Panorama

Versorgung der Taifun-Opfer desolat Massenbegräbnis nach Schüssen gestoppt

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Fünf Tage nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" sagen Länder aus aller Welt den Philippinen Hilfe zu. Diese habe sie auch bitter nötig, denn die Lage in der Katastrophenregion wird immer prekärer. In den Straßen hängt Leichengeruch, die Angst vor Seuchen geht um.

Die Ohnmacht der hungernden Taifun-Opfer auf den Philippinen schlägt mittlerweile in verzweifelte Gewalt um. Auch fünf Tage nach der verheerenden Naturkatastrophe sitzen Hunderttausende ohne Essen und Trinkwasser in den Trümmerbergen des riesigen Katastrophengebiets. Die Behörden mussten sogar eine Massenbestattung von Opfern des Taifuns "Haiyan" stoppen, weil es am Rande zu einer Schießerei gekommen war.

Die Gräber seien bereits ausgehoben und ein Laster voller Leichen auf dem Weg dorthin gewesen, als die Polizei ihn zur Umkehr zwang, sagte Alfred Romualdez, der Bürgermeister der besonders stark von dem Unwetter betroffenen Stadt Tacloban auf der Insel Leyte. Die Beamten hätten damit auf Schüsse reagiert.

In Tacloban liegen noch immer zahlreiche Todesopfer in den Straßen. Ihre Bergung wird auch durch den Mangel an Leichensäcken verzögert. Korrespondenten zufolge hing ein Leichengeruch über der Stadt. Ärzte warnen, dass die verwesenden Körper angesichts der tropischen Hitze auf den Philippinen leicht zu einem Krankheitsherd werden könnten.

Die Behörden haben zunehmend Mühe, die Lage in den Sturmgebieten unter Kontrolle zu halten. Viele Einwohner sind aufgebracht, weil sie nichts zu essen und kein sauberes Trinkwasser haben. Am selben Tag waren acht Menschen beim Ansturm auf ein Reislager in Tacloban ums Leben gekommen, als eine Mauer unter dem Druck der Massen zusammenbrach und in großen Stücken auf die Verzweifelten fiel.

Mehrere tausend Menschen hatten in Alangalan rund 100 Kilometer südlich von Tacloban das Lagerhaus gestürmt. Nach Angaben von Rex Estoperez, Sprecher der nationalen Nahrungsmittelbehörde, erbeuteten sie fast 130.000 Säcke Reis zu 50 Kilogramm das Stück. Er appellierte an die Menschen, den Reis "mit anderen zu teilen und nicht zu verkaufen". Der Reis habe umgerechnet einen Wert von gut 21 Millionen Euro, sagte er.

Kritik an der Regierung

Der Küstenort Tanawan wurde komplett zerstört.

Der Küstenort Tanawan wurde komplett zerstört.

(Foto: AP)

Das Problem ist nach wie vor, Lebensmittel und Wasser zu den Betroffenen zu bringen. Die Menschen werden immer verzweifelter. "Bitte habt Verständnis: Eine Katastrophe von diesem Ausmaß haben wir noch nie erlebt", sagte das Kabinettsmitglied Rene Almendras. "Wir haben ein System, aber es ist nicht perfekt", räumte der Chef des Katastrophenstabes Eduardo del Rosario ein. Es gab aber auch eine Reihe von kritischen Stimmen: "Es ist wirklich ärgerlich, niemand in der Regierung scheint die Zügel in der Hand zu haben", sagte beispielsweise der Kongressabgeordnete Carlos Zarate. "Die Menschen verhungern oder sterben an Durchfall". Auch der Bürgermeister von Davao, Rodgrigo Duterte, klagte: "Nicht Gott hat die Menschen bei diesem Desaster verlassen, sondern die Regierung."

Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 2275, wie die Behörde für Katastrophenschutz berichtete. Sie listet nur bestätigte Fälle auf und macht keine Schätzungen. Viele Menschen wurden allerdings noch unter den Trümmern vermutet, einen Überblick über die gesamte Totenzahl gab es nicht. Präsident Benigno Aquino hatte zuvor in einem Interview mit CNN gesagt, die Gesamtzahl könne bei 2500 liegen.

Von der Katastrophe sollen elf Millionen betroffen sein. Viele haben kein Dach mehr über dem Kopf. Mindestens zwei Millionen Menschen, vor allem Kinder, sind nach Schätzungen von Hilfsorganisationen akut von der Nahrungsmittelknappheit betroffen.

Im Notstandsgebiet sind inzwischen zahlreiche mobile Einheiten mit Ärzten und Pflegern unterwegs, um Erste Hilfe zu leisten - unter ihnen auch Teams aus Deutschland. Aber selbst im Krankenhaus von Tacloban, das bei dem Taifun unter Wasser stand, gebe es nicht genügend Trinkwasser, berichtete ein Reporter der BBC.

Heftiger Regen hatte viele der Trümmerfelder, in denen Menschen meist unter freiem Himmel hausen, unter Wasser gesetzt. Am Mittwoch verzogen sich die Wolken in der Region um Tacloban zunächst, aber der Wetterdienst rechnet in den kommenden Tagen mit weiteren Regenfällen.

Quelle: ntv.de, ppo/rts/dpa

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