Panorama

Brief an Papst Benedikt XVI. Mixa zieht sich zurück

Die Gläubigen hatte er pastoral zum Zusammenhalt aufgerufen, geschlagene Heimkinder um Verzeihung gebeten und die aufgebrachten Priester in seinem Bistum mit seinem Charisma zu besänftigen versucht. Doch die Demutsgesten von Bischof Walter Mixa reichten nicht aus.

Mixa hat wohl eine Entscheidung getroffen.

Mixa hat wohl eine Entscheidung getroffen.

(Foto: dpa)

Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat seinen Rücktritt eingereicht. Nach Informationen der "Augsburger Allgemeinen" schrieb Mixa einen Brief an Papst Benedikt XVI. und bot darin seinen Rücktritt vom Amt des Bischofs von Augsburg wie auch vom Amt des Militärbischofs der Bundeswehr an.

Mixa begründet seinen Rücktritt demnach mit einer übergeordneten Verantwortung für sein Bistum. Die "anhaltenden öffentlichen Diskussionen" um seine Person, hätten "Priester und Gläubige schwer belastet". Er wolle nun den Weg für einen Neuanfang freimachen, zitiert die Zeitung aus der Erklärung.

Zuletzt drängten auch die katholischen deutschen Bischöfe ihren umstrittenen Amtsbruder dazu, sein Hirtenamt ruhen zu lassen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte in Freiburg, er habe in den vergangenen Tagen - wie auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx - mehrfach mit Mixa gesprochen. Dabei habe man mit Mixa überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", sagte Zollitsch. Aus der Politik wurden die Forderungen nach einem Rücktritt Mixas lauter.

Ein Rückzug Mixas sei geeignet, "eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken", erklärte Erzbischof Zollitsch. "Darüber hinaus könnte eine vorübergehende räumliche Distanz ihm die Möglichkeit geben, nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken."

Der Schritt des obersten Repräsentanten der deutschen Bischöfe gilt als einzigartig in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in der Bundesrepublik. Wahrscheinlich war schon dieser Vorstoß mit dem Vatikan abgestimmt..

Rücktrittsforderungen auch aus der Politik

Auch der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Franz Maget (SPD), forderte einen Rücktritt Mixas. Er füge seiner Kirche Schaden zu, sagte Maget. "Deswegen ist ein solcher Rücktritt zwingend erforderlich." Auch der Nürnberger CSU-Sozialpolitiker Hermann Imhof rief Mixa auf, auf, wegen der vielen Vorwürfe gegen ihn sofort zurückzutreten. Die CSU-Spitze äußerte sich nicht zu den Rücktrittsforderungen. Parteichef Horst Seehofer verwies lediglich auf das für den 4. Mai geplante Treffen mit den katholischen Bischöfen Bayerns. SPD und Grüne fordern bereits seit Tagen den Rücktritt des Bischofs.

Helmut Mangold, der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates, sagte der dpa, eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe gegen Mixa wäre ihm lieber gewesen. Die überwiegende Mehrheit der Katholiken im Bistum fordere aber Mixas Rücktritt, er sei kaum mehr zu halten. Der Vorstoß von Zollitsch müsse für Mixa ein "seelischer Schock" sein.

"Man kann wirklich nur hoffen, dass Walter Mixa möglichst bald dem doch sehr bemerkenswerten "brüderlichen Rat" von Zollitsch Folge leiste, erklärte Sprecher Christian Weisner von der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Mixa habe "durch seine irritierende Aussage über die Missbrauchsursachen, seine Verunglimpfung der Opfer und das überlange Zögern nicht nur seinem Bistum, sondern dem Ansehen des Bischofsamtes und der Glaubwürdigkeit der ganzen katholischen Kirche in der augenblicklichen Kirchenkrise außerordentlich geschadet."

Prügelgeständnis

Mixa soll als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal geprügelt haben, räumt aber trotz vorliegender eidesstattlicher Erklärungen allenfalls Ohrfeigen ein. Zunächst hatte er jede Gewalt gegenüber Kindern "reinen Herzens" bestritten.

Er soll in der Zeit in Schrobenhausen zudem nennenswerte Geldbeträge aus dem Vermögen einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet haben und erklärt dazu lediglich, es mit der "finanziellen Zuordnung" nicht so genau genommen zu haben. Die Vorwürfe werden derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft. Es geht um überteuerte Kunstwerke und Teppiche, Wein, Möbel, Mixas Bischofsring und ungeklärte Zahlungen, die in Verantwortung von Mixa aus dem Stiftungsvermögen widerrechtlich bezahlt worden sein sollen.

Quelle: ntv.de, dpa

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