"Ich musste seine Hand küssen" Neuer Prügel-Vorwurf gegen Mixa
14.04.2010, 21:55 UhrNach sieben eidesstattlichen Erklärungen gegen den Augsburger Bischof Mixa liegt nun eine achte vor, in der der Geistliche beschuldigt wird, Kinder geschlagen zu haben. Der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Jesuitenpater Mertes, befürchtet, dass das Raumschiff Kurie "den Bodenkontakt zu verlieren droht".
Eine weitere eidesstattliche Versicherung gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa liegt der ARD vor. Darin erkläre eine heute 51-jährige Frau, als Kind mehrfach von Mixa geohrfeigt worden zu sein, teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit. "Er hat mich mehrmals geschlagen, mit der flachen Hand ins Gesicht", versichert die Frau an Eides statt. Weiter sagte sie nach Angaben des Senders: "Ich musste mich bei ihm entschuldigen und seine Hand küssen."
Die Frau hatte den NDR-Angaben zufolge 1971 den Firmunterricht bei dem damaligen Pfarrvikars Mixa im bayerischen Weilach besucht. Damit liegt nun die achte eidesstattliche Versicherung gegen den Augsburger Bischof vor, der Kinder geprügelt haben soll. Die ersten sieben Versicherungen stammen von ehemaligen Heimkindern aus dem Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Dort war Mixa von 1975 bis 1996 als Stadtpfarrer tätig.
Bislang hat das Bistum auf Vorwürfe dieser Art mit der Beteuerung der Unschuld des Bischofs reagiert. "Die Vorwürfe werden nicht wahrer, indem man sie permanent wiederholt oder dass sie zahlenmäßig durch die ein oder andere anonyme eidesstattliche Erklärung ergänzt werden", zitiert die ARD Mixas Pressesprecher Dirk Hermann Voß.
Mertes: Nicht die Bischöfe sind die Opfer
Der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, der Jesuitenpater Klaus Mertes, hat Mixa scharf angegriffen. "Wir dürfen Opfer nicht diskreditieren, wie er es tat", sagte Mertes in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". Mertes äußerte sich auch kritisch zum Umgang einiger Bischöfe mit dem Missbrauchsskandal. Diejenigen, die sich selbst als Opfer darstellten, "diskreditieren die gesamte Kirche", sagte der Jesuitenpater. Die Kurie sei ein Raumschiff, "das den Bodenkontakt zu verlieren droht". Zur Rolle von Papst Benedikt XVI. sagte er dagegen, er habe "großen Respekt" vor ihm, "weil er in der Frage des Missbrauchs keine Angst vor der Wahrheit gezeigt hat".
Der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche hatte seinen Anfang mit Enthüllungen am Berliner Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg genommen. Mertes machte Berichte über sexuelle Übergriffe zweier Patres in den 70er und 80er Jahren öffentlich, als er im Januar rund 500 ehemalige Schüler in einem Brief um Entschuldigung bat und dazu aufrief, "das Schweigen zu brechen".
Quelle: ntv.de, AFP/dpa