Panorama

Vater von Menschenopfern fasziniert Nantes trauert um Mordopfer

Mit einem Trauergottesdienst nimmt Nantes Abschied von der getöteten Familie. Bischof Jammes spricht von einer "schweren Probe". Nach dem verschwundenen Vater wird weiterhin gefahndet. Wie jetzt bekannt wird, diskutierte er im Internet über Tier- und Menschenopfer.

Mit Fotos, Kerzen und Blumen gedenken die Menschen der Mutter und der vier Kinder.

Mit Fotos, Kerzen und Blumen gedenken die Menschen der Mutter und der vier Kinder.

(Foto: REUTERS)

Eine Woche nach dem spektakulären Leichenfund im westfranzösischen Nantes haben hunderte Menschen Abschied von der getöteten Familie genommen. Der Bischof von Nantes, Jean-Paul Jammes, sprach beim Trauergottesdienst in der Kirche Saint-Félix von einem "Abgrund des Absurden und der Sinnlosigkeit". Agnès Dupont de Ligonnès und ihre vier Kinder, die allesamt erschossen wurden, sollen am Samstag im Burgund beigesetzt werden.

Bischof Jammes nannte das Familiendrama eine "sehr schwere Probe". Freunde erinnerten an die in der Diözese Nantes engagierte Mutter und die Kinder, die zwischen 13 und 20 Jahre alt waren. "Du hättest es viel lieber gehabt, dass wir dein Leben feiern, als dass wir deinen Weggang beweinen", sagte eine Freundin des ältesten Sohnes Arthur. Eine Freundin der Mutter hob das Lächeln der 48-Jährigen hervor - "trotz der verborgenen Schwierigkeiten".

Fünf Leichenwagen hatten die Särge kurz vor Beginn der Zeremonie zur Kirche gebracht, der Priester geleitete die Särge mit den sterblichen Überresten der Familie dann in das Gotteshaus. Die streng katholische Familie war oft in die Kirche Saint-Félix gegangen, der jüngste Sohn Benoît sang dort im Chor.

Opfergaben-Diskussion im Internet

Aus dem Leben des Familienvaters werden derweil immer mehr bizarre Details bekannt. Auf der katholischen Internetseite "cite-catholique.org" diskutierte der 50-Jährige über Tier- und Menschenopfer und die "göttlichen Offenbarungen" seiner Mutter, berichtete die Zeitung "Libération". Im April 2010 hatte er demnach eine Internet-Diskussion eröffnet mit dem Titel: "Die Notwendigkeit der Opfergabe". Er schrieb: "Worin besteht der Nutzen oder die Lust Gottes, wenn man ihm ein Tier opfert, ein Kind, einen Menschen ... seinen Sohn? Danke für eure Antworten."

Die Polizei wertet die Internetaktivitäten des tatverdächtigen Vaters als wichtige Hinweise auf dessen Geisteszustand. Spuren sollen derzeit nach Österreich und Schweden führen. Mit Unterstützung der internationalen Polizeiorganisation Interpol wird mittlerweile weltweit nach dem Mann gesucht. Der 50-Jährige, der hinter der Fassade eines religiösen Durchschnittsbürgers offensichtlich ein Doppelleben führte, soll zuletzt im südfranzösischen Roquebrune-sur-Argens gesehen worden sein.

Geldprobleme und Schießunterricht

Die Tat macht die Trauernden fassungslos.

Die Tat macht die Trauernden fassungslos.

(Foto: REUTERS)

Die Angehörigen der Opfer hatten in der Todesanzeige darum gebeten, auf Kränze und Blumen zu verzichten. Die Medien forderten sie auf, den Schmerz der Hinterbliebenen zu respektieren. Die Beisetzung soll am Samstag im kleinen Kreis im Heimatort der Mutter im Burgund folgen. Die Familie galt nach außen hin als harmonisch. Agnès Dupont de Ligonnès hatte allerdings im Internet ihren Kummer über den stets abwesenden Mann geklagt, der ihre Erbschaft durchgebracht habe.

Der 50-jährige Xavier Dupont de Ligonnès hatte zudem offenbar Geldprobleme. Nach der Entdeckung der Leichen meldete sich eine Geliebte zu Wort, die ihm 50.000 Euro geliehen haben will. Offiziell gilt der Geschäftsmann als Zeuge in dem Mordfall. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass der Mann seine Familie umbrachte. So nahm er Schießunterricht, besaß eine Waffe des Kalibers der Todeswaffe und kaufte vor der Tat, die zwischen dem 3. und 5. April geschah, Jutesäcke und Kalk. Darin waren die Leichen eingewickelt, die laut Polizei "methodisch" durch Schüsse in den Kopf hingerichtet wurden. Der jüngste Sohn hatte auch Einschüsse in der Brust. Auch die beiden Labrador-Hunde der Familie fanden die Ermittler tot im Garten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen