Panorama

Draußen sitzen in Corona-Zeiten Kehren die Heizpilze zurück?

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In vielen deutschen Städten sind Heizstrahler verboten. Da es auf absehbare Zeit aber besser wäre, seinen Kaffee draußen statt drinnen zu trinken, fordert der Gastroverband nun, die Wärmebringer zu erlauben - zumindest für diesen Winter. Eine Stadt hat bereits angekündigt, eine Ausnahme zu machen.

In Deutschland sind sie bereits vielerorts verboten, in Frankreich soll das Verbot ab 2021 landesweit kommen: Heizstrahler vor Cafés und Restaurants sind in den vergangenen Jahren zunehmend verschwunden. Ein Gastronomie-Verband fordert nun, die Wärmebringer wegen der Corona-Pandemie zumindest im kommenden Winter wieder zu erlauben. Dabei hatten die Heizstrahler zuvor ein paar gute Jahre. Mit dem Rauchverbot in Kneipen 2007 stand vor fast jedem Lokal in Deutschland so eine mobile Heizung. Ein Berliner Unternehmer hatte sich sogar einst den Begriff "Heizpilz" schützen lassen, um damit gutes Geschäft zu machen.

Doch nach und nach gerieten die Geräte, die meist mit Gas betrieben werden, als Klimasünder in die Kritik. Das Umweltbundesamt warnte in einem Papier: "Aus Klimaschutzsicht sind Heizstrahler sehr kritisch zu beurteilen. Sowohl mit Propangas betriebene als auch elektrische Terrassenheizstrahler verursachen einen hohen CO2-Ausstoß." Laut Bund für Umwelt und Naturschutz verursachen die Heizpilze bei maximaler Leistung bis zu 3,5 Kilogramm CO2 pro Stunde.

In Berlin wurden die Wärmebringer ab 2009 in sechs Bezirken, darunter die Party-Hotspots Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, verboten - zumindest auf öffentlichem Straßenland. Hannover, Tübingen, Nürnberg, Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Konstanz, Ludwigsburg, Münster - die Liste von kleinen und großen Städten, in denen es mittlerweile komplette oder eingeschränkte Verbote der sogenannten Terrassenstrahler gibt, ist lang. Düsseldorf und Frankfurt prüfen Verbote. In den betroffenen Kommunen haben Gastronomen ihre Freisitze meist mit kuscheligen und deutlich umweltfreundlicheren Decken ausgestattet.

Dehoga fordert Ausnahmen in Corona-Zeiten

Doch weil sich Viren im Freien weniger verbreiten als in stickigen Kneipen, könnten die Terrassenstrahler in der Corona-Krise auf die Bürgersteige zurückkehren, sobald es wieder kälter wird. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) fordert, in diesem Jahr eine Ausnahme zu machen. "Ein Gastronom, der darüber nachdenkt, die Saison zu verlängern oder den Außenbereich zu erweitern, sollte die Möglichkeit haben, auch Heizpilze zu nutzen", sagt Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges.

In der Frage, wie hoch die Umweltbelastung tatsächlich wäre, solle man mit Augenmaß urteilen. "Ich gehe davon aus, dass in den betroffenen Kommunen viele Gastronomen in den vergangenen Jahren bereits in Alternativen investiert haben." Aber in Bezug auf mögliche Erweiterungen von Saison und Fläche sollten Betriebe nun alle Möglichkeiten ausschöpfen können.

Hartges geht davon aus, dass die Stadt- und Kreisverbände mit den betroffenen Kommunen Gespräche führen werden, "um eine praxistaugliche Lösung zu bekommen". Tübingen ist über diese Diskussion schon hinaus und macht in Bezug auf die Nutzung der Geräte, die im Zuge einer Klimaschutzkampagne von der Stadt als "Energiefresser und Kohlendioxid-Quellen" bezeichnet wurden, eine Ausnahme.

Oberbürgermeister Boris Palmer sagte der "Südwest Presse": "Solange man drinnen sitzen konnte, waren Heizpilze vor allem eine Klimasauerei." Mit Corona könne man aber schlecht drinnen sitzen. "Daher werden wir diesen Winter Heizstrahler ausnahmsweise gestatten.“ Welche Technik dafür die beste sei, müsse noch geklärt werden. Auch beispielsweise in Regensburg hat die CSU-Stadtratsfraktion eine Aufhebung des Verbotes im Blick. In Berlin setzen sich laut "Tagesspiegel" die Fraktionen von CDU und FDP für eine Ausnahmeregelung ein.

Quelle: ntv.de

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