Panorama

Corona-Ausbruch in Niedersachsen Landkreis Vechta nähert sich kritischer Marke

Hähnchen-Verarbeitung im industriellen Maßstab: Mehr als 1000 Menschen arbeiten in diesem Schlachtbetrieb in Lohne.

Hähnchen-Verarbeitung im industriellen Maßstab: Mehr als 1000 Menschen arbeiten in diesem Schlachtbetrieb in Lohne.

(Foto: dpa)

Im Nordwesten Deutschlands zeichnet sich ein neuer Brennpunkt ab: Im Umfeld einer Geflügelschlachtfabrik bei Vechta stecken sich Dutzende Menschen mit dem Coronavirus an. Noch liegt das Fallaufkommen in der Region zwischen Bremen und Osnabrück knapp unter der Obergrenze. Die Behörden vor Ort versuchen, einen Lockdown im Landkreis zu vermeiden.

Der Coronavirus-Ausbruch im Landkreis Vechta rund 60 Kilometer südwestlich von Bremen hat in der Region Sorgen vor neuen Pandemie-Auflagen ausgelöst. Unter Mitarbeitern eines Schlachtbetriebs in der Kleinstadt Lohne bei Vechta waren zuvor zahlreiche Ansteckungen aufgetreten. Das lokale Fallaufkommen stieg dadurch zu Wochenbeginn auf 44,5 Fälle binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner. Die kritische Obergrenze, die auf eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zurückgeht, liegt bei 50.

Der Landkreis Vechta ist damit nicht nur die aktuell am schwersten betroffene Region Deutschlands, sondern steht mit der Annäherung an die Obergrenze auch überregional unter gesonderter Beobachtung. Im Landkreis Vechta leben mehr als 140.000 Menschen. "Ein Lockdown für das Kreisgebiet oder ähnliche Maßnahmen werden derzeit nicht ergriffen", betonte die Kreisverwaltung am Wochenende. Zu diesem Zeitpunkt lag die Sieben-Tage-Inzidenz dort allerdings noch bei 41,7. In den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist mit Stand Montag ein weiterer leichter Anstieg zu erkennen.

Ausgangspunkt des Infektionsgeschehens ist ein Hähnchenschlachthof in Lohne. Unter den Mitarbeitern dort hatten sich mindestens 66 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 35 von ihnen wohnen im Landkreis Vechta, 27 im Landkreis Diepholz, zwei im Landkreis Osnabrück und jeweils eine Person im Landkreis Cloppenburg und in Delmenhorst. Insgesamt sind im Landkreis Vechta aktuell 67 Menschen mit dem Virus infiziert, für die mit weiteren 90 engen Kontaktpersonen eine Quarantäne angeordnet wurde. Derzeit befinden sich nach Angaben des Landkreises insgesamt 157 Personen in Quarantäne. Zwei Erkrankte werden stationär behandelt.

Fallzahlen könnten noch steigen

Die Suche nach weiteren Kontaktpersonen sollte zu Wochenbeginn anlaufen. Damit ist noch nicht ausgeschlossen, dass die Fallzahlen vor Ort weiter steigen könnten. Aufgetreten waren die Coronavirus-Fälle im Umfeld des zur PHW-Gruppe (Wiesenhof) gehörenden Schlachtbetriebs "Oldenburger Geflügelspezialitäten" (OGS). Das Unternehmen zählt zu den größten Arbeitgebern in Lohne.

In der Schlachtfabrik läuft der Betrieb bislang unverändert weiter. Die Behörden sähen keine Veranlassung für eine Schließung, hieß es. Es handele sich um eine Ermessensfrage, sagte der Landrat des Landkreises Vechta, Herbert Winkel. "Wir konnten keinen bestimmten Infektionsherd feststellen", erklärte er. Es gebe zwar ein größeres Ausbruchsgeschehen, das sich auf ein Kartonage-Lager zurückführen lasse, wo sich einige Mitarbeiter in den Pausen getroffen hatten. Das Hygienekonzept des Betriebs sei aber gut. Die Mehrheit der Betroffenen habe sich wohl in der Freizeit infiziert.

Von den 1046 Mitarbeitern der Hähnchen-Schlachterei wurden bei einem Reihentest zunächst mehr als 60 Personen positiv auf Covid-19 getestet. Alle Infizierten wurden umgehend unter Quarantäne gestellt. Auch direkte Angehörige mussten sich auf Anordnung der Behörden zunächst isolieren. Weitere Kontaktpersonen sollen ab Montag ermittelt werden.

Zwar sei ein Großteil des infrage kommenden Personenkreises bereits kontaktiert worden, dennoch sollte ab Montag noch nach weiteren möglichen Kontaktpersonen aus dem persönlichen Umfeld der Mitarbeiter gesucht werden, wie ein Sprecher des Landkreises sagte. Mitte der Woche solle es zudem neue Reihentestungen unter den Schlachthofmitarbeitern geben, sagte der Sprecher.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen