Sauftourismus, Klauhuren und Prügelattacken Mallorca bemüht sich um besseres Image
04.07.2013, 20:31 Uhr
Trotz negativer Schlagzeilen bleibt Mallorca für viele das liebste Reiseziel.
(Foto: picture-alliance/ ZBSP)
Die Berichte über das liebste Reiseziel der Deutschen könnten nicht schlechter sein. Seit Monaten verfestigt sich der Eindruck einer verwahrlosten Insel, auf der an jeder Ecke volltrunkene Taschendiebe warten. Mit neuen Verordnungen und einer Imagekampagne versuchen die Mallorquiner zu retten, was zu retten ist.
Tatort Ballermann: In der Nähe der wohl berühmtesten Strandbar auf Mallorca liefern sich deutsche Urlauber Prügeleien mit afrikanischen Straßenhändlern, während Banden von Prostituierten betrunkene Touristen ausrauben. Auf der Lieblingsinsel der Deutschen entfachten zu Beginn der Hochsaison Negativschlagzeilen große Aufregung. Den Höhepunkt bildete eine mehrseitige Reportage über "Mallorcas dunklen Sommer". "Glücksritter, Billigprostituierte und organisierte Banden beherrschen die Playa de Palma nach Sonnenuntergang", schrieb die "Bild am Sonntag".
Die Reaktionen der Spanier auf die deutsche Presse lassen nicht auf sich warten. Am schnellsten reagierte die Polizei. Über Twitter versicherte sie: "Glaubt uns: Mallorca wird in diesem Sommer so wunderbar sein wie immer". Bei den Bemühungen um eine Imagepolitur ist jetzt offensichtlich Teamwork angesagt. DieHoteliers zogen nach und meinten, die Medienberichte vermittelten einen falschen Eindruck. So betonte Aurelio Vázquez, Präsident des Hoteliersverbandes von Mallorca (Fehm), dass die Angaben zur Kriminalität falsch seien. Die Zahl der Delikte hat im Vergleich zum Vorjahr zwar zugenommen. Allerdings nur um 0,25 Prozent. Der spanische Sicherheitsstaatssekretär Francisco Martínez sagte der "Mallorca Zeitung": "Es gibt weder eine alarmierende, noch eine steigende Tendenz."
Maßnahmen gegen den Sauftourismus

Eimersaufen auf Mallorca: Auf der Lieblingsinsel der Deutschen sorgten zu Beginn der Hochsaison Negativschlagzeilen für Aufregung.
(Foto: dpa)
Zugleich zeigt sich die Insel bemüht, den Imageschaden zu beheben. An einem bestimmten Strandabschnitt der Playa de Palma, der Hochburg des deutschen Massentourismus, wurden Open-Air-Trinkgelage außerhalb der Lokale eingedämmt. Rund um die bekannte Partymeile von Bier- und Schinkenstraße darf von 22 bis 1 Uhr auf der Straße kein Alkohol mehr getrunken werden. In den Supermärkten der Umgebung gehören Putzeimer mit Alkohol, Erfrischungsgetränken, Eiswürfeln und Strohhalmen zum Standardsortiment.
Im kommenden Jahr sollen dort Trinkgelage auf der Straße generell verboten werden. Die Verordnung ist im übrigen Stadtgebiet von Palma de Mallorca schon umgesetzt. Am "Ballermann" werden allerdings noch keine Bußgelder verhängt wie andernorts in der Stadt. Die Hoteliers ließen zudem mehrsprachige Faltblätter drucken, auf denen die Gäste vor Prostituierten, Hütchenspielern, Masseusen, Taschendieben oder dem übermäßigen Genuss von Alkohol gewarnt werden.
Mallorca soll Insel des Qualitätstourismus werden
"Die Saufgelage sind nicht vereinbar mit einem Qualitätstourismus, wie wir ihn an der Playa de Palma anstreben", sagte der Tourismusdezernent der Inselhauptstadt, Alvaro Gijón. Die negativen Presseberichte schoben offenbar auch die stockenden Pläne zur Generalsanierung der Gegend neu an. Seit mehreren Jahren gibt es Pläne zur Aufwertung der Bucht. Die Stadtverwaltung erließ nun eine Verordnung zur Verschönerung des Straßenbildes, die ab Juni 2014 in Kraft treten soll.
Die Klagen über Sauftourismus und Kleinkriminalität auf Mallorca sind im Grunde nicht neu. Sie konzentrieren sich auf die Partymeilen an der Playa de Palma oder in der britischen Urlauberhochburg Magaluf. In anderen Gegenden der Insel geht es ruhiger und beschaulicher zu. Die Buchungszahlen belegen Mallorcas ungebrochene Anziehungskraft. Die Belegungsrate der Hotels liegt im Juli und August seit Jahren zwischen 80 und 90 Prozent. In diesem Jahr seien bereits Anfang Juli 80 Prozent der Hotelbetten auf der gesamten Insel gebucht gewesen, teilte der Hoteliersverband Fehm mit.
Quelle: ntv.de, fst/dpa