Panorama

Havarie im sibirischen Kraftwerk Dutzende Tote vermutet

Nach dem schweren Unfall in Russlands größtem Wasserkraftwerk besteht kaum noch Hoffnung, die 64 vermissten Arbeiter lebend zu bergen. Taucher suchten in den überfluteten Bereichen des Kraftwerks von Sajano Schuschenskaja in Sibirien nach Überlebenden.

Nach dem möglicherweise durch eine defekte Turbine ausgelösten Unglück wurden bislang zwölf Tote bestätigt, zwei Menschen konnten lebend geborgen werden. "Wir haben keine tröstlichen Neuigkeiten", sagte der russische Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu im regionalen Staatsfernsehen. Das Schicksal von mehr als 60 Menschen sei weiterhin ungewiss. Der Chef des Kraftwerkbetreibers RusHydro, Wassili Subakin, sagte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, es sei "wenig wahrscheinlich", dass die Bergungsmannschaften auf Überlebende stoßen würden.

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Ein Blick über das Kraftwerk nahe Krasnojarsk.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Etwa tausend Spezialisten waren nach russischen Fernsehberichten an der Suche in den zerstörten Bereichen des Wasserkraftwerks beteiligt. Der Turbinensaal, in dem sich der Unfall ereignete, stand immer noch bis zu 20 Meter unter Wasser. Laut Schoigu waren drei Tauchergruppen im Einsatz, ein Tauchroboter sollte die Suchkräfte unterstützen. Auch in den nicht überfluteten Bereichen wurde nach möglichen Überlebenden gesucht.

Strafrechtliche Ermittlungen

Die genaue Ursache des Unfalls war weiter nicht vollständig geklärt. Der Kraftwerksbetreiber RusHydro erklärte zunächst, durch überhöhten Wasserdruck sei eine Turbine explodiert. Später erklärte RusHydro-Manager Alexander Toloschinow gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, der Unfall sei vermutlich auf einen defekten Turbinendeckel zurückzuführen.

Für einen terroristischen Anschlag gab es nach Angaben eines Sprechers der Ermittlungskommission der Staatsanwaltschaft keine Hinweise. Wegen möglicher Verstöße gegen die Arbeitssicherheit werde nun strafrechtlich ermittelt, hieß es.

Anstieg der Strompreise befürchtet

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Die Explosion verursachte immense Schäden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Behörden der Region Chakassien erklärten wegen des Unglücks den Mittwoch zum Trauertag. Das Wasserkraftwerk an dem riesigen Staudamm am Jenissei-Fluss nahe der Grenze zur Mongolei bleibt weiter abgeschaltet. Nach Angaben des Betreibers wurden drei der zehn Generatoren durch den Unfall zerstört. Die Anlage war noch in der Sowjetunion gebaut worden und ist mit einer Kapazität von 6,4 Millionen Kilowattstunden eine der größten der Welt.

In einem auf einer russischen Nachrichtenseite veröffentlichten Amateurvideo war eine Explosion am Fuß des Staudamms zu sehen. Aus Sorge, der gewaltige Staudamm am Jenissei könnte brechen, ergriffen Anwohner die Flucht. Später gaben die Behörden jedoch Entwarnung: Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.

Der Wiederaufbau könnte nach Angaben von RusHydro-Chef Subakin umgerechnet 222 Millionen Euro kosten. Da er mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen dürfte, befürchten die Behörden einen erheblichen Anstieg der Strompreise in der Region. Nach dem Unglück breitete sich zudem auf dem Jenissei-Fluss ein 25 Kilometer langer Ölteppich aus.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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