zu rekonstruieren. Wie die Hamburger Staatsanwaltschaft erklärte, wurden die Ermittlungsakten der US-Kollegen angefordert.
Die Hamburger Stellen wollten die Ermittlungsunterlagen im Hinblick auf ein eigenes Ermittlungsverfahren prüfen, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Von der Auswertung hänge ab, ob ein Verfahren eröffnet werde. Dies sei Standard, wenn ein Bundesbürger im Ausland bei einer mutmaßlichen Straftat ums Leben komme.
Der 29-jährige Feuerwehrmann Markus K. hatte den deutschen Austauschschüler in der Nacht zum Sonntag in seiner Garage erschossen, offenbar weil er den unbewaffneten Jugendlichen für einen Einbrecher hielt. Ein Bekannter, der mit dem Hamburger in der verhängnisvollen Nacht unterwegs war, sagte aus, Diren habe etwas zu trinken gesucht.
Schütze erhält "Todesdrohungen"
Die US-Staatsanwaltschaft wirft dem Schützen vorsätzliche Tötung vor. Allerdings dürfen sich Hausbesitzer in Montana mit Waffengewalt verteidigen, wenn sie sich durch einen Eindringling auf ihrem Grundstück bedroht sehen. K. war zunächst festgenommen worden, befindet sich mittlerweile aber gegen Kaution auf freiem Fuß. Seitdem verschanzt er sich nach Angaben seines Verteidigers in seinem Haus, in dem er mit seiner Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Baby wohnt. "Die Familie hat mehrere Todesdrohungen bekommen", sagte sein Anwalt Paul Ryan.
Laut der Staatsanwaltschaft hatte K. seine Garage mit Kameras und Sensoren ausgestattet, nachdem bei ihm mehrfach eingebrochen worden war. Die Lebensgefährtin habe dann eine Handtasche als Köder in die offene Garage gelegt. Als am frühen Sonntagmorgen ein Alarm ausgelöst worden sei, habe K. seine Schrotflinte genommen und sich von außen der Garage genähert. Vier Mal feuerte der 29-Jährige demnach in die dunkle Garage, zwei Schüsse trafen den Teenager am Arm und am Kopf. Im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.
Das Gesetz zum Recht auf Selbstverteidigung gegen Einbrecher war 2009 auf Betreiben der US-Waffenlobby in Montana und anderen Bundesstaaten verschärft worden. Wer auf einen Eindringling schießt, gilt seither prinzipiell als unschuldig, wenn er plausibel machen kann, dass er sein Leben bedroht sah. Die Abgeordnete Ellie Hill, die für die Demokraten im Repräsentantenhaus von Montana sitzt, will nach der Tragödie eine Gesetzesänderung erwirken. "Der Einsatz von Waffen in unserem Land ist außer Kontrolle," sagte sie.
Die Familie des 17-jährigen Diren D. bereitet die Rückführung des Leichnams vor. Der Vater befindet sich seit Dienstagabend in Missoula, wie eine Sprecherin des deutschen Generalkonsulats in San Francisco bestätigte. Dem "Hamburger Abendblatt" zufolge will der aus der Türkei stammende Vater den Leichnam zunächst in die Hansestadt bringen, damit Freunde und Familie Abschied nehmen können. Anschließend solle Diren in der türkischen Stadt Bodrum nach islamischem Brauch beigesetzt werden.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa