James "Whitey" Bulger droht lebenslänglich Gericht spricht US-Gangsterboss schuldig

Jahrelang kontrolliert und terrorisiert James "Whitey" Bulger Boston: Drogenhandel, Erpressung und sogar Mord werden ihm angelastet. Dann taucht er unter. Erst jetzt - fast 20 Jahre nach seinem Verschwinden - wird er zur Rechenschaft gezogen.
Eine Geschworenen-Jury hat den berüchtigten US-Gangsterboss James "Whitey" Bulger zwei Jahre nach seiner Festnahme wegen zahlreicher Morde und anderer Verbrechen für schuldig befunden. Die vier Frauen und acht Männer erklärten den 83-jährigen Mafia-Chef in 31 von 32 Anklagepunkten für schuldig, wie US-Medien berichteten. Das Strafmaß soll am 13. November verkündet werden. Bulger droht eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.
In den 1970er und 1980er Jahren soll Bulger unter anderem mehrere Morde in Auftrag gegeben oder gleich selbst verübt haben. Nach 16 Jahren auf der Flucht war er im Juni 2011 in Kalifornien festgenommen worden, wo er unter falschem Namen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin lebte.
Die Polizei beschlagnahmte in der Wohnung etwa 800.000 Dollar in bar und ein großes Waffenarsenal. Die Lebensgefährtin wurde 2012 zu acht Jahren Haft verurteilt, weil sie den Flüchtigen deckte. Bulger diente im Kinofilm "The Departed" der Figur von Hollywood-Star Jack Nicholson als Inspiration, der darin einen Mafia-Chef spielt.
Arbeitete Bulger mit dem FBI zusammen?
Laut Anklage agierten Bulger und seine Bande in Boston im Bundesstaat Massachusetts als "Richter, Jury und gelegentlich als Henker". Sie hätten als "das Gesetz in der Unterwelt" gehandelt, und als ihr Anführer sei Bulger "nach dem Gesetz für all das verantwortlich", sagte Staatsanwalt Fred Wyshak in seinem Schlussplädoyer.
Der Prozess hatte am 4. Juni begonnen, insgesamt wurden 63 Zeugen gehört. Einige berichteten von grausigen Praktiken der Bulger-Bande: So seien getöteten Opfern die Zähne herausgebrochen worden, um ihre Identifizierung durch die Polizei zu erschweren. Drei Hauptzeugen aus Bulgers Umfeld hatten gegen ihn ausgesagt, darunter der ehemalige Unterweltskumpane Stephen Flemmi, der durch seine Kooperation der Todesstrafe entging.
Auch die Polizei soll in den Fall Bulger verwickelt gewesen sei: "Das war der schlimmste Fall von Korruption in der Geschichte des FBI", zitierte die "New York Times" den Ex-Staatsanwalt und Kenner des Falls Bulger, Michael D. Kendall. So soll Bulger unter anderem mit Ermittlern zusammengearbeitet haben. Das habe der heute 83-Jährige allerdings bestritten.
Das FBI habe den Verbrecherchef gar alarmiert, wenn jemand gegen ihn aussagen wollte, sagte Bulgers Ankläger demnach. Bulger habe die Informanten daraufhin getötet oder umbringen lassen. Auch unbeteiligte Zeugen oder Rivalen seien aus dem Weg geräumt worden. Es sei Usus gewesen, dass er sich nach den Taten ausruhte, während andere die Spuren beseitigten.
"Lizenz zum Töten"
Die Verteidigung warf den Behörden vor, die Zeugenaussagen "gekauft" zu haben. Laut der "New York Times" wollen Bulgers Verteidiger das Urteil anfechten. Die Grundlage dafür sei, dass die Richterin das gewünschte Plädoyer seines Mandanten nicht zugelassen habe. Bulger habe sich mit dem Argument verteidigen wollen, dass ihm Immunität für seine Verbrechen zugesichert worden sei - oder wie es die Zeitung formulierte: Er behaupte, er habe eine "eine Lizenz zum Töten" gehabt.
Angesichts der Tatsache, dass Bulger aussagte, nie als FBI-Informant gearbeitet zu haben, erscheint diese Verteidigungsstrategie allerdings sehr fragwürdig. "Es ist schon schwer genug, ein Gericht davon zu überzeugen, dass man Immunität für nachgewiesene Morde hatte, wenn man ein Informant war", sagte ein namhafter Verteidiger der "New York Times". Behaupte man aber, nie Informant gewesen zu sein, sei es "unmöglich" so vor Gericht zu argumentieren.